Methamphetamin Arzneimittelgruppen AmphetamineMethamphetamin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Amphetamine mit sympathomimetischen und stimulierenden Eigenschaften. Es wird medizinisch für die Behandlung von ADHS und gegen Übergewicht eingesetzt. In der Schweiz sind seit längerem keine Fertigarzneimittel mehr zugelassen, in den USA sind Präparate verfügbar. Methamphetamin darf nicht bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingenommen werden und soll nicht mit MAO-Hemmern kombiniert werden. Es wird häufig als Rauschmittel missbraucht („Crystal Meth“). Aufgrund der möglichen unerwünschten Wirkungen und des Abhängigkeitspotentials ist von einem Missbrauch dringend abzuraten.
synonym: Metamphetamin, Methamphetaminum, Methamphetamini hydrochloridum PH, Methamphetaminhydrochlorid, Deoxyephedrin, Methylamphetamin, Methamfetamin
ProdukteMethamphetamin ist in der Schweiz nicht mehr als Arzneimittel registriert. Pervitin® ist seit Jahrzehnten ausser Handel. Methamphetamin gehört zu den Betäubungsmitteln und unterliegt der verschärften Rezeptpflicht, ist jedoch keine verbotene Substanz. Im Prinzip könnten in Apotheken Arzneimittel als Magistralrezeptur hergestellt werden. In den USA ist Methamphetamin in Form von Tabletten verfügbar (Desoxyn®).
Struktur und EigenschaftenMethamphetamin (C10H15N, Mr = 149.2 g/mol) ist ein N-methyliertes Amphetamin. Es wird auch als Methylamphetamin bezeichnet und ist strukturell eng mit Ephedrin verwandt (Deoxyephedrin). In Arzneimitteln liegt es als S-Methamphetaminhydrochlorid (Dextromethamphetamin) vor, ein weisses, kristallines Pulver mit bitterem Geschmack, das in Wasser leicht löslich ist.
WirkungenMethamphetamin (ATC N06BA03 ) hat indirekt sympathomimetische, psychotrope und zentral stimulierende Eigenschaften. Es erhöht den Blutdruck, regt die Atmung an, hemmt den Appetit und erweitert die Bronchien. Die Effekte beruhen auf der verstärkten Freisetzung von Monoaminen aus den präsynaptischen Nervenzellen. Aus unserer Sicht sollte es aufgrund der möglichen gesundheitlichen Risiken als Arzneimittel nur sehr zurückhaltend verabreicht werden. Gegen Übergewicht soll es nicht mehr verwendet werden.
Wirkmechanismus von Rauschmitteln, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenMethamphetamin wird für die Behandlung von ADHS und Übergewicht eingesetzt, früher auch gegen die Narkolepsie.
MissbrauchMethamphetamin (Meth, Crystal Meth, Ice) wird illegal hergestellt und als stimulierendes Rauschmittel missbraucht, zum Beispiel als Club Drug. Es wird geraucht, geschnupft, injiziert und peroral eingenommen. Es kann auch als Dopingmittel missbraucht werden.
DosierungGemäss der Fachinformation. Methamphetamin wird üblicherweise ein- bis zweimal täglich verabreicht.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Gleichzeitige oder vorausgegangene Behandlung mit MAO-Hemmern
- Glaukom
- Fortgeschrittene Arteriosklerose
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Drogenmissbrauch
- Bluthochdruck
- Schwangerschaft
- Schilddrüsenüberfunktion
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenWechselwirkungen sind unter anderem mit MAO-Hemmern, Stimulanzien, Antidepressiva und Neuroleptika möglich.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Bluthochdruck, schneller Puls, fühlbare Herzschläge, Herzstillstand, Herzrhythmusstörungen
- Psychosen, Halluzinationen, aggressives Verhalten
- Schwindel, emotionale Verstimmung, Erregung, Euphorie, Schlaflosigkeit, Tremor, Ruhelosigkeit, Kopfschmerzen
- Verschlechterung von Tics
- Durchfall, Verstopfung, Mundtrockenheit, Geschmacksstörungen, Appetitlosigkeit, weitere Verdauungsbeschwerden
- Überempfindlichkeitsreaktionen, Nesselfieber
- Impotenz, Libidoveränderungen
- Wachstumsstörungen bei Kindern
Bei einem Missbrauch als Rauschmittel können zusätzlich unter anderem eine Toleranz, eine starke psychische Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, Hyperaktivität, Hyperthermie, Persönlichkeitsveränderungen und soziale Störungen auftreten. Ein Missbrauch kann im schlimmsten Fall einen tödlichen Ausgang nehmen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (USA)
- Betäubungsmittelgesetz
- Cruickshank C.C., Dyer K.R. A review of the clinical pharmacology of methamphetamine. Addiction, 2009, 104(7), 1085-99 Pubmed
- Hunnius
- Naidoo S., Smit D. Methamphetamine abuse: a review of the literature and case report in a young male. SADJ, 2011, 66(3), 124-7 Pubmed
- Pharmacopoea Helvetica (frühere Ausgaben)
- Quellen
- US Pharmacopeia USP
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- Waser / Steinbach
- Watanabe-Galloway S., Ryan S., Hansen K., Hullsiek B., Muli V., Malone A.C. Effects of methamphetamine abuse beyond individual users. J Psychoactive Drugs, 2009, 41(3), 241-8 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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