Notfallmedikamente für die Selbstbehandlung ArzneimittelgruppenFür die Selbstbehandlung akuter medizinischer Notfälle stehen verschiedene Arzneimittel zur Verfügung. Sie werden von den Patienten selbst, von Angehörigen oder instruierten Personen verabreicht. Typische Beispiele sind die Adrenalin-Fertigspritze, das Allergie-Notfallset, Nitroglycerin und Malariamittel. Definition
Notfallmedikamente für die Selbstbehandlung sind Arzneimittel, die in einem medizinischen Notfall von den Patienten selbst, von den Angehörigen oder anderen instruierten Personen verabreicht werden. Sie ermöglichen eine rasche und adäquate medikamentöse Therapie schwerer bis lebensbedrohlicher Erkrankungen, ohne dass eine medizinische Fachperson anwesend sein muss.
In der Regel soll sich der Patient nach der Verabreichung in ärztliche Behandlung begeben. Es ist wichtig, dass die Personen, welche das Medikament verabreichen, die Anwendung genau kennen und unter Umständen schon geübt haben (z.B. Fertigspritzen). Das Verfalldatum der Medikamente soll regelmässig kontrolliert werden. Wichtig ist auch eine adäquate Lagerung. Viele der genannten Arzneimittel sind verschreibungspflichtig. Einige sind auch ohne ärztliche Verordnung erhältlich.
Beispiele- Adrenalin-Fertigspritzen werden gespritzt, wenn nach einer Allergenexposition eine schwere allergische Reaktion (Anaphylaxie) eintritt, zum Beispiel bei einer Insektengiftallergie.
- Eine Alternative ist der Adrenalin-Nasenspray.
- Glucagon erhöht den Blutzuckerspiegel und wird zur Behandlung einer akuten Hypoglykämie gespritzt. Zugelassen ist auch ein Glucagon-Nasenspray. Eine Unterzuckerung kann bei Diabetikern auftreten, die mit Insulinen behandelt werden. Für denselben Zweck wird auch Glucose eingesetzt.
- Nitroglycerin-Kapseln und -Sprays werden zur Anfallsbehandlung einer Angina pectoris verabreicht. Nitroglycerin erweitert die Blutgefässe.
- Ein Allergie-Notfallset besteht in der Regel aus zwei Tabletten eines Antihistaminikums und zwei Tabletten eines Glucocorticoids. Die vier Tabletten werden eingenommen, wenn eine schwere allergische Reaktion zu erwarten ist (Erwachsene).
- Naloxon ist in als Autoinjektor und Naloxon-Nasenspray für die Behandlung einer Überdosierung mit Opioiden erhältlich. Es handelt sich um einen Opioid-Antagonisten, welcher die Effekte der Opioide aufhebt.
- Simeticon ist ein Antidot und Entschäumungsmittel, das Kindern verabreicht werden kann, welche Seifen geschluckt haben (z.B. Waschmittel, Flüssigseife).
- Aktivkohle ist ein universelles orales Antidot. Sie bindet Giftstoffe im Verdauungstrakt an sich und führt sie über den Stuhl der Ausscheidung zu.
- Salbutamol erweitert die Bronchien und wird bei einem akuten Asthmaanfall inhaliert.
- Methoxyfluran ist ein Anästhetikum, das von den Patienten unter professioneller Anleitung selbst inhaliert wird. In Australien und Neuseeland wird das Arzneimittel schon seit Jahrzehnten verwendet.
- Kaliumiodid-Tabletten kommen nach einem schweren Kernkraftwerkunfall mit Austritt von radioaktiven Stoffen zum Einsatz. Sie verhindern, dass sich in der Schilddrüse radioaktives Iod anreichert und ein Schilddrüsenkrebs und andere Schilddrüsenerkrankungen entstehen.
- Die ComboPen®-Fertigspritze ist ein Autoinjektor, der bei einem Angriff mit C-Waffen und Anzeichen einer Vergiftung von Soldaten zur Selbstbehandlung eingesetzt wird.
- Diazepam wird in Form eines Einlaufs bei Fieberkrämpfen und anderen Krampfzuständen (z.B. Epilepsie) angewandt. Zur Behandlung von Krämpfen steht auch ein Midazolam-Nasenspray zur Verfügung.
- Glucocorticoide wie Betamethason werden zur Behandlung eines Pseudokrupps bei Kindern verabreicht.
- Malariamittel werden von Personen mitgeführt, welche in Risikogebiete reisen. Sie ermöglichen eine Akutbehandlung der Malaria. Einige Reisende nehmen auch Antibiotika wie Ciprofloxacin mit auf die Reise, vorwiegend zur Behandlung von Durchfallerkrankungen.
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.