Pubertät PharmaWikiDie Pubertät ist eine menschliche Entwicklungsphase, welche zur Geschlechtsreife führt. Sie beginnt bei Kindern im Alter von etwa 8 bis 10 Jahren und ist von zahlreichen körperlichen Veränderungen geprägt. Eingeleitet und aufrechterhalten wird sie von der Hypothalamus-Hypophysen-Achse, welche zur Bildung und Ausschüttung der männlichen und weiblichen Sexualhormone führt.Pubertät und Adoleszenz
Die Pubertät ist eine physiologische Entwicklungsphase, welche Kinder zu geschlechtsreifen Jugendlichen und Erwachsenen heranwachsen lässt. Sie beschreibt die körperlichen und biologischen Prozesse in diesem Zeitraum. Der lateinische Begriff pubertas bedeutet Geschlechtsreife.
Unter dem Einfluss des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), das vom Hypothalamus im Gehirn gebildet wird, führt die Freisetzung der Gonadotropine LH und FSH aus der Hypophyse zur Synthese und Ausschüttung der Sexualhormone. Dabei handelt es sich um die Östrogene, die Gestagene und die Androgene. Die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Achse nimmt während der Pubertät kontinuierlich zu.
Die Pubertät ist nicht dasselbe wie die Adoleszenz, der Fachbegriff für das Jugendalter. Der Begriff stammt vom lateinischen adolescere und bedeutet aufwachsen oder heranwachsen.
Die ersten Prozesse der Pubertät beginnen früher als die Adoleszenz, bei Kindern in einem Alter von 8 bis 10 Jahren. Bei Jungen sind die ersten Veränderungen an der Grössenzunahme der Hoden und bei Mädchen an der Entwicklung der Brüste erkennbar (Thelarche). Die erste Regelblutung setzt bei Mädchen im Durchschnitt mit etwa 13 Jahren ein. Der erste Eisprung tritt allerdings mit einer Verzögerung von einigen Monaten ein.
Bereits im Alter von 6 bis 8 Jahren, also vor der Pubertät, beginnt die Adrenarche, die Reifung der Zona reticularis der Nebennierenrinde. Sie bildet Steroidhormone wie Dehydroepiandrosteron (DHEA), welche eine transiente Behaarung auslösen können.
Die Adoleszenz dauert länger als die Pubertät und endet mit etwa 20 Jahren. Die Pubertät ist bereits mit 15 bis 17 Jahren abgeschlossen.
Hypothalamus-Hypophysen-Achse am Beispiel des Androgens Testosteron, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Körperliche VeränderungenIm Folgenden sind einige Effekte der Sexualhormone bei Mädchen und Jungen aufgelistet:
- Wachstum der Brüste, des Penis und des Hodens
- Grössenzunahme und Reifung des Uterus (Gebärmutter), Vaginale Sekretionen, Einsetzen der Monatsblutung (Menarche), Eisprung (Ovulation)
- Geschlechterspezifsche Behaarung: Schamhaare, Achselhaare, Bartwachstum, stärkere Körperbehaarung
- Körpergeruch, erhöhte Aktivität der Schweiss- und Talgdrüsen
- Veränderung der Haut, Unreinheiten, Mitesser, Akne
- Längenwachstum
- Bildung der Spermien, spontane Erektionen, Samenerguss (Spermarche)
- Stimmbruch, tiefere Stimme
- Hervortreten des Adamsapfels
- Sexuelles Interesse
- Zunahme der Muskelmasse bei Jungen und des Fettgewebes bei Mädchen
- Wachstum des Beckens bei Mädchen, breite Schultern bei Jungen
Der sogenannten Pubertätswachstumsspurt mit einem Längenwachstums von bis zu 10 cm pro Jahr beginnt bei Mädchen früher als bei den Jungen. Nämlich etwa mit 12 statt mit 14 Jahren. Unter Gleichaltrigen sind die Mädchen in der Regel also etwas grösser als die Jungen. Das Wachstum kann zu Wachstumsschmerzen führen.
Von der Pubertät ist auch die Entwicklung des zentralen Nervensystems betroffen. Jugendliche sind im Allgemeinen experimentier- und risikofreudig, sind anfällig für Stress und lösen sich von der Familie, indem sie die Gruppenzugehörigkeit mit Gleichaltrigen suchen. Und die Emotionalität siegt über die Rationalität.
Zu früh und zu spät einsetzende PubertätBeginnt die Pubertät vor einem Alter von 8 Jahren bei Mädchen resp. 9 Jahren bei Jungen, wird von einer Pubertas praecox gesprochen. Ist eine Behandlung angezeigt, können abhängig von der Ursache beispielsweise GnRH-Analoge verabreicht werden. Sie führen zu einer reduzierten Ausschüttung der Gonadotropine LH und FSH aus der Hypophyse. Umgekehrt wird eine zu spät einsetzende oder unterbrochene Pubertät als Pubertas tarda bezeichnet.
Normalität und RisikoDie physiologischen Prozesse, die während der Pubertät ablaufen, werden von den Jugendlichen und von den Eltern häufig fälschlicherweise pathologisiert. Es ist normal, dass die Adoleszenten schlaksig und ihr Körperbau disproportional ist. Auch unreine Haut, Akne, fettige Haare und Körpergeruch gehören zur Pubertät. Die Mehrheit der Jungen entwickelt während der Pubertät eine Gynäkomastie, d.h. eine Vergrösserung der Brustdrüse, die von alleine wieder verschwindet. Des Weiteren sind Menschen und ihre körperlichen Eigenschaften als auch der Entwicklungsbeginn und die -phasen verschieden.
Die Adoleszenz ist für die Jugendlichen mit zahlreichen Risiken verbunden. Die neu erlangte Fruchtbarkeit kann zu ungewollten Teenagerschwangerschaften und bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu sexuell übertragbaren Krankheiten führen. Psychiatrische Krankheiten wie Depressionen, eine Schizophrenie und Essstörungen können zu Tage treten und das Risiko für Suizide ist gegenüber dem Kindesalter stark erhöht. Alkohol, Nicotin, Rauschmittel und Games können abhängig machen. Weitere Risiken sind eine ungesunde Ernährung, Gewalt, Unfälle, Vandalismus, gefährliches Fahrverhalten, Ertrinken und Mobbing.
Checkliste für die PubertätDownload: Checkliste_Pubertaet.pdf
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
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- Fachliteratur
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- Sultan C., Gaspari L., Maimoun L., Kalfa N., Paris F. Disorders of puberty. Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol, 2018, 48, 62-89 Pubmed
- Wood C.L., Lane L.C., Cheetham T. Puberty: Normal physiology (brief overview). Best Pract Res Clin Endocrinol Metab, 2019, 33(3), 101265 Pubmed
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