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Tollkirsche Phytopharmaka Drogenliste

Die schwarze Tollkirsche Atropa belladonna L. aus der Familie der Nachtschattengewächse ist eine Gift- und Heilpflanze, die in Europa heimisch ist. Sie enthält Tropanalkaloide wie L-Hyoscyamin und Atropin, welche die Effekte des Parasympathikus, eines Anteils des autonomen Nervensystems, aufheben. Die Tollkirsche und ihre Inhaltsstoffe haben in der Pharmaziegeschichte eine wichtige Rolle gespielt. Typische Anwendungsgebiete sind die Krampflösung im Verdauungstrakt und die Pupillenerweiterung in der Augenheilkunde (Atropin). Die Tollkirsche kann als Halluzinogen missbraucht werden und als Giftpflanze Vergiftungen auslösen. Von Experimenten ist aufgrund der lebensbedrohlichen unerwünschten Wirkungen dringend abzuraten.

synonym: Atropa belladonna, Tollkraut, Schlafkirsche, Belladonna

Produkte

In der Medizin werden hauptsächlich Arzneimittel mit dem aktiven Wirkstoff Atropin verwendet. Zubereitungen aus den Blättern sind heute weniger geläufig. In der Alternativmedizin ist Belladonna weit verbreitet, allerdings vorwiegend in Form starker homöopathischer Verdünnungen.

Pflanze

Die schwarze Tollkirsche Atropa belladonna L. aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) ist in Europa heimisch. Der Gattungsname leitet sich von der griechischen Schicksalsgöttin Atropos ab, welche den Lebensfaden durchschneidet.

Tollkirsche, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki

Arzneidroge

Als Arzneidroge werden in der Regel die Belladonnablätter verwendet (Belladonnae folium). Sie bestehen aus den getrockneten Blättern oder aus den getrockneten Blättern mit blühenden und gelegentlich Früchte tragenden Zweigspitzen von Atropa belladonna L. Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Alkaloiden, berechnet als Hyoscyamin.

Aus den Blättern werden unter anderem alkoholische Extrakte, Tinkturen und Pulver zubereitet. Für therapeutische Zwecke dürfen nur standardisierte Präparate verwendet werden, weil es sich um eine Giftpflanze mit variablem Tropanalkaloidgehalt handelt. Eine weitere Arzneidroge ist die Wurzel resp. der Wurzelstock (Belladonnae radix).

Inhaltsstoffe

Die für die pharmakologischen Effekte verantwortlichen Inhaltsstoffe sind die Tropanalkaloide wie L-Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin (geringerer Anteil). Als Atropin wird das Racemat aus D- und L-Hyoscyamin bezeichnet.

Wirkungen

Zubereitungen aus der Tollkirsche haben parasympatholytische (anticholinerge) Eigenschaften, d.h. sie heben die Effekte des Parasympathikus, eines Anteils des vegetativen Nervensystems, auf. Die Wirkungen beruhen auf dem kompetitiven Antagonismus an muscarinischen Acetylcholin-Rezeptoren. In hoher Dosis wirkt Atropin auch auf die nicotinischen Acetylcholin-Rezeptoren.

Pharmakologische Effekte:

Wirkmechanismus der Parasympatholytika am Muskarin-Rezeptor, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Anwendungsgebiete (Auswahl)Missbrauch

Die Tollkirsche kann als Halluzinogen und Rauschmittel missbraucht werden. Vor allem Jugendliche experimentieren mit der Giftpflanze. Die Einnahme ist lebensgefährlich, weil für Halluzinationen eine Vergiftung notwendig ist. Es wird immer wieder über Todesfälle im Zusammenhang mit entsprechenden Versuchen berichtet. Die Tollkirsche wird auch für Suizide verwendet.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Arzneimittel-Wechselwirkungen sind mit anderen Anticholinergika möglich.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen und den Symptomen bei einer Vergiftung gehören bei fortschreitender Dosierung:

Versehentliche Vergiftungen werden immer wieder beobachtet, weil die Früchte ansprechend aussehen und beim Verzehr süss schmecken. Sie können auch infolge einer unsachgemässen Medikamentenverabreichung auftreten.

siehe auch

Stechapfel, Atropin, Solanaceae, Parasympatholytika, Vergiftung, Giftpflanzen

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 24.5.2024 geändert.
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