Pelargonium sidoides Phytopharmaka DrogenlisteExtrakte aus der Wurzel der südafrikanischen Arzneipflanze Pelargonium sidoides werden zur Behandlung einer akuten Bronchitis und bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Die Arzneimittel werden in der Regel dreimal täglich eingenommen. Die Behandlungsdauer soll drei Wochen nicht überschreiten. Als unerwünschte Wirkungen treten gelegentlich Magen-Darm-Beschwerden und selten Überempfindlichkeitsreaktionen auf.
synonym: Kapland-Pelargonie, Umckaloabo®, Kaloba®, EPs 7630
Produkte- Umckaloabo® Tropfen, Filmtabletten, Sirup, Direktgranulat
- Kaloba® ist das Co-Marketing-Arzneimittel von Umckaloabo®.
- Homöopathische Urtinkturen und Homöopathika, Tropfen
- Präparate mit Pelargonium reniforme
Die Kapland-Pelargonie Pelargonium sidoides DC (Geraniaceae) ist eine Arzneipflanze, die in der traditionellen Medizin in Südafrika eine wichtige Rolle spielt. Sie wurde hauptsächlich als zusammenziehendes Mittel bei Durchfallerkrankungen mit Fieber und als Tierarzneimittel eingesetzt. Auch andere Arten der Gattung Pelargonium wurden verwendet, darunter Pelargonium reniforme.
„Umckaloabo“Das wissenschaftlich am besten untersuchte Fertigarzneimittel ist ein Extrakt aus Pelargonium sidoides, der seit Jahrzehnten in Deutschland und seit einigen Jahren in der Schweiz unter dem Namen „Umckaloabo“ vermarktet wird. Umckaloabo® wurde ursprünglich vom Engländer Charles Henry Stevens lanciert, der um 1900 in Südafrika von einem lokalen Heiler mit einem Pelargoniumpräparat von Tuberkulose befreit wurde.
Zurück in Europa verkaufte Stevens das „Geheimmittel“ (Stevens' Cure) mit einigem Erfolg als Tuberkulosemittel. Der Name soll sich aus der Bantusprache isiZulu herleiten. Wahrscheinlicher ist aber, dass der schlaue Stevens den mysteriös-fremdländisch klingenden Namen für das Marketing seines Produkts erfunden hat (Brendler, van Wyk, 2008).
ArzneidrogeAls Arzneidroge wird die rote Pelargoniumwurzel (Pelargonii radix) verwendet. Die Pflanze wird in Südafrika in Treibhäusern angebaut und in Deutschland verarbeitet.
ZubereitungenUmckaloabo® enthält einen wässrig-alkoholischen Extrakt aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides (EPs 7630®). In den Tabletten ist ein Trockenextrakt enthalten.
InhaltsstoffeDie Wurzeln enthalten unter anderem Cumarine, Umckalin, einfache phenolische Verbindungen, Gerbstoffe vom Typ der Proanthocyanidine und ätherisches Öl (Geranii aetheroleum).
Wirkungen- antibakteriell
- antiviral
- sekretomotorisch
- immunmodulierend, Stimulation von Abwehrmechanismen, Anregung der Zilienfunktion
- zytoprotektiv
Pelargoniumextrakte sind in der Schweiz offiziell ausschliesslich für die Behandlung einer akuten Bronchitis, also einer akuten Entzündung der Bronchien, zugelassen. Es wurden klinische Studien durchgeführt, die darauf hindeuten, dass durch die Einnahme der Schweregrad und die Dauer der Erkrankung vermindert werden kann.
Von den Patienten werden Pelargoniumextrakte in der Selbstmedikation Off-Label bei verschiedenen Atemwegserkrankungen angewendet (z.B. Erkältung, Halsschmerzen, Tonsillitis, Sinusitis).
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Arzneimittel werden dreimal täglich eingenommen. Die Behandlungsdauer soll drei Wochen in der Regel nicht überschreiten.
Kontraindikationen und Vorsichtsmassnahmen- Überempfindlichkeit
- Kinder unter 2 Jahren (abhängig von der Darreichungsform)
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenPelargoniumextrakte sollen vorsichtshalber nicht mit oralen Antikoagulantien wie Phenprocoumon (Marcoumar®) oder Warfarin (in der Schweiz nicht im Handel) kombiniert werden.
Unerwünschte WirkungenGelegentlich können Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen, Magenbrennen, Übelkeit und Durchfall auftreten. Selten ist ein leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten und Überempfindlichkeitsreaktionen möglich.
Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen werden sehr selten beobachtet. Vereinzelt wurde über Leberfunktionsstörungen berichtet. Pelargonium ist möglicherweise in seltenen Fällen hepatotoxisch. Der Zusammenhang ist jedoch nicht eindeutig belegt.
siehe auchLiteratur- Agbabiaka T.B., Guo R., Ernst E. Pelargonium sidoides for acute bronchitis: a systematic review and meta-analysis. Phytomedicine, 2008, 15(5), 378-85 Pubmed
- Bachert C., Schapowal A., Funk P., Kieser M. Treatment of acute rhinosinusitis with the preparation from Pelargonium sidoides EPs 7630: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Rhinology, 2009, 47(1), 51-8 Pubmed
- Brendler T., van Wyk B.E. A historical, scientific and commercial perspective on the medicinal use of Pelargonium sidoides (Geraniaceae). J Ethnopharmacol, 2008, 119(3), 420-33 Pubmed
- Conrad A., Kolodziej H., Schulz V. Pelargonium sidoides-Extrakt (EPs® 7630): Zulassung bestätigt Wirksamkeit und Verträglichkeit. Wiener Medizinische Wochenschrift, 157 (13-14), 2007
- Kolodziej H. Aqueous ethanolic extract of the roots of Pelargonium sidoides--new scientific evidence for an old anti-infective phytopharmaceutical. Planta Med, 2008, 74(6), 661-6 Pubmed
- Lizogub V.G., Riley D.S., Heger M. Efficacy of a pelargonium sidoides preparation in patients with the common cold: a randomized, double blind, placebo-controlled clinical trial. Explore (NY), 2007, 3(6), 573-84 Pubmed
- Matthys H., Heger M. Treatment of acute bronchitis with a liquid herbal drug preparation from Pelargonium sidoides (EPs 7630): a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre study. Curr Med Res Opin, 2007, 23(2), 323-31 Pubmed
- Schapowal A., Heger M. Pelargonium-sidoides-Extrakt EPs® 7630 (Umckaloabo®) bei Sinusitis. Zschr Phytotherapie, 2007, 28, 58–65
- Timmer A., Günther J., Rücker G., Motschall E., Antes G., Kern W.V. Pelargonium sidoides extract for acute respiratory tract infections. Cochrane Database Syst Rev, 2008, CD006323 Pubmed
- Patienten- und Fachinformation Umckaloabo®
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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