Pulver DarreichungsformenPulver bestehen aus feinen, festen und trockenen Stoffteilchen. Sie können einen oder mehrere Wirkstoffe und verschiedene Hilfsstoffe wie beispielsweise Süssungsmittel, Aromastoffe und Konservierungsmittel enthalten. Pulver sind einerseits eine eigene Darreichungsform, sie spielen in der Pharmazie aber hauptsächlich als Ausgangsstoffe für die Herstellung anderer Arzneiformen eine zentrale Rolle.
synonym: Pulveres, Pulvis, Plv, Powder
ProdukteViele Arzneimittel sowie Medizinprodukte, Chemikalien und Nahrungsergänzungsmittel sind als Pulver im Handel, zum Beispiel Schmerzmittel, Inhalationspräparate (Pulverinhalatoren), Vitamine und Mineralstoffe, Salze, Basenpulver, Probiotika, Erkältungsmittel und Abführmittel. Im Unterschied zu früher haben die Pulver als Arzneiform an Bedeutung verloren, werden aber immer noch regelmässig verwendet.
Struktur und EigenschaftenPulver bestehen aus festen, losen, trockenen und mehr oder weniger feinen Teilchen (Partikeln) mit einer unterschiedlichen Form, Grösse und Struktur. Sie können zum Beispiel mit einer Pulvermühle, mit der Gefriertrocknung, durch Kristallisierung oder mit einem Mörser und Pistill hergestellt werden. Sie sind feiner als die Granulate, die aus Pulveragglomeraten aufgebaut sind.
Es wird zwischen einfachen und zusammengesetzten (gemischten) Pulvern unterschieden. Pulver können einen oder mehrere Wirkstoffe und Hilfsstoffe enthalten.
Zu den Hilfsstoffen gehören zum Beispiel:
- Farbstoffe
- Süssungsmittel (z.B. Sorbitol, Saccharin, Zucker)
- Konservierungsmittel (z.B. Benzoate)
- Gleitmittel (z.B. Siliciumdioxid)
- Geschmackskorrigenzien
- Aromastoffe (z.B. Vanillin)
- Verdünnungsmittel (z.B. Lactose)
Die Herstellung von Pulvermischungen und Pulververdünnungen wird in der Pharmazie als Pulververreibung (Trituratio, Trituration) bezeichnet.
Das Arzneibuch unterscheidet viele verschiedene Arten von Pulvern, zum Beispiel Pulver zum Einnehmen, zur kutanen Anwendung, für die Herstellung von Infusionszubereitungen und zur Inhalation (Auswahl).
Pulver sind in einzeldosiert, zum Beispiel in Papierbeuteln oder in Mehrdosenbehältnissen (z.B. Dose) erhältlich.
In der Pharmazie haben sie vor allem als Ausgangsstoffe für die Herstellung anderer Darreichungsformen eine grosse Bedeutung. Dazu gehören Granulate, Tabletten, Kapseln, Suspensionen, Lösungen, Sirupe, Pasten, Augentropfen sowie Infusions- und Injektionspräparate. Der Grund liegt darin, dass viele Wirk- und Hilfsstoffe als Pulver vorliegen. Als eigene Arzneiform sind sie heute weniger wichtig als früher.
Beispiele:
- Pulver + Pulver → Pulvermischung → Granulat → Tabletten
- Pulver + Wasser → Suspension oder Lösung
- Pulver + Salbengrundlage → Paste
Pulver sind für zahlreiche Anwendungsgebiete im Handel (siehe oben). Sie können innerlich oder äusserlich verwendet werden.
DosierungPulver zum Einnehmen werden in der Regel mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit eingenommen. Dabei kann eine Lösung oder eine Suspension entstehen, die vor dem Gebrauch geschüttelt werden muss. Direktpulver werden ohne Wasser direkt aus einem kleinen Beutel in den Mund gegeben.
VorteilePulver zeichnen sich gegenüber flüssigen Darreichungsformen durch eine erhöhte Stabilität aus, weil sie kein Wasser enthalten. Pulver zur innerlichen Anwendung sind vorteilhaft für Patientinnen und Patienten mit Schluckproblemen, also zum Beispiel für ältere Menschen und für Kinder.
Durch den Lösungsvorgang liegen die Wirkstoffe nach der Zubereitung bereits gelöst vor und können evt. schneller absorbiert werden.
Pulver sind flexibel dosierbar – es kann eine kleinere oder grössere Menge abgemessen werden.
NachteileIm Unterschied zu anderen Arzneiformen wie den Tabletten ist bei vielen Pulvern ein Zubereitungsschritt notwendig, sofern es sich nicht um Direktpulver handelt. Dazu muss das Pulver zum Beispiel mit Wasser angerührt werden.
Pulver können einfacher verschüttet werden und aufgrund der geringen Partikelgrösse in die Lunge gelangen, wo sie unerwünschte Wirkungen auslösen können. Einige Pulver können auch explodieren, wenn sie in der Luft fein verteilt vorliegen und an eine Zündquelle gelangen.
Pulver haben im Allgemeinen schlechtere Fliesseigenschaften als die Granulate. Mit Gleitmitteln kann das Fliessverhalten verbessert werden.
Für die Dosierung aus einem Mehrdosenbehältnis ist zum Beispiel ein Löffel für das Abmessen erforderlich.
Pulver können Feuchtigkeit und andere Stoffe aufnehmen und Aggregate bilden (zusammenbacken). Sie sollen deshalb vor Feuchtigkeit geschützt und gut verschlossen gelagert werden.
siehe auchGranulate, Tabletten, Brausepulver
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fachliteratur
- Handbücher der pharmazeutischen Technologie
- Lexika der Pharmazie
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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