Flunitrazepam Arzneimittelgruppen BenzodiazepineFlunitrazepam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften. Er wird zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen eingesetzt und wird dazu unmittelbar vor dem Zubettgehen eingenommen. Es sollte nur während weniger Tage und in der kleinstmöglichen Dosis eingesetzt werden, weil es eine Abhängigkeit verursachen kann. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Albträume, Müdigkeit und Mundtrockenheit. Die Nebenwirkungen können aufgrund der langen Halbwertszeit von bis zu 35 Stunden auch am folgenden Tag auftreten. Es muss beachtet werden, dass Flunitrazepam missbraucht werden kann.
synonym: Flunitrazepamum PhEur
ProdukteFlunitrazepam ist in Form von Filmtabletten im Handel (Rohypnol®). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 1975 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenFlunitrazepam (C16H12FN3O3, Mr = 313.3 g/mol) ist ein lipophiles, fluoriertes und nitriertes 1,4-Benzodiazepin. Es liegt als weisses bis gelbliches, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist.
WirkungenFlunitrazepam (ATC N05CD03 ) hat schlaffördernde und beruhigende sowie angstlösende, muskelentspannende und krampflösende Eigenschaften. Aufgrund seiner Lipophilie gelangt es gut ins Gehirn. Die Wirkungen beruhen auf der Bindung an Benzodiazepin-Rezeptoren und einer Verstärkung der GABA-ergen Neurotransmission.
Wirkmechanismus der Benzodiazepine, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenZur Kurzzeittherapie von Schlafstörungen. Als Beruhigungsmittel ist Flunitrazepam in der Schweiz nicht zugelassen.
MissbrauchFlunitrazepam („Roofies“) wird einerseits als zentral wirksames und dämpfendes Rauschmittel und zur Wirkungsverstärkung anderer Substanzen missbraucht. Es hat zudem einen schlechten Ruf als bekanntes sogenanntes „Date Rape Drug“. Flunitrazepam wurde dabei von den Tätern heimlich in alkoholische Getränke gegeben, um Frauen zu betäuben und sie anschliessend sexuell zu missbrauchen. Die Opfer konnten sich am folgenden Tag unter Umständen nicht mehr an die Tat erinnern, weil Flunitrazepam einen Gedächtnisverlust herbeiführt.
Die Rohypnol®-Tabletten enthalten den Farbzusatz Indigocarmin (E 132, Indigotin), um einen Missbrauch als zu verhindern. Die Tabletten sind grün, Lösungen blau gefärbt. Der Farbzusatz soll erkennbar machen, dass ein Getränk mit dem Benzodiazepin versetzt wurde.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Arzneimittel werden unmittelbar vor dem Schlafengehen verabreicht. Flunitrazepam soll nur kurzfristig bis zu höchstens 2 bis 4 Wochen eingesetzt werden. Das Absetzen soll ausschleichend erfolgen.
KontraindikationenDie vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenFlunitrazepam wird von CYP2C19 und CYP3A4 metabolisiert. Alkohol, zentral dämpfende Arzneimittel, Narkoanalgetika, Muskelrelaxanzien und CYP-Inhibitoren (z.B. Cimetidin) können die Wirkungen und unerwünschten Wirkungen verstärken.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Albträume, Müdigkeit und Mundtrockenheit. Die Nebenwirkungen können aufgrund der langen Halbwertszeit von bis zu 35 Stunden auch am folgenden Tag auftreten.
Weitere mögliche unerwünschte Effekte sind paradoxe Reaktionen, anterograde Amnesie und Depression. Flunitrazepam kann physisch und psychisch abhängig machen, zu Absetzerscheinungen führen und mit der Zeit seine Wirksamkeit verlieren. Eine Überdosierung und Wechselwirkungen können gefährlich sein.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Druid H., Holmgren P., Ahlner J. Flunitrazepam: an evaluation of use, abuse and toxicity. Forensic Sci Int. 2001, 122(2-3), 136-41 Pubmed
- Kilicarslan T., Haining R.L., Rettie A.E., Busto U., Tyndale R.F., Sellers E.M. Flunitrazepam metabolism by cytochrome P450S 2C19 and 3A4. Drug Metab Dispos, 2001, 29(4 Pt 1), 460-5 Pubmed
- Mattila M.A., Larni H.M. Flunitrazepam: a review of its pharmacological properties and therapeutic use. Drugs, 1980, 20(5), 353-74 Pubmed
- Schwartz R.H., Milteer R., LeBeau MA. Drug-facilitated sexual assault ('date rape'). South Med J, 2000, 93(6), 558-61 Pubmed
- Simmons M.M., Cupp M.J. Use and abuse of flunitrazepam. Ann Pharmacother, 1998, 32(1), 117-9 Pubmed
- Waltzman M.L. Flunitrazepam: a review of "roofies". Pediatr Emerg Care, 1999, 15(1), 59-60 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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