Magnesiumhydroxid Arzneimittelgruppen AntazidaMagnesiumhydroxid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antazida und Abführmittel, der für die Behandlung von Magenbrennen, saurem Aufstossen, Blähungen und bei einer Verstopfung eingesetzt wird. Die Effekte sind dosisabhängig. Im Magen neutralisiert Magnesiumhydroxid die Salzsäure, indem Wasser und Magnesiumchlorid gebildet wird. Im Darm wirkt das Salz in höherer Dosis als osmotisches Abführmittel, das die Sekretion von Flüssigkeit und die Darmtätigkeit anregt. Als unerwünschte Wirkung kann bei einer hohen Dosis Durchfall auftreten. Andere Arzneimittel sollen nicht zum selben Zeitpunkt eingenommen werden, weil Magnesiumhydroxid ihre Aufnahme in den Körper reduzieren kann.
synonym: Magnesii hydroxidum PhEur, Magnesiumhydroxyd, E 528, Magnesiumdihydroxid
ProdukteMagnesiumhydroxid ist unter anderem als Suspension, in Form von Kautabletten, als Pulver mit Hilfsstoffen, als reines Pulver (Offenware) und Brausepulver im Handel (Magnesia San Pellegrino®, Alucol® ist eine Fixkombination mit Aluminiumoxid).
Magnesiumhydroxid ist in der Schweiz bereits seit dem Jahr 1935 registriert. Im englischen Sprachraum wird die Suspension als „Milk of Magnesia“ bezeichnet, weil sie Milch ähnlich sieht. Die „Milk of Magnesia“ ist in der US Pharmacopeia (USP) monographiert. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert medizinisch eingesetzt.
Struktur und EigenschaftenMagnesiumhydroxid (Mg(OH)2, Mr = 58.3 g/mol) liegt als weisses, feines, amorphes, geruchloses und praktisch geschmackloses Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Es ist eine Base, die sich in verdünnten Säuren löst. Mit Wasser gemischt bildet sich eine Suspension.
WirkungenMagnesiumhydroxid (ATC A02AA04 ) hat säureneutralisierende (basische) und in höheren Dosen abführende Eigenschaften. Es reagiert im Magen mit der Salzsäure, wobei das leicht wasserlösliche Magnesiumchlorid und Wasser entsteht. Gegenüber den Carbonaten hat es den Vorteil, dass das Gas Kohlenstoffdioxid (CO2) nicht im Magen freigesetzt wird.
- Mg(OH)2 (Magnesiumhydroxid) + 2 HCl (Salzsäure) → MgCl2 (Magnesiumchlorid) + 2 H2O (Wasser)
Im Darm wirkt Magnesiumhydroxid in höheren Dosen als osmotisches und salinisches Abführmittel, das die Darmtätigkeit und die Sekretion von Wasser und Elektrolyten anregt. Die Effekte treten innert etwa 6 Stunden ein. Bis zu einem Drittel des Magnesiums wird absorbiert und kann im Körper positive Effekte entfalten (siehe unter Magnesium).
Indikationen- Für die symptomatische Behandlung von Magenbrennen, saurem Aufstossen und Verdauungsstörungen wie Blähungen.
- Für die symptomatische Behandlung einer Verstopfung.
Gemäss der Packungsbeilage und der Fachinformation. Die Anwendung ist vom Produkt abhängig. Gegen akutes Magenbrennen kann von Erwachsenen zum Beispiel 1/4 Teelöffel und bis zu 2 g des reinen Pulvers in Wasser suspendiert eingenommen werden. Bei Bedarf oder nach den Mahlzeiten. Hohe Dosen wirken abführend.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwere Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz
- Entzündliche Erkrankungen des Kolons
- Okklusives oder subokklusives Syndrom
- Schmerzhafte Abdominalsyndrome unbekannten Ursprungs
- Obstruktion der Gallenwege
Bei Kindern unter 12 Jahren nur auf ärztliche Verordnung. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenMagnesiumhydroxid kann die Absorption anderer Wirkstoffe hemmen und soll deshalb in einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei Stunden eingenommen werden. Wechselwirkungen wurden beispielsweise mit Antibiotika (Tetrazykline, Chinolone), Antikoagulantien und Eisen beschrieben.
Unerwünschte WirkungenBei einer hohen Dosis oder bei empfindlichen Personen können Durchfall, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden und Blähungen auftreten.
Bei einer hochdosierten Langzeitbehandlung kann selten eine Hypokaliämie entstehen, welche das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöht.
siehe auchAntazida, Magnesium, Basen, Magnesiumoxid, Magenbrennen
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Dolberg M.K., Nielsen L.P., Dahl R. Pharmacokinetic Profile of Oral Magnesium Hydroxide. Basic Clin Pharmacol Toxicol, 2016 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Martindale
- Mofenson H.C., Caraccio T.R. Magnesium intoxication in a neonate from oral magnesium hydroxide laxative. J Toxicol Clin Toxicol, 1991, 29(2), 215-22 Pubmed
- Neuvonen P.J. The effect of magnesium hydroxide on the oral absorption of ibuprofen, ketoprofen and diclofenac. Br J Clin Pharmacol, 1991, 31(3), 263-6 Pubmed
- USP
- Wallace K.L., Curry S.C., LoVecchio F., Raschke R.A. Effect of magnesium hydroxide on iron absorption following simulated mild iron overdose in human subjects. Acad Emerg Med, 1998, 5(10), 961-5 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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