Chloralhydrat Arzneimittelgruppen SchlafmittelChloralhydrat ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Schlafmittel zur kurzfristigen und symptomatischen Behandlung von Schlafstörungen. Es handelt sich um ein altes Arzneimittel, das heute nur noch selten eingesetzt wird. Chloralhydrat ist ein Prodrug und wird im Körper zum aktiven Metaboliten Trichlorethanol umgewandelt. Es wird vor dem Schlafengehen verabreicht. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem zentrale und psychiatrische Störungen, kleine Pupillen, Herabhängen des Augenlids, Herzrhythmusstörungen und Verdauungsstörungen. Die längerfristige Verabreichung kann zu einer Abhängigkeit führen. Eine Überdosis ist lebensgefährlich.
synonym: Chlorali hydras PhEur
ProdukteChloralhydrat wurde in der Schweiz im Jahr 1954 zugelassen und ist seit dem Jahr 2022 nicht mehr im Handel. Medikamente wie Nervifene®, Medianox® und Chloraldurat® sind nicht mehr erhältlich.
Struktur und EigenschaftenChloralhydrat (C2H3Cl3O2, Mr = 165.4 g/mol) liegt in Form farbloser, durchsichtiger Kristalle vor, die in Wasser sehr leicht löslich sind. Es hat einen bitteren Geschmack. Die Substanz wurde bereits im Jahr 1832 von Justus Liebig synthetisiert.
WirkungenChloralhydrat (ATC N05CC01 ) hat schlaffördernde und beruhigende Eigenschaften. Die Wirkungen treten rasch ein und die Halbwertszeit beträgt bis zu 8 Stunden. Chloralhydrat ist ein Prodrug und wird im Körper von der Alkoholdehydrogenase in die aktive Wirkform Trichlorethanol überführt (Abbildung). Die Wirkungen beruhen auf der Beeinflussung der GABAA-ergen Neurotransmission.
IndikationenZur kurzfristigen Behandlung von Schlaf- und Einschlafstörungen. In der Schweiz ist Chloralhydrat auch zur Behandlung der nervösen Unruhe zugelassen.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Lösung wird als Schlafmittel vor dem Schlafen verdünnt mit kaltem Wasser eingenommen. Aufgrund des Abhängigkeitspotenzials soll Chloralhydrat nur kurzfristig verabreicht werden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwere Leber- oder Niereninsuffizienz
- Herzerkrankungen
- Ateminsuffizienz
- Porphyrie
- Magenschleimhautentzündung
- Obstruktive Schlafapnoe
- Kinder und Jugendliche
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Chloralhydrat soll nicht mit Antikoagulantien kombiniert werden.
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenArzneimittel-Wechselwirkungen wurden mit Antikoagulantien, Furosemid, Amitriptylin, Alkohol, Fluoxetin, MAO-Hemmern und zentral dämpfenden Arzneimitteln beschrieben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem zentrale und psychiatrische Störungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit und paradoxe Erregung, kleine Pupillen, Herabhängen des Augenlids, Herzrhythmusstörungen (bei hohen Dosen) und Verdauungsstörungen. Die längerfristige Verabreichung kann zu einer Abhängigkeit führen.
Eine Überdosis ist gefährlich und kann zu einer Atemdepression, Koma und zu Herzrhythmusstörungen führen. Das bekannteste Opfer einer Chloralhydrat-Überdosis ist Marilyn Monroe, die im Alter von 36 Jahren an einer Vergiftung mit Nembutal®-Kapseln (Pentobarbital) und Chloralhydrat starb.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Graham S.R., Day R.O., Lee R., Fulde G.W. Overdose with chloral hydrate: a pharmacological and therapeutic review. Med J Aust, 1988, 149(11-12), 686-8 Pubmed
- Pershad J., Palmisano P., Nichols M. Chloral hydrate: the good and the bad. Pediatr Emerg Care, 1999, 15(6), 432-5 Pubmed
- Steinberg A.D. Should chloral hydrate be banned? Pediatrics, 1993, 92(3), 442-6 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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