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Rhinitis medicamentosa Indikationen

Eine Rhinitis medicamentosa entsteht als Folge eines längerfristigen Gebrauchs abschwellender Nasensprays oder -tropfen und äussert sich in einer chronischen Schwellung der Schleimhaut. Die Patienten entwickeln eine Abhängigkeit vom Nasenmittel, das immer wieder benötigt wird, um die Nase frei zu bekommen. Zur Vorbeugung wird empfohlen, die Medikamente nicht länger als 5-7 Tage anzuwenden. Zur Unterstützung beim Entzug werden in erster Linie nasale oder orale Glucocorticoide eingesetzt.

synonym: Privinismus, Rebound Rhinitis, RM, Reaktive Hyperämie, Arzneimittel-Rhinitis, Rhinopathia medicamentosa

Symptome

Die Rhinitis medicamentosa äussert sich in einer verstopften Nase mit geschwollener und histologisch veränderter Nasenschleimhaut.

Ursachen

Sie ist die Folge eines längerfristigen Gebrauchs abschwellender Nasenmittel (Sprays, Tropfen, Öle, Gele), die Wirkstoffe wie Xylometazolin, Oxymetazolin, Naphazolin oder Phenylephrin enthalten. Weil die Nasenschleimhaut nicht mehr von alleine abschwillt und eine Gewöhnung auftritt, werden die Nasenmittel immer wieder appliziert. Daraus entwickelt sich ein Teufelskreis und eine Abhängigkeit.

Voraus geht eine Atemwegserkrankung, die mit Nasenmitteln behandelt wurde, zum Beispiel ein Erkältungsschnupfen, Heuschnupfen, Nasenpolypen, eine Nebenhöhlenentzündung oder ein Tubenkatarrh. Ab wann die unerwünschte Wirkung eintritt, ist nicht genau bekannt. Gemäss Untersuchungen beginnt sich bereits nach 3 oder erst nach 10 Tagen und verschlechtert sich innerhalb eines Monats weiter. Verantwortlich sind die in den Nasenmitteln enthaltenen Sympathomimetika, welche in der Schleimhaut durch Stimulation von α-Rezeptoren zu einer Gefässverengung führen. Zur Ätiologie der Rhinitis medicamentosa gibt es verschiedene Hypothesen:

Auch das Konservierungmittel Benzalkoniumchlorid kann möglicherweise die Entstehung begünstigen.

Wirkmechanismus der abschwellenden Nasensprays, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Komplikationen

Die verstopfte Nase kann Beschwerden wie Schnarchen, Schlafstörungen, Mundtrockenheit und Halsentzündungen auslösen (Atmung durch den Mund!). Zudem wird die Schleimhaut geschädigt und die physiologischen Funktionen der Nase werden gestört, was die Entstehung akuter oder chronischer Atemwegserkrankungen begünstigt. Über die Entstehung einer psychischen Abhängigkeit und Entzugssymptome wie Unruhe und Angst wurde ebenfalls berichtet. Auch Nasenbluten kann auftreten.

Risikofaktoren

Die Rhinitis kommt häufiger bei Menschen jungen oder mittleren Alters vor. Auch bei Schwangeren ist sie häufig, da während der Schwangerschaft eine Schwangerschaftsrhinitis mit verstopfter Nase auftreten kann, die mit abschwellenden Nasenmitteln behandelt wird. Atemwegserkrankungen prädisponieren für eine Rhinitis medicamentosa (siehe oben).

Diagnose

Die Diagnose wird aufgrund der Patientengeschichte gestellt. Die klinischen Zeichen sind nicht spezifisch und können auch durch andere Ursachen ausgelöst werden. Es ist möglich, dass gleichzeitig eine weitere Erkrankung der Nase oder Atemwege vorliegt.

Vorbeugung

Abschwellende Nasenmittel sollen zurückhaltend während maximal 5-7 Tagen eingesetzt werden. Die in der Packungsbeilage angegebene Dosierung darf nicht überschritten und Präparate ohne Konservierungsmittel sollen bevorzugt werden. Viele Hersteller bieten mittlerweile solche Medikamente an. Zur Behandlung eines allergischen Schnupfens wie Heuschnupfen sollen nicht abschwellende Nasenmittel, sondern Antiallergika wie Antihistaminika oder nasale Glucocorticoide eingesetzt werden (!) Dasselbe gilt für Nasenpolypen, die mit nasalen Glucocorticoiden behandelt werden.

Behandlung

Gemäss Literatur gilt der „kalte Entzug“ und nicht das kontinuierliche Ausschleichen als Mittel der Wahl. Das Nasenmittel wird abgesetzt und es kommt in der Folge zu einer unangenehmen Schwellung der Nasenschleimhaut. Diese kann mit Glucocorticoid-Nasensprays wie zum Beispiel Budesonid, Fluticason oder Beclometason während einigen Wochen behandelt werden. Studien haben bestätigt, dass sie gegen das nasale Oedem, die Entzündung und Verstopfung wirksam sind. Zu berücksichtigen ist, dass die volle Wirkung verzögert eintritt. Als mögliche Alternative oder Ergänzung stehen orale Glucocorticoide wie Prednison zur Verfügung.

Auch Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren, orale Sympathomimetika, Sedativa und andere Medikamente werden in einigen Publikationen als Mittel gegen die nasale Verstopfung erwähnt, gelten aber als weniger gut wirksam. Meerwassersprays und -spülungen können die Beschwerden ebenfalls lindern (siehe auch unter Befeuchtende Nasensprays). Als nicht-medikamentöse Massnahme kann das Hochlagern des Bettkopfendes empfohlen werden, da sich die Beschwerden im Liegen verschlimmern.

Wissenswertes

Der so genannte Privinismus wurde bereits 1945 von Feinberg und Friedlaender beschrieben. Es handelt sich um eine Rhinitis medicamentosa, die durch Privin (= Naphazolin) ausgelöst wird. Naphazolin ist nach wie vor im Handel. Ebenfalls als Rhinitis medicamentosa oder als Medikamenteninduzierte Rhinitis wird eine verstopfte Nase oder Rhinitis bezeichnet, die von Medikamenten wie NSAR, Phosphodiesterase-5-Hemmern, Oestrogenen, oralen Kontrazeptiva, Antihypertensiva, Neuroleptika oder Cocain ausgelöst wird. Dabei handelt es sich um eine unerwünschte Wirkung, die in der Regel sofort auftritt.

siehe auch

Abschwellende Nasensprays, Verstopfte Nase, Glucocorticoid-Nasensprays, Vasomotorische Rhinitis

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 14.10.2023 geändert.
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