Akute Schmerzen Indikationen SchmerzenAkute Schmerzen äussern sich als unangenehmes und subjektives Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer aktuellen oder potentiellen Gewebeschädigung verknüpft ist. Schmerzen können von Gefühlen, motorischen Reflexen und einer Aktivierung des Sympathikus begleitet sein. Der Körper soll über gefährliche Einflüsse informiert und vor Schäden bewahrt werden. Akute Schmerzen sind deshalb primär positiv und erzwingen eine körperliche Reaktion, welche den Heilungsprozess fördert. Als Komplikation können längerfristig chronische Schmerzen entstehen. Deshalb ist eine ausreichend Behandlung mit nicht-medikamentösen Massnahmen (z.B. Wärme, Kälte, Bandagen), Schmerzmitteln und lokalen Mitteln wichtig.
synonym: Dolor
SymptomeSchmerzen sind ein unangenehmes und subjektives Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer aktuellen oder potentiellen Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.
Akute Schmerzen können von einer Aktivierung des Sympathikus begleitet sein, was unter anderem zu einem schnellen Herzschlag, einer tiefen Atmung, einem Bluthochdruck, Schwitzen und Übelkeit führt. Schmerzen haben verschiedene Komponenten:
- sensorisch / diskriminativ: Informationen über die Art, die Dauer, die Stärke und die Lokalisation
- vegetativ: Aktivierung des Sympathikus
- motorisch: Motorische Reflexe, automatisches Wegziehen
- affektiv / emotional: emotionale Bewertung, z.B. Angst, Hilflosigkeit
- kognitiv: Verknüpfung mit dem Denken
Als Komplikation können längerfristig chronische Schmerzen entstehen, die von der eigentlichen Ursache unabhängig sind und ein eigenes Krankheitsbild darstellen. Siehe unter → Chronische Schmerzen.
UrsachenAls „bellender Wachhund der Gesundheit“ macht Schmerz uns darauf aufmerksam, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt.
Die Ursache akuter Schmerzen ist in der Regel eine tatsächliche oder potentielle Gewebeschädigung. Der Körper soll über gefährliche Einflüsse informiert und vor Schäden bewahrt werden, zum Beispiel über eine Verletzung oder Erkrankung. Akute Schmerzen sind deshalb primär positiv und erzwingen eine körperliche Reaktion, welche den Heilungsprozess fördert, z.B. eine Ruhigstellung, das Wegziehen der Hand beim Berühren einer Herdplatte oder das Entfernen eines blutsaugenden Insekts. Die Angst vor Schmerzen bewahrt uns auch davor, gefährliche Dummheiten zu begehen. Die tiefere Ursache stellt die Aktivierung der Nozizeptoren durch mechanische, thermische, chemische oder elektrische Reize dar.
Beispiele akuter Schmerzen:
- Prellung, Knochenbruch, Verletzung
- Kopfschmerzen, Zahnschmerzen
- Verbrennung, Sonnenbrand
- Schmerzen nach Operationen
Bei den Schmerzrezeptoren handelt es sich um freie Nervenendigungen, die sich zum Beispiel in der Haut, in den Muskeln, im Bindegewebe und in den Eingeweiden befinden. Die Signale werden über das Hinterhorn des Rückenmarks zum Gehirn weitergeleitet, mit Emotionen verknüpft und verarbeitet. Nerven können auch direkt geschädigt werden und einen sogenannten neuropathischen Schmerz (Nervenschmerz) verursachen. Ein Beispiel stellt die postherpetische Neuralgie dar.
DiagnoseDie Diagnose erfolgt in ärztlicher Behandlung. Schmerz ist ein Symptom und Ausdruck einer körperlichen Störung, die ausreichend evaluiert werden soll. Da Schmerzen eine subjektive Empfindung darstellen, können sie in der Regel nicht gemessen werden, sondern werden vom Patienten zum Beispiel mit einer sogenannten → visuellen Analogskala (VAS) und mit einem → Schmerzfragebogen bewertet.
Nicht medikamentöse Behandlung- Wärme, z.B. Wärmeauflagen, Bäder
- Kälte, z.B. Kälteauflagen
- Ruhe, z.B. Bettruhe
- Physiotherapie, Massage
- Ergotherapie, Ergonomie
- Chiropraktik
- Bandagen, Schienen
- Physikalische Therapie, z.B. TENS
- Akupunktur, Akupressur
- Wickel, Umschläge
- Ablenkung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem spezifischen Krankheisbild (Kausale Therapie)!
Schmerzmittel (Analgetika):
- Nicht-steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen und die COX-2-Hemmer haben schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase und der Hemmung der Biosynthese der Prostaglandine.
- Paracetamol hat fiebersenkende und schmerzlindernde Eigenschaften. Es wird zur Behandlung von Fieber und/oder Schmerzen verschiedener Ursache eingesetzt. Die übliche Dosis für Erwachsene liegt bei 3 bis 4 mal täglich 500 bis 1000 mg (maximal 4000 mg pro Tag), bei Kindern erfolgt die Dosierung nach dem Körpergewicht.
- Opioide haben ausschliesslich zentral schmerzlindernde und keine fiebersenkenden oder entzündungshemmenden Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Opioid-Rezeptoren, unter anderem an den μ-Rezeptor. Sie kommen zum Einsatz, wenn nicht opioide Schmerzmittel wie NSAR und Paracetamol nicht ausreichend wirksam sind.
Topische Mittel gegen Schmerzen und Entzündung wie die Schmerzgele sind lokal wirksam und es ist deshalb mit weniger unerwünschten Wirkungen zu rechnen:
- Topische NSAR wie ein Diclofenac-Gel
- Lokalanästhetika, z.B. ein Lidocain-Pflaster
Phytopharmaka gegen Entzündung und Schmerzen:
- Wallwurzsalben
- Arnicasalben
- Teufelskralle
- Weidenrinde
- Capsaicin, Wärmepflaster (z.B. Isola®), Wärmende Salben mit ätherischen Ölen
Komplementärmedizin:
- Anthroposophika
- Spagyrika, z.B. Cannabis sativa
- Homöopathika
- Schüssler-Salze, Nr. 3
- Nahrungsergänzungsmittel
Chronische Schmerzen, Schmerzgele
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Becker D.E. Pain management: Part 1: Managing acute and postoperative dental pain. Anesth Prog, 2010, 57(2), 67-78 Pubmed
- Casazza B.A. Diagnosis and treatment of acute low back pain. Am Fam Physician, 2012, 85(4), 343-50 Pubmed
- Cox F. An overview of pharmacology and acute pain: part one / part two. Nurs Stand, 2010, 25(4), 35-8 Pubmed
- Gray P. Acute neuropathic pain: diagnosis and treatment. Curr Opin Anaesthesiol, 2008, 21(5), 590-5 Pubmed
- Johnson Q., Borsheski R.R., Reeves-Viets J.L. Pain management mini-series. Part I. A review of management of acute pain. Mo Med, 2013, 110(1), 74-9 Pubmed
- Lavand'homme P. The progression from acute to chronic pain. Curr Opin Anaesthesiol, 2011, 24(5), 545-50 Pubmed
- Lehrbücher der Physiologie
- Schmerzbroschüren
- Voscopoulos C, Lema M. When does acute pain become chronic? Br J Anaesth, 2010, 105 Suppl 1, i69-85 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
PharmaWiki mit Google durchsuchen.