Erfrierungen IndikationenErfrierungen treten meist an exponierten Stellen wie den Händen, Füssen und am Kopf auf. Das Gewebe friert ein, wird blass und berührungsunempfindlich. Erst beim Auftauen stellen sich starke Schmerzen ein und es bilden sich je nach Schweregrad Blasen, Schwellungen und Nekrosen. Erfrierungen werden in ärztlicher Behandlung mit warmem Wasser aufgetaut und adäquat versorgt. Zur medikamentösen Behandlung werden unter anderem Schmerzmittel eingesetzt.
synonym: Congelatio, Kälteschäden
SymptomeBei einer lokalen Erfrierung wird die Haut blass, kalt, hart und gegen Berührung und Schmerzen unempfindlich. Erst beim Erwärmen und Auftauen treten Rötungen auf und es stellen sich starke, pulsierende Schmerzen, ein Brennen und Prickeln ein. Zudem können sich Ödeme und Blasen bilden und bei einem schweren Verlauf stirbt Gewebe ab.
Häufig betroffen sind exponierte Körperteile wie zum Beispiel das Gesicht, die Ohren, die Nase sowie Hände und Füsse. Wie Verbrennungen können auch Erfrierungen in verschiedene Schweregrade eingeteilt werden. Geläufig ist heute auch die Einteilung nach der Tiefe und der Art der Blasen (klar oder blutig). Sie kann erst nach dem Auftauen vorgenommen werden, da die Erfrierungen vorher ähnlich aussehen.
Oberflächlich:
- 1. Grad: Rötungen, Hyperämie und Schwellungen, keine Blasen oder Nekrosen
- 2. Grad: Starkes Oedem, Hyperämie, Blasenbildung (klare Flüssigkeit)
Tief:
- 3. Grad: Subkutane Erfrierung, violett-blutige Blasen, Hautnekrosen, blaugraue Verfärbung
- 4. Grad: Das Gewebe, Muskeln, Sehnen und Knochen frieren ein, geringes Oedem, tief rot, später trocken bis schwarz verfärbt, Gewebeverlust
Die Komplikationen können leicht bis schwerwiegend sein. Schmerzen und Gefühlsstörungen wie Pochen, Kribbeln, elektrische Schläge oder eine erhöhte Kälteempfindlichkeit können über Wochen bis Jahre bestehen bleiben. Erfrierungen können zu schweren Haut- und Gewebeschädigungen führen, die eine Amputation ganzer Gliedmassen notwendig machen können.
UrsachenBei einer lokalen Erfrierung handelt es sich nicht nur um eine Unterkühlung (Hypothermie), sondern das Gewebe friert tatsächlich ein; es bilden sich Eiskristalle. Kälte führt zum einen aufgrund der Gefässverengung zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Blut und Sauerstoff (Hypoxie, Ischämie). Die Blutzirkulation wird zusätzlich durch Gerinnsel behindert. Zum anderen kristallisiert das extrazelluläre Wasser, was ein osmotisches Ungleichgewicht bewirkt, die Zellen dehydriert, schädigt und zum Zelltod führt. Eiskristalle schädigen die Zellen auch mechanisch.
Risikofaktoren- Tiefe Temperaturen, Wind, Feuchtigkeit, Wasser
- Zu leichte Kleidung in kalter Umgebung
- Beruf, zum Beispiel Militärdienst
- Freizeitbeschäftigungen wie Skifahren, Bergsteigen, Wandern
- Mittleres Alter (Freizeitbeschäftigungen)
- Obdachlosigkeit
- Geistige Beeinträchtigung, zum Beispiel durch Alkoholkonsum, Rauschmittel, Medikamente, Traumata, Demenz oder psychische Erkrankungen. Alkohol erweitert zusätzlich die Gefässe und hemmt das Zittern, was zu einem Wärmeverlust führt.
- Unfälle, wie zum Beispiel ein Autounfall oder ein Lawinenunglück
- Gefässerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Neuropathie
- Enge Kleidung
- Rauchen: Nicotin
- Medikamente: Vasokonstriktoren, Betablocker
Bei Frostbeulen handelt es sich nicht um eine Erfrierung, sondern um eine entzündliche Hautreaktion auf kalte Temperaturen und ein feuchtes Klima (siehe dort). Erkrankungen, die Hautblasen hervorrufen, können mit Erfrierungen verwechselt werden, wie zum Beispiel Verbrennungen, Insektenstiche, Herpes simplex, Impetigo oder Pemphigus vulgaris.
Vorbeugung- Den Umweltverhältnissen angepasste Kleidung, Schutz vor Kälte, Wind und Wasser
- Trocken bleiben
- Die Extremitäten nicht mit zu engen Kleidern abschnüren
- Ausreichend essen und trinken, Dehydratation vermeiden
Ob wasserfreie Salben, wie sie in Finnland traditionell verwendet wurden, zum Schutz vor Kälte beitragen, ist umstritten. Es ist möglich, dass sie im Gegenteil sogar einen Risikofaktor für Erfrierungen darstellen.
BehandlungBei Verdacht auf eine Erfrierung sollen sich die Patienten so rasch wie möglich aus der Kälte in ärztliche Betreuung begeben. Grundsätzlich soll die Erfrierung so bald wie möglich wieder aufgetaut werden. Dabei muss sichergestellt werden, dass einmal aufgetautes Gewebe später nicht erneut gefriert, da es sonst abstirbt (!) Nasse und kalte Kleidung soll gewechselt werden. Die gefrorenen Stellen sollen nicht - wie früher empfohlen wurde - gerieben werden, da sich die Gewebeschädigung sonst weiter verschlechtert.
In ärztlicher Behandlung wird gefrorenes Gewebe rasch mit warmem Wasser (37-42 °C) unter Zusatz von Desinfektionsmitteln wie zum Beispiel Octenidin aufgetaut. Antibiotika dienen zur Behandlung von Infektionen, Schmerzmittel wie Opioide werden gegen die starken Schmerzen eingesetzt. Nicht steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen sind entzündungshemmend. Daneben kommen weitere Arzneimittel wie Antithrombotika, Vasodilatatoren und Impfungen (Tetanus) zum Einsatz; für den genauen Ablauf verweisen wir auf die Fachliteratur. Die Wunden werden professionell versorgt und unter Umständen ein Débridement durchgeführt.
Falls im Notfall keine ärztliche Hilfe zur Verfügung steht, kann das Gewebe auch selbst aufgetaut werden, zum Beispiel indem es unter die Achseln einer anderen Person gehalten wird oder wie in ärztlicher Behandlung mit einem warmen Wasserbad. Es soll keine direkte und heisse Wärmequelle benutzt werden (z.B. Föhn, Feuer), da die Haut dabei zu stark erhitzt wird und Verbrennungen auftreten. Es ist normal, dass es beim und nach dem Auftauen zu lokalen Schwellungen, Rötungen und eventuell zu Blasenbildung kommt. Ringe, enge Kleider und Schuhe, sollen deshalb vor dem Auftauen entfernt werden. Das Hochlagern des Glieds vermindert die Oedembildung. Zur Analgesie ausreichend hoch dosierte Schmerzmittel wie z.B. Ibuprofen oder ein anderes NSAR einnehmen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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- MedlinePlus
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