Thiopental Arzneimittelgruppen ThiobarbiturateThiopental ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Thiobarbiturate mit dämpfenden, schlaffördernden und narkotischen Eigenschaften. Es hat einen sehr schnellen Wirkungseintritt und eine kurze Wirkdauer und wird unter anderem für die Anästhesie verwendet. Das Injektionspräparat wird intravenös verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem eine Atemdepression und eine Dämpfung der Herz-Kreislauf-Funktion. Eine Überdosis kann einen fatalen Ausgang nehmen. Thiopental wird in einigen Ländern für Hinrichtungen, als Wahrheitsserum und für die Suizidbeihilfe verwendet. Das Arzneimittel ist dazu aber nicht vorgesehen und nicht zugelassen.
synonym: Thiopentalum, Thiopentalum natricum, Thiopental-Natrium, Natriumthiopental, Pentothal®
ProdukteThiopental ist als Injektionspräparat im Handel (Generika). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 1947 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenThiopental (C11H18N2O2S, Mr = 242.3 g/mol) liegt im Arzneimittel als Thiopental-Natrium vor, ein gelblich weisses, hygroskopisches Pulver, das in Wasser leicht löslich ist. Es handelt sich um ein lipophiles Thiobarbiturat, das bis auf das Schwefelatom mit Pentobarbital identisch ist.
WirkungenThiopental (ATC N01AF03 ) hat schlaffördernde, dämpfende und narkotische Eigenschaften. Die Effekte treten rasch, innert etwa 30 Sekunden, ein und halten nach einer Einzeldosis etwa eine halbe Stunde an.
Thiopental wirkt dämpfend auf die Herz-, Kreislauf- und Atemfunktion und darf nicht zu rasch injiziert werden. Die Wirkungen beruhen auf der Verstärkung der Effekte des Neurotransmitters GABA.
Wirkmechanismus der Barbiturate, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen- Als Narkosemittel für kurze Eingriffe von weniger als 15 Minuten.
- Zur Einleitung der Narkose vor der Anwendung anderer Anästhetika.
- Als Supplement bei der Regionalanästhesie.
- Als Schlafmittel während einer Kombinationsanästhesie mit Analgetika und Muskelrelaxantien.
- Zur Kontrolle konvulsiver Zustände während oder nach einer Inhalations- oder Lokalanästhesie oder durch andere Ursachen.
Das Arzneimittel ist für diese Anwendungen nicht vorgesehen und nicht zugelassen:
- Als „Todesspritze“ (Giftspritze) für Hinrichtungen (z.B. USA) in Kombination mit anderen Substanzen
- Als Wahrheitsserum
- Für die ärztlich assistierte Suizidbeihilfe für die Induktion eines Komas vor der Verabreichung eines neuromuskulären Blockers.
Gemäss der Fachinformation. Das Arzneimittel wird parenteral (intravenös) verabreicht. Eine perorale Verabreichung ist unüblich.
KontraindikationenDie vollständigen Angaben zu Vorsichtsmassnahmen und Interaktionen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Euphorische Stimmung
- Schläfrigkeit, Verwirrung, Amnesie, unangenehme Traumerlebnisse
- Herzrhythmusstörungen, tiefer Blutdruck, schneller Puls, Gefässerweiterung, Gefässverschluss
- Atemdepression, Atemstörungen, Laryngospasmus
- Übelkeit, Erbrechen,
- Nesselfieber, Schüttelfrost
- Reaktionen an der Injektionsstelle
- Überempfindlichkeitsreaktionen bis zur Anaphylaxie
Eine Überdosierung ist lebensgefährlich und kann zu einem Atemstillstand, einem Herz-Kreislauf-Kollaps und zum Tod führen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Quellen
- Russo H., Bressolle F. Pharmacodynamics and pharmacokinetics of thiopental. Clin Pharmacokinet, 1998, 35(2), 95-134 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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