Adderall® Arzneimittelgruppen AmphetamineAdderall® ist ein Arzneimittel, das eine Mischung von Salzen von Dexamphetamin und Amphetamin enthält und für die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und bei einer Narkolepsie eingesetzt wird. Die Tabletten werden ein- bis zweimal täglich eingenommen. Die Retardkapseln müssen nur einmal täglich morgens verabreicht werden. Die Effekte werden auf die Interaktion mit Neurotransmittersystemen im zentralen Nervensystem zurückgeführt. Amphetamine haben stimulierende, aphrodisierende und euphorisierende Eigenschaften und werden deshalb auch als Smart Drugs („Gehirndoping“) und als Partydrogen missbraucht. Aufgrund der zahlreichen und teils schweren unerwünschten Wirkungen und des Abhängigkeitspotentials ist von einem Missbrauch dringend abzuraten. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem Störungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems.
synonym: Mixed amphetamine salts, SLI381, Addy
ProdukteAdderall® ist in den USA in Form von Tabletten und Retardkapseln (Adderall®, Adderall® XR) im Handel. In der Schweiz ist es nicht registriert, aber es stehen verwandte Produkte zur Verfügung. Der Name ist von der Abkürzung ADD (Attention Deficit Disorder, ADHS) abgeleitet.
Struktur und EigenschaftenAdderall® enthält eine Mischung der folgenden vier Salze von Dexamphetamin und des Racemats Amphetamin (Mixed amphetamine salts):
- Dextroamphetaminsaccharat
- Dextroamphetaminsulfat
- Amphetaminaspartat-Monohydrat
- Amphetaminsulfat
Es besteht somit aus einer Mischung der zwei Enantiomere D- und L-Amphetamin (siehe auch unter Enantiomere und Isomere). Der Anteil des zentral aktiveren Dexamphetamins ist durch die Mischung höher. Vereinfacht gesagt ist Adderall® ein Amphetamin-Medikament.
WirkungenAmphetamine (ATC N06BA01 ) sind wirksam gegen die ADHS-Symptomatik. Sie haben sympathomimetische, appetithemmende und zentral stimulierende Eigenschaften. Sie erhöhen zusätzlich den Blutdruck und stimulieren die Atmung. Die Wirkungen beruhen auf der Interaktion mit Neurotransmittersystemen im zentralen Nervensystem. Dadurch werden mehr Neurotransmitter (Dopamin, Noradrenalin, Serotonin) in den extraneuronalen Raum freigesetzt. Gleichzeitig wird auch ihre Wiederaufnahme gehemmt.
Indikationen- Für die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
- Für die Behandlung einer Narkolepsie.
Wie alle Amphetamine wird auch Adderall® als Stimulans, als → Smart Drug (sogenanntes Hirndoping, z.B. am College, im Geschäftsleben, im Sport), als Aphrodisiakum und als Partydroge missbraucht. Es hält wach, fördert die Konzentration, fokussiert und fördert das Selbstvertrauen.
Die Netflix-Dokumentation „Take Your Pills“ (2018) popularisierte den Adderall®-Missbrauch. Zu Beginn ist die Dokumentation eher unkritisch und verherrlichend, gegen Ende wird aber deutlich aber auf die Risiken und unerwünschten Wirkungen aufmerksam gemacht. Dass Schülerinnen und Schüler zur Leistungsförderung verschreibungspflichtige Betäubungsmittel einnehmen, deutet auf eine nachhaltige Störung in der Leistungsgesellschaft hin.
Davon ist aufgrund der unerwünschten Wirkungen und des psychischen und körperlichen Abhängigkeitspotenzials dringend abzuraten. Ein Missbrauch kann unter Umständen lebensgefährlich sein.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden ein- bis zweimal täglich eingenommen. Die Retardkapseln müssen nur einmal täglich morgens verabreicht werden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Fortgeschrittene Arteriosklerose
- Symptomatische Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Bluthochdruck
- Schilddrüsenüberfunktion
- Glaukom
- Erregungszustände
- Rauschmittel- oder Medikamentenmissbrauch in der Patientengeschichte
- Behandlung mit MAO-Hemmern
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Herz-Kreislauf: Fühlbare Herzschläge, schnelle Herzfrequenz, Erhöhung des Blutdrucks, plötzlicher Tod, Herzinfarkt, Herzerkrankungen
- Zentrales Nervensystem: Psychosen, Überstimulation, Euphorie, Bewegungsstörungen, Dysphorie, Depression, Tics, Aggression, Wut, Geschwätzigkeit, Dermatillomanie
- Augen: Sehstörungen, Pupillenerweiterung
- Verdauungssystem: Mundtrockenheit, Geschmacksstörungen, Durchfall, Verstopfung, Appetitmangel, Gewichtsverlust
- Allergische Reaktionen, schwere Hautreaktionen
- Impotenz, Libidoveränderungen, häufige oder anhaltende Erektionen
- Haarausfall
- Rhabdomyolyse (lebensgefährliche Auflösung der Skelettmuskulatur)
Amphetamin, Dexamphetamin, Smart Drugs, ADHS, Enantiomere
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (USA, CH)
- Fitzgerald K.T., Bronstein A.C. Adderall® (amphetamine-dextroamphetamine) toxicity. Top Companion Anim Med, 2013, 28(1), 2-7 Pubmed
- Sallee F.R., Smirnoff A.V. Adderall XR: long acting stimulant for single daily dosing. Expert Rev Neurother, 2004, 4(6), 927-34 Pubmed
- Varga M.D. Adderall abuse on college campuses: a comprehensive literature review. J Evid Based Soc Work, 2012, 9(3), 293-313 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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