Agranulozytose IndikationenEine Agranulozytose äussert sich in einem starken Abfall der Granulozyten im Blutkreislauf. Diese weissen Blutkörperchen spielen bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle. Zu den typischen Symptomen gehören Fieber, Schüttelfrost, Krankheitsgefühl, Halsschmerzen und Schleimhautläsionen. Die Agranulozytose kann zu einer Blutvergiftung führen und einen tödlichen Ausgang nehmen. Viele Medikamente können die Blutbildveränderung als seltene unerwünschte Wirkung verursachen. Zu den bekanntesten gehören Clozapin, Metamizol, Thyreostatika und Sulfasalazin. Die Patienten, welche Risikomedikamente einnehmen, sollen vor der Therapie auf die Symptome aufmerksam gemacht werden.Symptome
Zu den typischen Symptomen einer Agranulozytose gehören Fieber, Schüttelfrost, Krankheitsgefühl, eine Mandelentzündung, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden sowie Läsionen und Blutungen der Mund-, Nasen-, Rachen-, Genital- oder Analschleimhaut. Die Erkrankung kann zu gefährlichen Infektionen und einer Blutvergiftung führen und unbehandelt relativ häufig einen tödlichen Ausgang nehmen. Eine Agranulozytose tritt als Nebenwirkung von Medikamenten in der Regel selten bis sehr selten auf.
UrsachenEine Agranulozytose äussert sich in einem starken Abfall der Granulozyten im Blutkreislauf (Anzahl < 500 pro µl). Granulozyten sind weisse Blutkörperchen (Leukozyten), die bei der Immunabwehr eine zentrale Rolle spielen. Es wird zwischen Neutrophilen, Basophilen und Eosinophilen unterschieden.
Eine Agranulozytose kann von verschiedenen Arzneimitteln durch immunogene oder zytotoxische Mechanismen ausgelöst werden. Zu den bekanntesten Risikomedikamenten gehören Clozapin, Metamizol, die Thyreostatika und Sulfasalazin.
Die folgende Liste zeigt eine Auswahl von Wirkstoffen, die eine Agranulozytose als unerwünschte Wirkung verursachen können. In Klammern sind die Originalpräparate dargestellt. Es stehen auch Generika zur Verfügung:
- Clozapin (Leponex®)
- Diclofenac (Voltaren®)
- Fluconazol (Diflucan®)
- Furosemid (Lasix®)
- Infliximab (Remicade®)
- Lamotrigin (Lamictal®)
- Levamisol (wird für das Strecken von illegalem Cocain verwendet)
- Metamizol (Novalgin®, Minalgin®)
- Mianserin (Tolvon®, ausser Handel)
- Penicillamin (ausser Handel)
- Penicilline
- Phenylbutazon (ausser Handel)
- Spironolacton (Aldactone®)
- Sulfasalazin (Salazopyrin®)
- Terbinafin (Lamisil®)
- Thyreostatika: Carbimazol (Néo-Mercazole®), Propylthiouracil (Propycil®), Thiamazol (D)
- Ticlopidin (ausser Handel)
- Trimethoprim und Sulfamethoxazol (Bactrim®)
- Vancomycin (Vancocin®)
- Zytostatika
Falls die geschilderten Symptome während der Einnahme von Risikomedikamenten auftreten, sollten die Patienten und die Fachpersonen an eine Agranulozytose denken.
Die Diagnose wird in ärztlicher Behandlung anhand der Symptome, der körperlichen Untersuchung und mit der Blutuntersuchung gestellt. Andere mögliche Ursachen müssen ausgeschlossen werden.
Vorbeugung und FrüherkennungDie Patienten sollen vor dem Beginn und im Verlauf der Behandlung über das Risiko und die möglichen Symptome aufgeklärt werden. Falls entsprechende Störungen auftreten, sollen sie sich in ärztliche Behandlung begeben.
- Patienten, bei denen bereits eine Agranulozytose unter einem Medikament aufgetreten ist, sollten dieses nicht mehr erhalten.
- Risikomedikamente sollen nach Möglichkeit als Mittel der zweiten Wahl und nur für die zugelassenen Indikationen verabreicht werden.
Für Hochrisikomedikamente wie Clozapin sind zusätzlich Blutbildkontrollen erforderlich. Beim Absinken der Werte wird die Therapie abgebrochen.
BehandlungDas auslösende Medikament wird identifiziert und umgehend abgesetzt. Für die Behandlung werden parenterale Antibiotika verabreicht. Eine Hospitalisation ist in der Regel notwendig. Der Einsatz von G-CSF wie Filgrastim wird in der Literatur erwähnt.
Anhang für FachpersonenVorlage für eine Patienteninformation:
„Dieses Medikament kann selten eine lebensgefährliche Veränderung des Blutbildes auslösen. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Fieber, Schüttelfrost
- Krankheitsgefühl
- Mandelentzündung
- Halsschmerzen
- Schleimhautveränderungen
Begeben Sie sich unverzüglich in ärztliche Behandlung, falls solche Beschwerden auftreten.“
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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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