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Niedermolekulare Heparine Arzneimittelgruppen Antithrombotika Heparine

Niedermolekulare Heparine sind Wirkstoffe aus der Gruppe der Antithrombotika, welche für die Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen venösen Ursprungs eingesetzt werden. Dabei handelt es sich insbesondere um tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien. Die Effekte beruhen auf der Bindung und Aktivierung von Antithrombin. Antithrombin inaktiviert seinerseits den Gerinnungsfaktor Xa in der Blutgerinnungskaskade. Die Arzneimittel werden in der Regel subkutan und seltener auch intravenös gespritzt. Die Dosis ist vom Körpergewicht des Patienten abhängig. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutungen, eine Thrombozytopenie, ein vorübergehender Anstieg der Leberwerte und lokale Reaktionen an der Einstichstelle wie beispielsweise ein Bluterguss.

synonym: LMWH, NMH

Produkte

Niedermolekulare Heparine sind als Injektionslösungen im Handel, in Form von Fertigspritzen, Ampullen und Stechampullen. Die heute in der Schweiz gängigen Wirkstoffe wurden erstmals Ende der 1980er-Jahre zugelassen. In einigen Ländern sind Biosimilars verfügbar. Die Wirkstoffe werden im Englischen mit dem Akronym LMWH abgekürzt (Low Molecular Weight Heparins).

Fertigspritze, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Struktur und Eigenschaften

Niedermolekulare Heparine sind Salze sulfatierter Glykosaminoglykane, welche durch eine chemische oder enzymatische Depolymerisierung oder Fraktionierung von Heparin gewonnen werden. Heparin ist ein tierisches Produkt aus der Darmschleimhaut von Schweinen. Die mittlere Molekülmasse der niedermolekularen Heparine liegt unter 8000 Da. Bei unfraktioniertem Heparin beträgt es etwa 15'000 Da.

Heparine bestehen aus abwechselnden Einheiten von D-Glucosamin und einer Uronsäure (D-Glucuronsäure oder L-Iduronsäure). Für die Interaktion mit dem Drug Target Antithrombin ist eine Pentasaccharidsequenz von Bedeutung, die zufällig im Makromolekül verteilt ist. Niedermolekulare Heparine liegen als weisse, hygroskopische Pulver vor und sind in Wasser leicht löslich.

Wirkungen

Die niedermolekularen Heparine (ATC B01AB ) haben antithrombotische Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung und Aktivierung von Antithrombin (Synonym: Antithrombin III). Antithrombin inaktiviert seinerseits den Gerinnungsfaktor Xa in der Blutgerinnungskaskade.

Im Unterschied zu Standardheparin (unfraktioniertes Heparin) interagieren die niedermolekularen Heparine kaum mit Thrombin (Faktor IIa) und verursachen weniger Blutungen. Sie haben bessere pharmakokinetische und pharmakodynamische Eigenschaften. Dazu gehören eine höhere Bioverfügbarkeit, eine längere Halbwertszeit, eine vorhersagbare Wirksamkeit (kein Monitoring) und weniger unerwünschte Wirkungen.

Heute sind auch → direkte Faktor-Xa-Inhibitoren im Handel, die peroral verabreicht werden können.

Indikationen

Niedermolekulare Heparine werden für die Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen venösen Ursprungs eingesetzt (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie). Sie kommen zum Beispiel nach chirurgischen Eingriffen, bei einer Dialyse, bei bettlägerigen (immobilisierten) Patienten, bei Herzkrankheiten und bei Krebserkrankungen zum Einsatz.

Weitere Indikationen sind die instabile Angina pectoris und ein Herzinfarkt (Nicht-Q-Wellen Myokardinfarkt, STEMI).

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Die Arzneimittel werden in der Regel subkutan und seltener auch intravenös gespritzt (IV-Bolus). Die subkutane Injektion wird nach einer geeigneten Instruktion von den Patienten auch selbst durchgeführt. Die Dosierung ist abhängig vom Körpergewicht des Patienten.

Die subkutane Injektion wird in einem Winkel von 45 bis 90 ° durchgeführt. Zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Wirkstoffe

In der Schweiz nicht oder nicht mehr im Handel:

Kontraindikationen

Zu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Bei der Anwendung anderer Wirkstoffe, welche die Blutgerinnung beeinflussen (Antithrombotika, Antikoagulantien, NSAR) ist Vorsicht geboten.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutungen, eine Thrombozytopenie, ein vorübergehender Anstieg der Leberwerte und lokale Reaktionen an der Einstichstelle wie Schmerzen und ein Bluterguss (Hämatom).

siehe auch

Heparine, direkte Faktor-Xa-Inhibitoren, Tiefe Venenthrombose, Halal-Arzneimittel

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 24.1.2024 geändert.
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