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Orlistat Arzneimittelgruppen Schlankheitsmittel Lipasehemmer

Orlistat ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Lipasehemmer, der zur Behandlung von Übergewicht und Fettleibigkeit eingesetzt wird (BMI ≥ 28). Es hemmt die Verdauung von Fetten im Darm, die nicht aufgenommen, sondern über den Stuhl ausgeschieden werden. Orlistat kann vor, während oder bis zu 1 Stunde nach dem Essen eingenommen werden. Die Mahlzeiten sollen nur einen geringen Fettanteil enthalten, ansonsten können unangenehme unerwünschte Wirkungen wie Fettstühle, Durchfall und Bauchschmerzen vermehrt auftreten.

synonym: Orlistatum, Tetrahydrolipstatin, THL

Produkte

Orlistat ist in der Schweiz in Form von Kapseln erhältlich und seit dem Jahr 1998 zugelassen (Xenical®, 120 mg).

Im Jahr 2009 wurde es auch für die Selbstmedikation nach einer Fachberatung durch Medizinalpersonen ohne ärztliches Rezept in der halben Dosierung freigegeben (Alli®, 60 mg, GlaxoSmithKline). Im Herbst 2012 wurde Alli® aufgrund von Lieferschwierigkeiten wieder vom Markt genommen.

Das Xenical®-Generikum Orlistat Sandoz® 120 wurde im Dezember 2011 zugelassen.

Calobalin® Sandoz (60 mg) kam im Sommer 2012 in den Handel. Seit dem Jahr 2023 wird es nicht mehr vertrieben.

Orlistat hat aufgrund der GLP-1-Rezeptor-Agonisten als Schlankheitsmittel an Bedeutung verloren.

Struktur und Eigenschaften

Orlistat (= Tetrahydrolipstatin, C29H53NO5, Mr = 495.73 g/mol) ist ein chemisch leicht verändertes Naturprodukt. Es ist ein stabiles und gesättigtes Derivat von Lipstatin, einem natürlich vorkommenden Lipasehemmer aus Streptomyces toxytricini. Es liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das lipophil und in Wasser praktisch unlöslich ist.

Wirkungen

Orlistat (ATC A08AB01 ) ist ein Lipasehemmer, der im Magen und im oberen Dünndarm die Fettverdauung hemmt und die Nahrungsfettaufnahme um zirka 30 % reduziert (60 mg: zirka 25 %). Triglyceride können von den Lipasen nicht mehr in Fettsäuren und Monoglyceride gespalten werden. Dadurch kann das Fett aus der Nahrung nicht aufgenommen werden und wird unverdaut ausgeschieden. Orlistat wirkt lokal im Darm, wird kaum absorbiert, hat keine Effekte im zentralen Nervensystem und kann nicht als Stimulans missbraucht werden.

Es wird auch als das „Antabus für Übergewichtige“ bezeichnet, denn aufgrund der möglichen unerwünschten Wirkungen kann während der Behandlung Fett faktisch nur in geringen Mengen eingenommen werden.

Im Unterschied zu den zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln, die als Schlankheitsmittel im Handel sind, ist Orlistat wissenschaftlich und klinisch sehr gut untersucht.

Die Anwender können bis zu 50 % mehr Gewicht verlieren als mit der Diät allein. Wer also 4 kg abnimmt, kann sein Gewicht mit Orlistat zusätzlich noch um bis zu 2 kg reduzieren.

Wirkmechanismus

Die Hydrolyse von Triglyceriden beruht auf einer Interaktion mit der Active Site der Lipasen, welche eine katalytische Triade mit der Aminosäure Serin enthält. Orlistat ist ein β-Lacton, welches dieses Serin kovalent bindet und das Verdauungsenzym irreversibel hemmt. Es ist selektiv für Lipasen (z.B. Pankreaslipase, Magenlipase) und hemmt keine anderen Verdauungsenzyme wie zum Beispiel Trypsin oder Chymotrypsin.

Indikationen

Übergewicht und Adipositas (BMI ≥ 28 kg/m2), zusammen mit einer fett- und kalorierenreduzierten Ernährung.

Dosierung

Gemäss der Packungsbeilage. Die übliche Dosis beträgt 3-mal täglich 27 mg, 60 mg oder 120 mg. Die Kapseln oder Kautabletten werden entweder unmittelbar vor, während oder bis zu einer Stunde nach dem Essen eingenommen. Falls die Mahlzeit kein Fett enthält, kann auf die Einnahme verzichtet werden. Die gleichzeitig eingenommene Mahlzeit kann etwa 15 g Fett enthalten.

Kontraindikationen

Die vollständigen Angaben zu Vorsichtsmassnahmen und Interaktionen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Wechselwirkungen sind mit Ciclosporin, Amiodaron, Vitamin-K-Antagonisten und Antiepileptika möglich. Die Absorption von Ciclosporin und Amiodaron wird gehemmt. Orlistat kann die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) reduzieren.

Die Einnahme eines Multivitaminpräparates kann in Betracht gezogen werden. Die Einnahme wird vor dem Schlafengehen empfohlen. Beim Auftreten von Durchfall als unerwünschter Wirkung kann der Schutz oraler Kontrazeptiva vermindert werden.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören unangenehme Verdauungsbeschwerden wie ein Abgang öligen Sekrets, Blähungen mit Abgang von Stuhl, Stuhldrang, öliger oder fettiger Stuhl, vermehrter Stuhlgang, Unterbauchschmerzen, dünnflüssige Stühle und Inkontinenz. Diese Effekte können durch eine fettreduzierte Ernährung reduziert werden.

Vereinzelt wurde über Fälle von cholestatischer Leberentzündung (Hepatitis), Gelbsucht, Leberzellnekrose, Leberversagen, Gallensteine, eine Erhöhung von Leberenzymen (Transaminasen, alkalische Phosphatase) und Fälle von Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) berichtet. Der Mechanismus ist nicht genau bekannt und der Zusammenhang nicht abschliessend bewiesen.

siehe auch

Schlankheitsmittel

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Bildnachweis: © PharmaWiki.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 8.9.2024 geändert.
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