Opiumtinktur Arzneimittelgruppen OpioideDie eingestellte Opiumtinktur ist eine flüssige Zubereitung zum Einnehmen, die mit Opium, Ethanol und Wasser hergestellt wird und auf die Opiumalkaloide Morphin und Codein standardisiert ist. Sie hat antidiarrhoische, schmerzlindernde, dämpfende, hustenreizlindernde und psychotrope Eigenschaften und ist als Arzneimittel für die Behandlung schwerer Durchfälle bei Erwachsenen als Mittel der zweiten Wahl zugelassen. Die Tropfen werden peroral verabreicht. Häufige mögliche unerwünschte Wirkungen sind unter anderem Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Verstopfung, Verdauungstörungen, Schwitzen und Schwäche. Opium kann eine Abhängigkeit auslösen und eine Überdosis kann lebensgefährlich sein.
synonym: Opii tinctura, Opii tinctura normata PhEur
ProdukteDie Opiumtinktur wird in Apotheken hergestellt oder bei spezialisierten Lieferanten in Arzneibuchqualität bestellt (z.B. Hänseler). Opium und die Opioide unterliegen der Betäubungsmittelgesetzgebung. Opium wird schon seit Jahrtausenden medizinisch verwendet.
Struktur und EigenschaftenDie Opiumtinktur wird aus Opium hergestellt, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns Papaver somniferum. Für die Zubereitung werden Ethanol und Wasser verwendet. Die Tinktur ist gemäss dem Arzneibuch auf die Opiumalkaloide Morphin und Codein eingestellt und hat eine rötlich braune Farbe.
Wirkungen
Die Opiumtinktur hat antidiarrhoische, schmerzlindernde, dämpfende, hustenreizlindernde und psychotrope Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung der Opiumalkaloide an zentrale und periphere Opioid-Rezeptoren.
Wirkmechanismus der Opioide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenDie Opiumtinktur ist für die Behandlung schwerer Durchfälle bei Erwachsenen als Mittel der zweiten Wahl zugelassen.
Für die Behandlung von Schmerzen, Reizhusten und weiterer Anwendungsgebiete liegt keine offizielle Zulassung vor.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tropfen werden peroral verabreicht.
MissbrauchOpiumtinktur kann wie die Opioide als Rauschmittel missbraucht werden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Opioidabhängigkeit
- Glaukom
- Schwere Leber- oder Nierenfunktionseinschränkungen
- Delirium tremens
- Schwere Kopfverletzung
- Risiko eines paralytischen Ileus
- Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Akutes Asthma
- Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie
- Sekundäre Herzinsuffizienz bei Lungenerkrankungen (Cor pulmonale)
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenZentral dämpfende Arzneimittel und Alkohol können die unerwünschten Wirkungen verstärken und das Risiko für eine Atemdepression erhöhen. Die Opiumtinktur soll nicht mit anderen Opioiden oder mit Opioid-Antagonisten kombiniert werden. CYP-Induktoren wie Rifampicin können die Effekte abschwächen. Der Effekt von Antihypertonika kann verstärkt werden. Verschiedene weitere Interaktionen können auftreten (siehe Fachinformation).
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Zentrale Störungen: Schläfrigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen
- Augen: Kleine Pupillen (Miosis)
- Atemwege: Bronchospasmus
- Verdauungstrakt: Verstopfung, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Geschmackstörungen
- Haut: Urtikaria, Schwitzen
- Urogenitaltrakt: Harnretention
- Schwäche, Kraftlosigkeit
Opium kann eine Atemdepression verursachen. Es kann zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen. Eine Überdosis kann lebensgefährlich sein.
siehe auchSchlafmohn, Opioide, Durchfall
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (D)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Lehrbücher der Pharmakologie
- Manchikanti L., Singh A. Therapeutic opioids: a ten-year perspective on the complexities and complications of the escalating use, abuse, and nonmedical use of opioids. Pain Physician, 2008, 11(2 Suppl), S63-88 Pubmed
- Rosenblum A., Marsch L.A., Joseph H., Portenoy R.K. Opioids and the treatment of chronic pain: controversies, current status, and future directions. Exp Clin Psychopharmacol, 2008, 16(5), 405-16 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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