Modafinil Arzneimittelgruppen StimulanzienModafinil ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Stimulanzien, der die Wachheit fördert und in der Schweiz zur Behandlung der Narkolepsie zugelassen ist. In anderen Ländern wird es auch gegen Beschwerden im Zusammenhang mit Schichtarbeit eingesetzt. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen und Nervosität. Über selten auftretende schwere Hautreaktionen und neuropsychiatrische Störungen wie Suizidgedanken und Manie wurde berichtet. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat im Juli 2010 aufgrund der möglichen Risiken empfohlen, das Arzneimittel nur noch gegen Narkolepsie einzusetzen. Modafinil kann, weil es wach hält, als Smart Drug, Dopingmittel und Partydroge missbraucht werden.
synonym: Modafinilum, Provigil®
ProdukteModafinil ist in Form von Tabletten im Handel (Modasomil®). Es ist in der EU seit dem Jahr 1992, in den USA seit dem Jahr 1998 und in der Schweiz seit dem Jahr 2000 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenModafinil oder 2-Benzhydrylsulfinylacetamid (C15H15NO2S, Mr = 273.35 g/mol) ist ein Racemat und liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist. In den USA ist auch das R-Enantiomer Armodafinil erhältlich. Die Enantiomere sind pharmakologisch sehr ähnlich, unterscheiden sich aber in der Pharmakokinetik.
Armodafinil hat eine deutlich längere Halbwertszeit als das S-Enantiomer. Modafinil hat keine strukturellen Ähnlichkeiten mit den Amphetaminen. Adrafinil ist ein Prodrug von Modafinil, das nicht mehr im Handel ist.
WirkungenModafinil (ATC N06BA07 ) fördert zentral die Wachheit und die Aufmerksamkeit und steigert die motorische Aktivität. Es hat Effekte auf verschiedene Neurotransmittersysteme. Modafinil unterscheidet sich pharmakologisch von anderen Stimulanzien.
Ob es die Stimmung beeinflusst und euphorisiert, ist umstritten. So schreibt beispielsweise die FDA: „Modafinil produces psychoactive and euphoric effects, alterations in mood, perception, thinking, and feelings typical of other CNS stimulants in humans“. Andererseits wird in zahlreichen Publikationen gerade auf ein Fehlen des euphorisierenden Effekts aufmerksam gemacht.
IndikationenModafinil ist in der Schweiz für die Behandlung der Narkolepsie („Schlafkrankheit“) zugelassen. In anderen Ländern ist es auch für die Indikation „Shift Work Sleep Disorder“ (Schichtarbeiter-Syndrom) freigegeben. Es wird vor der Nachtarbeit eingenommen und hält wach.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat im Juli 2010 empfohlen, das Arzneimittel aufgrund der unerwünschten Wirkungen und des Missbrauchspotenzials nur noch zur Behandlung der Narkolepsie und nicht mehr bei idiopathischer Hypersomnie, beim Schlafapnoe-Syndrom und Schichtarbeit einzusetzen. Die Swissmedic ist dieser Empfehlung später gefolgt.
MissbrauchModafinil hält wach und kann als leistungsförderndes Mittel, als Smart Drug, Partydroge und Dopingmittel missbraucht werden. Es steht auf der Dopingliste. Ob es eine Euphorie hervorruft, ist umstritten (siehe oben).
DosierungGemäss der Fachinformation. Das Arzneimittel wird als Stimulans morgens, eventuell zusätzlich mittags, resp. 1 Stunde vor der Schichtarbeit eingenommen. Die Einnahme ist unabhängig von den Mahlzeiten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Gleichzeitige Behandlung mit Prazosin (in der Schweiz nicht im Handel)
- Zurückliegende Drogenabhängigkeit
- Arzneimittel- oder Alkoholmissbrauch
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Schwere Hypertonie
- Linksherzhypertrophie in der Patientengeschichte
- Patienten, die auf Stimulanzien mit Symptomen eines Mitralklappenprolaps reagierten
- Kinder und Jugendliche
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenModafinil induziert CYP3A4, CYP1A1 und CYP2B6 und hemmt CYP2C19 und CYP2C9. Entsprechende Wechselwirkungen können auftreten.
Unerwünschte WirkungenZu den sehr häufig auftretenden unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen und Nervosität.
Häufig treten zentrale Störungen, Herz-Kreislauf-Störungen und Verdauungsbeschwerden auf.
In die Kritik geraten ist Modafinil, weil es selten schwere Überempfindlichkeitsreaktionen und Hautreaktionen wie ein Stevens-Johnson-Syndrom und eine toxische epidermale Nekrolyse, sowie neuropsychiatrische Störungen wie Psychosen, Manien, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Suizidgedanken verursachen kann. Diese Nebenwirkungen können vorkommen, betreffen aber nur sehr wenige Patientinnen und Patienten.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformationen (CH, D, EMA, USA)
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- Europäische Arzneimittelbehörde EMA
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere InformationenWirkstoffe: Modafinilum
Unternehmen: Teva Pharma AG
Abgabekategorie: A
Gruppe / Anwendung: Psychostimulanzien