First-Pass-Metabolismus Pharmakokinetik MetabolismusBei der oralen Verabreichung von Arzneimitteln kann im Darm und in der Leber ein signifikanter Anteil des Wirkstoffs metabolisiert werden. Damit reduziert sich die Menge des Arzneistoffs, welche den systemischen Kreislauf und den Wirkort erreicht. Dieses Phänomen wird als First-Pass-Effekt oder First-Pass-Metabolismus bezeichnet.
synonym: First-Pass-Effekt, First-Pass, Präsystemischer Metabolismus, First-Pass-Extraktion
Der Effekt der ersten LeberpassageDamit ein peroral verabreichter pharmazeutischer Wirkstoff seine Effekte am Wirkort entfalten kann, muss er in der Regel in den systemischen Blutkreislauf gelangen. Dazu muss er die Darmwand, die Leber und einen Teil des Kreislaufs passieren. Trotz vollständiger Absorption im Darm kann die Bioverfügbarkeit eines Arzneimittels – also der Anteil, welcher den systemischen Kreislauf erreicht – durch die erste Leberpassage in einem relevanten Ausmass reduziert werden.
Pharmakokinetik und die Reise des Wirkstoffs durch den Körper. Zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Dieses Phänomen wird als hepatischer First-Pass-Effekt bezeichnet. Verursacht wird die Reduktion durch die Biotransformation der Wirkstoffe zu Metaboliten und die Elimination in die Galle. Der First-Pass-Metabolismus wird häufig auf die Leber bezogen. Es sind aber einige Beispiele für Wirkstoffe dokumentiert, welche in relevanten Ausmass bereits in der Darmschleimhaut (in den Darmzellen) metabolisiert werden, zum Beispiel Ciclosporin, Midazolam, Nifedipin und Tacrolimus.
First-Pass-Metabolismus und Bioverfügbarkeit, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Ein hoher First-Pass-Metabolismus macht ein Arzneimittel anfällig für Arzneimittel-Wechselwirkungen, unerwünschte Wirkungen sowie intra- und interindividuelle Unterschiede in der Wirksamkeit. Unter Umständen ist eine orale Verabreichung überhaupt nicht möglich. Mit alternativen Darreichungsformen kann der First-Pass umgangen werden. Dazu gehören beispielsweise Suppositorien, Sublingualtabletten, transdermale Pflaster, Nasensprays und Injektionspräparate.
Ein Wirkstoff muss bei der Biotransformation nicht zwingend inaktiviert werden, sondern kann auch zu aktiven Metaboliten verstoffwechselt werden. Der First-Pass-Effekt wird aber häufig auf die Inaktivierung bezogen.
Beispiele für Wirkstoffe mit einem hohen First-Pass-Metabolismus sind Codein, Ciclosporin, Desipramin, Dextrometorphan, Diclofenac, Diltiazem, Estradiol, Lidocain, Losartan, Midazolam, Nifedipin, Omeprazol, Propranolol, Terbinafin und Verapamil.
siehe auchMetabolismus, Absorption, Bioverfügbarkeit, ADME
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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- Vögtli A., Ernst B. Moderne Pharmakokinetik. Transport durch Membranen. Weinheim: Wiley-VCH, 2010
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