Ergotamin Arzneimittelgruppen Mutterkornalkaloide Ergotamin ist ein gefässverengender Wirkstoff aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide, der zur Behandlung akuter Migräneanfälle eingesetzt wird. Die Effekte beruhen auf der Interaktion mit verschiedenen Rezeptoren. Die Tabletten werden bei den ersten Anzeichen eines Anfalls eingenommen. Bei der Anwendung müssen die maximalen Tagesdosen genau beachtet werden, weil bei einer Überdosis eine potentiell lebensgefährliche Vergiftung entstehen kann. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Ergotamin wird von CYP3A metabolisiert und darf nicht mit starken CYP3A-Hemmern kombiniert werden.
synonym: Ergotaminum, Ergotamini tartras PhEur, Ergotamintartrat
ProdukteIn der Schweiz sind derzeit keine Arzneimittel mit Ergotamin mehr im Handel. Der Wirkstoff war unter anderem in Kombination mit Coffein in Form von Tabletten erhältlich (Cafergot®), wurde aber im Jahr 2014 vom Markt genommen. Produkte mit Ergotamin wurden erstmals in den 1920er-Jahren lanciert (Gynergen®).
Struktur und EigenschaftenErgotamin (C33H35N5O5, Mr = 581.7 g/mol) ist ein Mutterkornalkaloid und ein natürlicher Inhaltsstoff aus dem Sklerotium von Claviceps purpurea. Es liegt in Arzneimitteln als Ergotamintartrat vor, ein weisses, kristallines Pulver oder als farblose Kristalle. Ergotamin wurde erstmals 1918 von Arthur Stoll bei Sandoz in Basel isoliert.
WirkungenErgotamin (ATC N02CA52 ) hat gefässverengende, uteruskontrahierende und emetische Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Serotonin- und Dopamin-Rezeptoren sowie an alpha-Adrenozeptoren. Das den Tabletten zugesetzte Coffein erhöht die Absorption von Ergotamin und hat selbst ebenfalls gefässverengende Effekte.
IndikationenZur Behandlung akuter Migräneanfälle (klassische Migräne) mit oder ohne Aura.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden beim Auftreten der ersten Anzeichen der Migräne eingenommen. Bei der Anwendung muss die maximale Tagesdosis beachtet werden, die nicht überschritten werden darf. Ergotamin soll nur nach Bedarf, nicht regelmässig und nicht zur Migräneprophylaxe verabreicht werden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Gefässerkrankungen
- Unkontrollierte arterielle Hypertonie
- Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
- Sepsis
- Schockzustand
- Hemiplegische oder basiläre Migräne
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Gleichzeitige Behandlung mit gefässverengenden Wirkstoffen
- Gleichzeitige Behandlung mit starken CYP3A-Hemmern
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenErgotamin wird von CYP3A metabolisiert. Es darf nicht zusammen mit starken CYP3A-Hemmern verabreicht werden, weil dabei die Plasmakonzentration ansteigen kann. Ebenfalls kontraindiziert ist eine Kombination mit gefässverengenden Arzneimitteln.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Gelegentlich auftretende Nebenwirkungen sind Durchfall, eine Zyanose, Empfindungsstörungen wie ein Kribbeln oder Gefühllosigkeit, Sehstörungen, Schmerzen und Schwäche in den Extremitäten sowie eine periphere Gefässverengung. Eine Überdosis führt zu einer Vergiftung, einer starken Gefässverengung und ist potentiell lebensgefährlich (Ergotismus).
siehe auchMigräne, Triptane, Mutterkornalkaloide, Dihydroergotamin
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Silberstein S.D., McCrory D.C. Ergotamine and dihydroergotamine: history, pharmacology, and efficacy. Headache, 2003, 43(2), 144-66 Pubmed
- Silberstein S.D. The pharmacology of ergotamine and dihydroergotamine. Headache, 1997, 37 Suppl 1, S15-25 Pubmed
- Tfelt-Hansen P. et al. Ergotamine in the acute treatment of migraine: a review and European consensus. Brain, 2000, 123 (Pt 1), 9-18 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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