Schwefel Arzneimittelgruppen Chemische Elemente NichtmetalleSchwefel ist chemisches Element und ein Wirkstoff mit keratolytischen, antimikrobiellen und antiparasitären Eigenschaften, der in der Medizin hauptsächlich für die Behandlung von Hauterkrankungen wie einer Akne oder einer Seborrhö eingesetzt wird. Schwefelbäder dienen auch zur unterstützenden Therapie bei rheumatischen Erkrankungen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen wie Hautreizungen. Bei der Abgabe in Apotheken und Drogerien muss beachtet werden, dass Schwefel für die Herstellung von Schwarzpulver missbraucht werden kann.
synonym: Sulfur, Sulfur ad usum externum PhEur, Sulphur, S, S8
ProdukteReiner Schwefel ist in Apotheken und Drogerien erhältlich. Er ist unter anderem in Cremen, Shampoos und Schwefelbädern enthalten.
Struktur und EigenschaftenDas Arzneibuch definiert Schwefel zum äusserlichen Gebrauch (S, Mr = 32.07 g/mol) als gelbes Pulver, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Schwefel schmilzt bei etwa 119 °C zu einer roten Flüssigkeit. Er brennt beim Erhitzen mit einer blauen Flamme unter Bildung des giftigen Schwefeldioxids (SO2), siehe auch unter Redox-Reaktionen. Schwefel liegt oft als Cyclo-Octaschwefel vor, d.h. als Ring mit 8 Schwefelatomen. Daneben kommen viele weitere Modifikationen vor.
Es existieren zahlreiche verschiedene Schwefelqualitäten, so zum Beispiel kolloidaler, sublimierter, gereinigter oder gefällter Schwefel.
Schwefel kommt oft in der Nähe von Vulkanen vor und tritt aus ihnen auch in Form von Schwefeldioxid aus. Er wird heute in der Regel als Nebenprodukt bei der Erdölaufbereitung gewonnen, auch aus Schwefelwasserstoff. Schwefel gehört zu den Nichtmetallen und ist eines der wenigen chemischen Elemente, das nahezu rein auf der Erde vorkommt.
Schwefel hat eine hohe Elektronegativität und bildet deshalb polare Verbindungen.
Schwefel zum äusserlichen Gebrauch (Arzneibuchqualität), zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
WirkungenSchwefel hat bei der äusserlichen Anwendung keratolytische, antimikrobielle (antibakterielle, antifungale) und antiparasitäre Eigenschaften. Schwefel ist ein wichtiges Element des menschlichen Körpers und ist zum Beispiel in Proteinen in Form der Aminosäuren Methionin und Cystein enthalten, wobei Cystein die Disulfidbrücken ausbildet.
Auch zahlreiche pharmazeutische Wirkstoffe enthalten Schwefel, darunter zum Beispiel die Penicilline (Thioether) oder Substanzen mit dem Thiazolring.
AnwendungsgebieteSchwefel wird hauptsächlich für die Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt. Er hat in der Medizin allerdings an Bedeutung verloren. Zu den traditionellen Anwendungsgebieten gehören:
Schwefelbäder werden auch für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen verwendet.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Die Arzneimittel werden äusserlich verwendet. Für eine innerliche Therapie wird vor allem in der Alternativmedizin → Methylsulfonylmethan (MSM) verwendet.
MissbrauchSchwefel wird für die Herstellung von Schwarzpulver missbraucht, das bei einer unsachgemässen Handhabung zu schweren Verletzungen führen kann. In Apotheken und Drogerien sollte Schwefel deshalb aus unserer Sicht nicht an (experimentierfreudige) Jugendliche abgegeben werden.
KontraindikationenZu den Gegenanzeigen gehören (Auswahl):
- Überempfindlichkeit
- Anwendung am Auge und auf Schleimhäuten
- Anwendung auf verletzter oder erkrankter Haut
- Perorale Therapie
- Kinder, Schwangerschaft, Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen wie Hautreizungen. Dies aufgrund der irritierenden Eigenschaften des Schwefels. Elementarer Schwefel hat einen starken Geruch, der lange auf der Haut haften bleibt.
siehe auchSchwarzpulver, MSM (Methylsulfonylmethan), Redox-Reaktionen, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Thiole, Thioether
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Gebrauchsinformationen
- Gupta A.K., Nicol K. The use of sulfur in dermatology. J Drugs Dermatol, 2004, 3(4), 427-31 Pubmed
- Lehrbücher der Chemie
- Lin A.N., Reimer R.J., Carter D.M. Sulfur revisited. J Am Acad Dermatol, 1988, 18(3), 553-8 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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