Prostaglandin-Analoga Arzneimittelgruppen AntiglaukomatosaProstaglandin-Analoga sind Wirkstoffe, welche für die Senkung des Augeninnendrucks bei einem Weitwinkelglaukom und bei einem erhöhten Augeninnendruck (okuläre Hypertension) eingesetzt werden. Sie werden in Form von Augentropfen einmal täglich abends in die Augen gegeben. Die Effekte beruhen auf der Erhöhung des uveoskleralen Abflusses des Kammerwassers. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen am Auge, rote Augen, eine Veränderung der Augenfarbe und Veränderungen der Wimpern.
synonym: Prostaglandin-Augentropfen
ProdukteProstaglandin-Analoga sind in Form von Augentropfen im Fläschchen oder als Monodosen ohne Konservierungsmittel im Handel. Als erster Wirkstoff aus dieser Gruppe wurde im Jahr 1996 Latanoprost (Xalatan®) zugelassen. Prostaglandin-Analoga werden auch mit dem Betablocker Timolol fix kombiniert.
Augentropfen im Fläschchen, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Struktur und EigenschaftenProstaglandin-Analoga sind Derivate von Prostaglandin F2α. Abgesehen von Bimatoprost, einem Amid, handelt es sich um Ester-Prodrugs, die in der Hornhaut von Esterasen durch Spaltung des Isopropylesters zur aktiven Säure biotransformiert werden. Die Veresterung dient der Erhöhung der Permeabilität und der Bioverfügbarkeit.
Beispiel Latanoprost:
WirkungenProstaglandin-Analoga (ATC S01EE ) senken den Augeninnendruck in erster Linie durch eine Steigerung des uveoskleralen Abflusses des Kammerwassers. Die Effekte beruhen auf dem Agonismus am Prostaglandin-F-Rezeptor (FP-Rezeptor). Prostaglandin F2α ist der natürliche Ligand an diesem Rezeptor.
Die Bindung führt zu einer verstärkten Expression von Metalloproteasen im Ziliarmuskel, wodurch abbauende Prozesse in der extrazellulären Matrix gefördert werden (Remodeling). Dadurch gelangt das Kammerwasser besser durch das Gewebe.
Wirkmechanismus der Prostaglandin-Analoga, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenFür die Senkung des Augeninnendruckes bei einem Weitwinkelglaukom und bei einem erhöhten Augeninnendruck (okuläre Hypertension).
Aufgrund des positiven Einflusses auf die Wimpern wurde ein Medikament mit Bimatoprost entwickelt, das zur Förderung des Wimpernwachstums bei einer Hypotrichose zugelassen ist (USA: Latisse®).
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tropfen werden üblicherweise einmal täglich abends in die Augen gegeben (1 Tropfen). Die Anwendung darf nicht häufiger erfolgen. Die augeninnendrucksenkende Wirkung hält mindestens 24 Stunden an.
Siehe auch unter Verabreichen von Augentropfen.
Wirkstoffe- Bimatoprost (Lumigan®, Ganfort®)
- Latanoprost (Xalatan®, Generika)
- Latanoprostenbunod (Vyzulta®)
- Tafluprost (Saflutan®)
- Travoprost (Travatan®, Generika)
Prostaglandin-Analoga sind bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenDie gleichzeitige Anwendung zweier Prostaglandin-Analoga kann zu einer paradoxen Erhöhung des Augeninnendrucks führen. Andere Augentropfen sollen in einem zeitlichen Abstand eingeträufelt werden.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Lokale Reaktionen am Auge wie beispielsweise ein Brennen, Schmerzen, Kratzen, Jucken und Stechen
- Verstärkte Durchblutung des Auges (rotes Auge, okuläre Hyperämie)
- Hyperpigmentation der Iris: Erhöhung des braunen Pigmentanteils der Iris, dauerhafte Veränderung der Augenfarbe, vor allem bei gemischt-farbiger Iris
- Veränderungen der Wimpern und der Vellushaare am Augenlid: Zunahme der Länge, der Dicke, der Pigmentierung und der Anzahl der Wimpern
- Kopfschmerzen
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Cracknell K.P., Grierson I. Prostaglandin analogues in the anterior eye: their pressure lowering action and side effects. Exp Eye Res, 2009, 88(4), 786-91 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Nguyen Q.H. The role of prostaglandin analogues in the treatment of glaucoma in the 21st century. Int Ophthalmol Clin, 2004, 44(2), 15-27 Pubmed
- Winkler N.S., Fautsch M.P. Effects of prostaglandin analogues on aqueous humor outflow pathways. J Ocul Pharmacol Ther, 2014, 30(2-3), 102-9 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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