Tennisarm Indikationen SehnenerkrankungenDer sogenannte Tennisarm (Tennisellbogen, laterale Epicondylitis) äussert sich in Schmerzen, die ihren Ursprung seitlich unterhalb des Ellbogens haben. Sie strahlen oft in den Unterarm aus und können von einer Muskelschwäche und Empfindungsstörungen begleitet werden. Der Tennisarm wird von repetitiven körperlichen Aktivitäten ausgelöst, zum Beispiel beim Sport, bei der Computerarbeit, Hausarbeit oder handwerklichen Arbeiten. Es handelt sich um eine degenerative Sehenerkrankung, bei welcher das entzündliche Geschehen eine untergeordnete Rolle spielt. Der Heilungsprozess nimmt in der Regel viele Monate in Anspruch. Zu den möglichen Massnahmen gehören das Tragen einer Epicondylitis-Bandage, Physiotherapie, eine Schonung des betroffenen Arms und eine lokale Therapie, zum Beispiel mit schmerzlindernden Salben und Gelen. Ein operativer Eingriff ist nur in schweren und therapieresistenten Fällen erforderlich.
synonym: Laterale Epicondylitis, Tennisellbogen
SymptomeEin Tennisarm äussert sich in Schmerzen, welche ihren Ursprung seitlich unterhalb des Ellbogens haben. Die Schmerzen können dumpf oder stechend sein und verschlimmern sich bei körperlicher Aktivität, können aber auch in Ruhe vorkommen. Sie strahlen oft in den Unter- oder Oberarm und bis zur Schulter aus und werden von einer Muskelschwäche und Empfindungsstörungen begleitet. Betroffen ist üblicherweise der Arm mit der dominanten Hand.
Der Tennisarm kann die beruflichen und Freizeitaktivitäten stark einschränken und die Lebensqualität und die psychische Gesundheit negativ beeinflussen. Betroffen sind hauptsächlich Erwachsene mittleren Alters über 40 Jahre.
UrsachenDie Ursache des Tennisarms ist eine körperliche Überbelastung der Hand und des Arms. Die Beschwerden können zwar vom Tennisspielen ausgelöst werden, aber es gibt viele weitere und wichtigere Auslöser. Dazu gehören repetitive und tägliche Aktivitäten wie beispielsweise Computerarbeit, das Gamen, Hausarbeit, Gartenarbeit, Spielen von Instrumenten, handwerkliche Arbeiten, Freizeitaktivitäten oder andere Sportarten.
Als Ursache wird von den Patientinnen und Patienten häufig eine Sehnen- oder Sehenscheidenentzündung vermutet. Tatsächlich spielt das entzündliche Geschehen vor allem bei der chronischen Erkrankung eine untergeordnete Rolle. Es handelt sich in erster Linie um eine degenerative Erkrankung der Sehnen. Wiederholte Bewegungen führen zu Mikroverletzungen und zum Riss der Kollagenfasern. Die Tendinopathie ist durch einen Überschuss an Fibroblasten und Bindegewebe, denaturierte Matrixproteine, eine Hyperplasie der Gefässe und unstrukturiertes Kollagen gekennzeichnet. Dies wird als „angiofibroblastische Hyperplasie“ bezeichnet.
Der am häufigsten betroffene Muskel ist der Musculus extensor carpi radialis brevis (kurzer radialer Handstrecker), der vom Oberarmknochen bis zur Basis des Mittelfingers verläuft. Er gehört zu den Handgelenkextensoren, also zur Streckmuskulatur. Die Beschwerden haben ihren Ursprung ausgehend vom lateralen Epicondylus (Epicondylus lateralis humeri), einem Knochenvorsprung des Oberarmknochens.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Patientengeschichte, der körperlichen Untersuchung, mit verschiedenen Tests (z.B. einen Stuhl anheben) und bei Bedarf mit bildgebenden Verfahren (Röntgen, Ultraschall, MRI) gestellt.
Nicht medikamentöse BehandlungMit einer konservativen Therapie oder Watchful Waiting können über 90 % der Betroffenen von den Beschwerden befreit werden. Allerdings nimmt der Heilungsprozess oft viele Monate bis über ein Jahr in Anspruch.
- Den betroffenen Arm bestmöglich schonen und eine Überbelastung unbedingt vermeiden.
- Bandagen, z.B. Epicondylitis-Bandage, Kinesiotapes, selbstklebende Sportbinden. Eine vollständige Immobilisierung wird hingegen nicht empfohlen, um eine Muskelatrophie zu vermeiden.
- Wärme ist in der Regel gut gegen die Beschwerden wirksam, zum Beispiel warmes Wasser.
- Physiotherapie, Muskelaufbau
- Akupunktur
- Elektrische Nervenstimulation
- Extrakorporale Stosswellentherapie
- Chirurgischer Eingriff als Mittel der zweiten Wahl, falls eine konservative Therapie nicht erfolgreich ist.
- Für die lokale Schmerztherapie stehen verschiedene Schmerzgele, Cremen, Salben, Fluids und Pflaster zur Verfügung, zum Beispiel mit Wirkstoffen wie Diclofenac, Salicylaten, Wallwurz, Arnika und ätherischen Ölen. Die topische Behandlung ist wirksam und besser verträglich als die systemische. Sie ist deshalb das Mittel der ersten Wahl.
- Schmerzmittel wie beispielsweise Paracetamol, Metamizol oder NSAR wie Ibuprofen und Diclofenac können für die kurzfristige Behandlung der Schmerzen eingenommen werden. Ein Nachteil stellen die zahlreichen und teils gefährlichen unerwünschten Wirkungen der NSAR dar, vor allem bei einer Dauertherapie. Auch Opioide können wirksam sein, können aber eine Abhängigkeit auslösen.
- Glucocorticoide wie beispielsweise Methylprednisolon werden lokal injiziert und entfalten schmerzlindernde und entzündungshemmende Effekte. Sie sind kurzfristig gegen die Schmerzen wirksam, bringen aber längerfristig keinen zusätzlichen Nutzen. Sie sollen aufgrund der unerwünschten Wirkungen nicht regelmässig verabreicht werden, denn sie schwächen beispielsweise die Sehnen.
- Von verschiedenen Anbietern stehen Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung, die beispielsweise Vitamine, Mineralstoffe, Kollagene und Hyaluronsäure enthalten. Sie beschleunigen möglicherweise den Heilungsprozess, indem sie dem Körper ausreichend Nährstoffe zur Verfügung stellen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten:
- Medizinische Bäder
- Eigenbluttherapie, z.B. autologes plättchenreiches Plasma, autologe Blutinjektion
- Botulinumtoxin-Injektion
- Topische Nitrate
Sehnenerkrankungen, Schmerzmittel, Schmerzgele
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