Propofol Arzneimittelgruppen Anästhetika InjektionsanästhetikaPropofol ist ein kurz und rasch wirksames, intravenöses Allgemeinanästhetikum mit betäubenden und beruhigenden Eigenschaften. Es wird zur Allgemeinanästhesie und zur Sedierung von beatmeten Erwachsenen während der Intensivbehandlung verwendet. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Schmerzen an der Einstichstelle, Atemstillstand, tiefer Blutdruck und ein langsamer Pulsschlag. Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen können nach dem Aufwachen auftreten. Propofol wird aufgrund seiner beruhigenden, entspannenden, leicht euphorisierenden und aphrodisierenden Wirkungen auch missbraucht. Der Missbrauch ist potentiell lebensgefährlich.
synonym: Propofolum PhEur, Diprivan®
ProduktePropofol ist als Emulsion zur Injektion oder Infusion im Handel (Disoprivan®, Generika). Es ist in der Schweiz seit 1986 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenDurch Destillation gewonnenes Propofol (C12H18O, Mr = 178.3 g/mol, 2,6-Diisopropylphenol) ist eine farblose bis hellgelbe, klare Flüssigkeit, die schwer löslich in Wasser und mischbar mit Hexan und Methanol ist. Die Flüssigkeit in den im Handel erhältlichen Ampullen ist eine milchig-weisse Emulsion (1-2 %). Es gehört zur Gruppe der Phenole.
WirkungenPropofol (ATC N01AX10 ) hat anästhetische Eigenschaften. Es ist kurz wirksam, intravenös, mit raschem Wirkungseintritt; beruhigend, entspannend, euphorisierend, sexuell enthemmend und aphrodisierend.
IndikationenZur Induktion und Erhaltung einer Allgemeinanästhesie und zur Sedierung von beatmeten Erwachsenen während der Intensivbehandlung. Propofol wird Off-Label auch gegen Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt, ist aber dazu nicht zugelassen.
MissbrauchPropofol wird aufgrund seiner beruhigenden, entspannenden, leicht euphorisierenden, sexuell enthemmenden und aphrodisierenden Wirkungen auch missbraucht. Beliebt ist es unter anderem aufgrund seines schnellen Wirkungseintritts und seiner kurzen Wirkdauer. Zudem ist es kein Betäubungsmittel und deshalb für den Missbrauch einfacher zu beschaffen. Es führt wahrscheinlich nicht zu einer körperlichen, aber zu einer psychischen Abhängigkeit.
Der Missbrauch ist potenziell lebensgefährlich, auch in therapeutischen Konzentrationen. Vor allem bei schneller Injektion kann es zu einem Blutdruckabfall, sowie Atemstillstand mit Sauerstoffunterversorgung kommen. Eine weitere mögliche Todesursache ist ein Lungenödem. Problematisch ist deshalb vermutlich auch die gleichzeitige missbräuchliche Anwendung anderer atemdepressiver Substanzen wie Benzodiazepine und Opioide. In der Literatur sind einige Todesfälle beschrieben, darunter auch Suizide und Morde. Häufig waren die Opfer Fachpersonen aus dem Gesundheitswesen (v.a. Anästhesisten, Krankenpfleger).
Auch der Tod von Michael Jackson steht in einem Zusammenhang mit der Anwendung von Propofol. Gemäss Medienberichten hat Jacksons Leibarzt Dr. Conrad Murray Jackson Propofol verabreicht. Jackson hat auch zahlreiche weitere Medikamente, unter anderem Benzodiazepine, eingenommen.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Zur Sedierung von Kindern unter 16 Jahren auf der Intensivstation
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenFentanyl kann die Blutspiegel von Propofol erhöhen. Ciclosporin: es wurde über Leukoenzephalopathie berichtet.
Unerwünschte WirkungenSehr häufig:
- Lokale Schmerzen an der Injektionsstelle
Häufig:
- Bradykardie (langsamer Pulsschlag)
- Hypotension (tiefer Blutdruck)
- Vorübergehende Apnoe (Atemstillstand)
- Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen nach dem Erwachen (Übelkeit jedoch seltener als bei Inhalationsanästhetika)
Atemdepression, kardiovaskuläre Depression, auch mit fatalem Ausgang.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Reynolds J. (Hrsg.) Martindale. The Extra Pharmacopoeia. London: The Pharmaceutical Press, 1989
- Kranioti E.F. et al. Lethal self administration of propofol (Diprivan). A case report and review of the literature. Forensic Sci Int, 2007, 167(1),56-8 Pubmed
- Kirby R.R., Colaw J.M., Douglas M.M. Death from propofol: accident, suicide, or murder? Anesth Analg, 2009, 108(4), 1182-4 Pubmed
- Roussin A. et al. Pharmacological and clinical evidences on the potential for abuse and dependence of propofol: a review of the literature. Fundam Clin Pharmacol, 2007, 21(5), 459-66 Pubmed
- PhEur
- TMZ.com
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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