Fibromyalgie IndikationenDie Fibromyalgie ist eine nicht entzündliche Erkrankung, die sich in erster Linie in chronischen Schmerzen und Erschöpfung äussert. Daneben treten zahlreiche weitere Beschwerden auf. Zur Behandlung werden physikalische Methoden, Psychotherapie und Arzneimittel kombiniert eingesetzt. Zu den angewendeten Medikamenten gehören Antidepressiva, Antiepileptika, Opioide und Schlafmittel.
synonym: Fibromyalgiesyndrom, Weichteilrheumatismus
SymptomeDie Fibromyalgie ist eine chronische, nicht entzündliche Erkrankung, die sich in Schmerzen am ganzen Körper äussert und sich durch zahlreiche weitere Beschwerden auszeichnet. Sie ist bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern und tritt meist im mittleren Alter erstmals auf.
- Chronische, beidseitig auftretende, diffuse Schmerzen
- Muskelschmerzen, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne
- Muskelverspannungen, Morgensteifigkeit
- Wadenkrämpfe
- Neuropathische Störungen wie Taubheit, Parästhesien
- Erhöhte Empfindlichkeit auf Kälte, Lärm, Gerüche und Licht
- Restless Legs
- Müdigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, Konzentrationsmangel, der Schlaf ist nicht erholsam
- Verdauungsbeschwerden, Reizdarmsyndrom
- Psychosomatische Beschwerden wie Herzrasen, Ängstlichkeit, Nervosität
- Depressionen
Die genauen Ursachen sind unbekannt. Eine gängige Theorie sieht die Ursache in einer Störung der zentralen Schmerzwahrnehmung mit einer erhöhten Schmerzempfindsamkeit. Neben äusseren Faktoren spielt die Vererbung eine wichtige Rolle. Entzündungsprozesse sind hingegen nicht an der Entstehung beteiligt.
Nicht medikamentöse BehandlungDie verschiedenen Ursachen und das vielfältige Krankheitsbild erfordern einen heterogenen und individuell auf jede Patientin angepassten Therapieansatz. Ein einziges Medikament oder eine einzelne Methode kann in der Regel nicht alle Beschwerden lindern. Deshalb werden verschiedene nicht medikamentöse und medikamentöse Massnahmen kombiniert.
Zu den eingesetzten nicht medikamentösen Behandlungen gehört eine gute Aufklärung der Patienten, die kognitive Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Physiotherapie, Badetherapie, Bewegung, Training, Sport, Akupunktur und Selbsthilfegruppen.
Medikamentöse Behandlung- Entzündungshemmende Wirkstoffe wie die NSAR und Glucocorticoide werden von den meisten Autorinnen und Autoren als wirkungslos oder sogar schädlich angesehen. Reine Schmerzmittel wie Paracetamol und die Opioide, insbesondere Tramadol, scheinen die Schmerzen hingegen lindern zu können. Tramadol ist nicht nur ein Opioid, sondern hemmt auch die Wiederaufnahme von Neurotransmittern wie die Antidepressiva.
- Die SSNRI Duloxetin und Milnacipran sind von der FDA für dieses Anwendungsgebiet zugelassen und scheinen besser wirksam als die SSRI. Das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin kann die Symptome ebenfalls lindern, hat potentiell aber auch zahlreiche unerwünschte Wirkungen.
- Pregabalin wurde neben den zwei SSNRI ebenfalls kürzlich von der FDA für diese Indikation zugelassen. Eine weitere Alternative ist Gabapentin.
- Schlafmittel wie die Benzodiazepine, Zolpidem oder Zopiclon können den Schlaf fördern und sind teilweise muskelentspannend. Zu den Nachteilen gehört die Entstehung einer Abhängigkeit.
Weitere Möglichkeiten:
- Tropisetron und Pramipexol wurden in kleinen Studien untersucht. Zahlreiche weitere Wirkstoffe und alternativmedizinische Therapeutika können je nach Beschwerden eingesetzt werden.
- Zur Behandlung der einzelnen Beschwerden stehen auch zahlreiche pflanzliche Heilmittel zur Verfügung. So können Johanniskraut bei Verstimmungszuständen, Pfefferminze und Ballaststoffe gegen das Reizdarmsyndrom eingesetzt werden. Mädesüss und Weidenrinde sollen schmerzlindernd wirksam sein. Cannabis und seine Inhaltsstoffe sind als schmerzlindernde und muskelentspannende Mittel möglicherweise zur Behandlung geeignet.
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