Schwarzes Bilsenkraut Phytopharmaka DrogenlisteDas Schwarze Bilsenkraut ist eine Heil- und Giftpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), die parasympatholytische Tropanalkaloide wie Hyoscyamin und Scopolamin enthält. Es wurde traditionell als Heilmittel verwendet, wird heute aber nur noch selten medizinisch eingesetzt. Dies mit Ausnahme der Reinstoffe und ihrer Derivate. Die anticholinergen Effekte beruhen auf dem Antagonismus der Alkaloide an muskarinischen Acetylcholin-Rezeptoren. Das Kraut und die Samen können als Rauschmittel und Halluzinogen missbraucht werden. Davon ist aufgrund der gesundheitsschädlichen und lebensgefährlichen unerwünschten Wirkungen dringend abzuraten.
synonym: Hyoscyamus niger, Black henbane
ProdukteZubereitungen aus dem Bilsenkraut sind in der Schweiz derzeit ausschliesslich als Creme als Arzneimittel im Handel. Bekannt ist auch das Bilsenkrautöl. Die reinen Alkaloide Atropin, Scopolamin und Derivate sind in Medikamenten enthalten.
PflanzeDas Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) ist eine krautige Pflanze, die in Europa heimisch ist.
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ArzneidrogeAls Arzneidroge werden die Hyoscyamusblätter (Hyoscyami folium) und das frische Bilsenkraut (Hyoscyami herba recens) verwendet. Aus den Drogen werden auch Mazerate, das Bilsenkrautöl und Tinkturen hergestellt.
Bilsenkraut, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
InhaltstoffeZu den Inhaltsstoffen gehören die Tropanalkaloide Atropin (Hyoscyamin) und Scopolamin.
WirkungenDie Tropanalkaloide haben parasympatholytische (anticholinerge) und psychoaktive Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf dem Antagonismus an muskarinischen Acetylcholin-Rezeptor.
Wirkmechanismus der Parasympatholytika am Muskarin-Rezeptor, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Anwendungsgebiete- Als Anticholinergikum bei Erkältungskrankheiten, bei Spasmen im Bereich des Gastrointestinaltrakts
- In Narbensalben
- Für Einreibungen (Bilsenkrautöl), traditionell als Schmerzmittel und Sedativum
- In der Alternativmedizin
Bilsenkraut wurde früher auch dem Bier zugesetzt. Gemäss Dr. Christian Rätsch (1996) leitet sich der Name Pilsener nicht von der tschechischen Stadt Plzen (Pilsen) ab, sondern von der dem Bier ehemals beigemischten Pflanze, dem Bilsenkraut. Mit dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 wurde die Beimischung von Giftpflanzen zum Bier untersagt.
MissbrauchDas Bilsenkraut kann als Rauschmittel und Halluzinogen missbraucht werden. Aufgrund der möglichen unerwünschten Wirkungen und der Vergiftungs- und Lebensgefahr ist davon dringend abzuraten.
Unerwünschte WirkungenDas Bilsenkraut gehört zu den Giftpflanzen und kann bei einer unsachgemässen Anwendung eine Vergiftung hervorrufen und zum Tod führen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem eine Mundtrockenheit, eine Verstopfung, eine Verwirrtheit, Halluzinationen, eine Pupillenerweiterung, ein Flush, Herzrasen, Krämpfe, eine Bewusstlosigkeit und eine Erhöhung der Körpertemperatur.
siehe auchGiftpflanzen, Stechapfel, Tollkirsche
Literatur- Giebelmann R., Logemann E. Kulturgeschichtliches zum Atropin. T + K, 2004, 71(1), 33-36
- Haas L.F. Hyoscyamus niger (henbane). J Neurol Neurosurg Psychiatry, 1995, 59(2), 114 Pubmed
- Khan A.U., Gilani A.H. Cardiovascular inhibitory effects of Hyoscyamus niger. Methods Find Exp Clin Pharmacol. 2008, 30(4), 295-300 Pubmed
- Lehrbücher der Toxikologie
- Rätsch C. Urbock. Bier jenseits von Hopfen und Malz. Aarau: AT Verlag, 1996
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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