Tamoxifen Arzneimittelgruppen Antiöstrogene (SERM)Tamoxifen ist ein antitumoraler Wirkstoff aus der Gruppe der Antiöstrogene, der zur Vorbeugung und Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird. Die Effekte beruhen auf dem Antagonismus an Östrogen-Rezeptoren. Tamoxifen entfaltet an einigen Geweben auch östrogenagonistische Wirkungen. Die Tabletten werden einmal täglich zur selben Tageszeit und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Erschöpfung, Müdigkeit, Flüssigkeitsretention, Hautausschläge, Hitzewallungen, Übelkeit, Vaginalblutungen und Vaginalausfluss. Tamoxifen ist ein Prodrug und ein Substrat von CYP-Isoenzymen. Deshalb ist es anfällig für Arzneimittel-Wechselwirkungen und interindividuelle Unterschiede der Biotransformation.
synonym: Tamoxifenum, Tamoxifeni citras PhEur, Tamoxifencitrat, ICI46474
ProdukteTamoxifen ist in Form von Filmtabletten im Handel (Generika). Es wurde im Jahr 1962 synthetisiert und als Verhütungsmittel („Pille danach“) getestet, war für diesen Zweck aber nicht geeignet. Zu Beginn der 1970er-Jahre wurde es erstmals als Brustkrebsmedikament eingesetzt. In der Schweiz ist es seit dem Jahr 1976 zugelassen. Das Original Nolvadex® wird nicht mehr vertrieben.
Struktur und EigenschaftenTamoxifen (C26H29NO, Mr = 371.5 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Tamoxifencitrat vor, ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser schwer löslich ist. Das trans-Triphenylethylen-Derivat hat eine nicht steroidale Struktur und trägt eine Dimethylaminoethoxy-Seitenkette (vgl. Diethylstilbestrol).
WirkungenTamoxifen (ATC L02BA01 ) hat antiproliferative und antitumorale Eigenschaften. Es ist je nach Gewebe entweder östrogenantagonistisch oder östrogenagonistisch. Auf das Brustgewebe wirkt es als Antagonist, auf die Gebärmutterschleimhaut, die Knochen und die Blutlipide hingegen als Agonist. Tamoxifen wird deshalb auch als SERM bezeichnet (Selective Estrogen Receptor Modulator).
Die Effekte beruhen auf der kompetitiven Bindung an intrazelluläre Östrogen-Rezeptoren. Tamoxifen resp. seine Metaboliten haben eine lange Halbwertszeit von bis zu 14 Tagen.
IndikationenZur Behandlung von Brustkrebs (adjuvante Therapie, palliative Therapie). In einigen Ländern ist Tamoxifen auch zur Brustkrebsvorbeugung bei Hochrisikopatientinnen zugelassen.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden einmal täglich zur selben Tageszeit und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Für die adjuvante Therapie wird eine Behandlungsdauer von fünf oder zehn Jahren empfohlen.
MissbrauchTamoxifen kann als Dopingmittel missbraucht werden. Für Leistungssportler ist es während und ausserhalb von Wettkämpfen verboten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Kinder und Jugendliche
- Schwangerschaft und Stillzeit (fruchtschädigend)
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenTamoxifen ist ein Prodrug, das selbst nur schwach wirksam ist und unter anderem von CYP2D6 zu aktiven Metaboliten verstoffwechselt wird. CYP2D6-Hemmer wie Paroxetin können die Wirksamkeit reduzieren, indem sie die Bildung der aktiven Metaboliten verringern. Entsprechende Kombinationen müssen vermieden werden.
Weitere Interaktionen wurden unter anderem mit CYP3A4-Induktoren, Zytostatika, Aromatasehemmern, Hormonpräparaten (Östrogenen), Vitamin-K-Antagonisten und Thrombozytenaggregationshemmern beschrieben.
PharmakogenetikLangsame Metabolisierer von CYP2D6 bilden die aktiven Metaboliten in einem geringerem Ausmass und können deshalb weniger gut auf das Medikament ansprechen.
Unerwünschte WirkungenMögliche Nebenwirkungen entstehen in erster Linie aufgrund der östrogenen und antiöstrogenen Effekte. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Erschöpfung, Müdigkeit, Flüssigkeitsretention, Hautausschläge, Hitzewallungen, Übelkeit, Vaginalblutungen und Vaginalausfluss. Zu den möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen zählen unter anderem:
- Endometriumkarzinome
- Blutbildstörungen wie eine Anämie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Neutropenie, Agranulozytose
- Thromboembolische Ereignisse
- Sehstörungen
- Lebererkrankungen
- Schwere Hautausschläge
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA, D)
- Buckley M.M., Goa K.L. Tamoxifen. A reappraisal of its pharmacodynamic and pharmacokinetic properties, and therapeutic use. Drugs, 1989, 37(4), 451-90 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Heel R.C., Brogden R.N., Speight T.M., Avery G.S. Tamoxifen: a review of its pharmacological properties and therapeutic use in the treatment of breast cancer. Drugs, 1978, 16(1), 1-24 Pubmed
- Hertz D.L., McLeod H.L., Irvin W.J. Jr. Tamoxifen and CYP2D6: a contradiction of data. Oncologist, 2012, 17(5), 620-30 Pubmed
- Hughes-Davies L., Caldas C., Wishart G.C. Tamoxifen: the drug that came in from the cold. Br J Cancer, 2009, 101(6), 875-8 Pubmed
- Sneader W. Drug discovery: a history. Chichester: Wiley, 2005
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen