Abschwellende Nasensprays Arzneimittelgruppen SympathomimetikaAbschwellende Nasensprays enthalten gefässverengende und sekretionshemmende Sympathomimetika und werden in erster Linie bei Schnupfen und einer verstopften Nase verabreicht. Sie reduzieren das Laufen der Nase und erleichtern die Atmung. Die Effekte beruhen auf der direkten oder indirekten Stimulation von Alpha-Adrenozeptoren, was zu einer Vasokonstriktion führt. Erwachsene geben in der Regel dreimal täglich einen Sprühstoss in beide Nasenöffnungen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören ein Brennen, eine trockene Nasenschleimhaut und Kopfschmerzen. Abschwellende Nasensprays sollen nur etwa fünf bis sieben Tage verwendet werden, weil sie zu einer sogenannten Rhinitis medicamentosa führen können. Hat sich diese einmal entwickelt, werden die Nasensprays immer wieder benötigt, um die Nase frei zu bekommen.
synonym: Nasale Vasokonstriktoren
ProdukteIm Handel sind zahlreiche Nasensprays mit gefässverengenden Wirkstoffen im Handel. Zu den bekanntesten gehören Xylometazolin (Otrivin®, Generika) und Oxymetazolin (Nasivin®). Neben den Sprays sind auch Nasentropfen und Nasengele erhältlich.
Abschwellende Nasenmittel sind schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts verfügbar (Sneader, 2005). Bereits in den 1940er-Jahren wurde über die Rhinitis medicamentosa im Zusammenhang mit dem Gebrauch von Naphazolin (Privin®, Ciba) und ähnlichen Medikamenten berichtet.
Nasensprays, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Struktur und EigenschaftenBei den Wirkstoffen handelt es sich um Sympathomimetika, die strukturell mit den körpereigenen Katecholaminen Adrenalin und Noradrenalin verwandt sind. Die Imidazoline – es sind Derivate von Imidazol – werden heute am häufigsten verwendet.
Wirkungen
Die Nasensprays (ATC R01AA ) haben sympathomimetische, gefässverengende, abschwellende und sekretionshemmende Eigenschaften. Sie reduzieren das Laufen der Nase und erleichtern die Atmung. Des Weiteren öffnen sie die Ausführungsgänge der Nebenhöhlen und halten die Tuba auditiva frei.
Die enthaltenden Wirkstoffe sind direkte oder indirekte Sympathomimetika, die durch eine Stimulation von Alpha-Adrenozeptoren zu einer Verengung der nasalen Gefässe führen. Die Effekte treten unmittelbar oder nach wenigen Minuten ein und halten sowohl bei Oxymetazolin als auch bei Xylometazolin bis zu 12 Stunden an.
Wirkmechanismus der abschwellenden Nasensprays, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenAbschwellende Nasensprays werden hauptsächlich für die Behandlung eines Schnupfens und bei einer verstopften Nase verschiedener Ursache verwendet.
Weitere Anwendungsgebiete sind:
- Nebenhöhlenentzündung (Akute Sinusitis)
- Mittelohrentzündung
- Zur Erleichterung der Rhinoskopie
- Fehlender Druckausgleich in den Ohren, Tubenkatarrh
- Nasenbluten
Bei einem allergischen Schnupfen sollten vorzugsweise spezifisch antiallergische Nasensprays wie zum Beispiel Antihistaminika-Nasensprays oder Glucocorticoid-Nasensprays angewendet werden, da diese auch über eine längere Zeit verwendet werden können.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Erwachsene geben üblicherweise etwa drei- bis viermal täglich einen Sprühstoss in die Nasenöffnungen. Bei Säuglingen und Kindern gelten andere Vorgaben. Die Arzneimittel sollen nicht länger als maximal 5 bis 7 Tage verwendet werden. Sprays ohne Konservierungsmittel sollten bevorzugt werden.
- Vor der Anwendung die Nase reinigen.
- Schutzkappe abnehmen.
- Vor der ersten Anwendung bis zum Austreten des Sprühnebels mehrmals pumpen.
- Den Spray in die Nasenöffnung einführen und einmal hinunterdrücken.
- Während des Sprühens leicht einatmen.
- Den Vorgang mit der zweiten Nasenöffnung wiederholen.
- Den Spray vorne mit einem Papiertaschentuch reinigen.
- Nach der Verwendung die Schutzkappe wieder aufsetzen.
Aus hygienischen Gründen und zur Vorbeugung von Infektionen sollte jeder Spray nur von einer Person verwendet werden.
MedikamentenübergebrauchBei einem längerfristigen Gebrauch können abschwellende Nasensprays zu einer sogenannten Rhinitis medicamentosa führen. Sie äussert sich in einer chronischen Schwellung der Schleimhaut. Die Patientinnen und Patienten entwickeln eine Abhängigkeit vom Nasenspray, der immer wieder benötigt wird, um die Nase frei zu bekommen.
Siehe auch unter Medikamentenübergebrauch.
WirkstoffeIn der Schweiz sind Medikamente mit den folgenden Substanzen verfügbar:
- Oxymetazolin (Nasivin®)
- Phenylephrin (Vibrocil®)
- Tuaminoheptan (Rinofluimucil®)
- Xylometazolin (z.B. Otrivin®, Triofan®, Generika)
Es existieren weitere Wirkstoffe wie z.B. Naphazolin und Tramazolin.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Trockene Nasenschleimhaut (Rhinitis sicca)
- Atrophische Rhinitis
- Engwinkelglaukom
- Nach transnasalen oder transoralen chirurgischen Eingriffen
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenWechselwirkungen wurden mit MAO-Hemmern, trizyklischen Antidepressiva und bluterhöhenden Medikamenten beschrieben.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
Abschwellende Nasensprays können bei einer unsachgemässen Anwendung zu einer Rhinitis medicamentosa führen.
siehe auchRhinitis medicamentosa, Xylometazolin, Antihistaminika-Nasensprays, Glucocorticoid-Nasensprays, Verabreichen von Nasensprays, Verabreichen von Nasentropfen, Befeuchtende Nasensprays, Trockene Nase
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Beck-Speier I., Oswald B., Maier K.L., Karg E., Ramseger R. Oxymetazoline inhibits and resolves inflammatory reactions in human neutrophils. J Pharmacol Sci, 2009, 110(3), 276-84 Pubmed
- Eccles R., Eriksson M., Garreffa S., Chen S.C. The nasal decongestant effect of xylometazoline in the common cold. Am J Rhinol, 2008, 22(5), 491-6 Pubmed
- Graf P. Rhinitis medicamentosa: aspects of pathophysiology and treatment. Allergy, 1997, 52(40 Suppl), 28-34 Pubmed
- Graf P. Adverse effects of benzalkonium chloride on the nasal mucosa: allergic rhinitis and rhinitis medicamentosa. Clin Ther, 1999, 21(10), 1749-55 Pubmed
- Haenisch B. et al. Alpha-adrenoceptor agonistic activity of oxymetazoline and xylometazoline. Fundam Clin Pharmacol, 2010, 24(6), 729-39 Pubmed
- Sneader W. Drug discovery: a history. Chichester: Wiley, 2005
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.