Dihydroergotamin Arzneimittelgruppen MutterkornalkaloideDihydroergotamin ist ein gefässverengender Wirkstoff aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide, der hauptsächlich für die Behandlung der Migräne eingesetzt wird. Die Effekte beruhen unter anderem auf dem Agonismus an Serotonin-Rezeptor-Subtypen. Dihydroergotamin interagiert mit weiteren Serotonin-Rezeptoren, mit Dopamin-Rezeptoren und Alpha-Adrenozeptoren. Es wird peroral, intranasal und parenteral verabreicht. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören eine Rhinitis, Geschmacksveränderungen, Reaktionen an der Verabreichungsstelle, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Dihydroergotamin ist ein Substrat von CYP3A4 und darf nicht mit Inhibitoren dieses Isoenzyms kombiniert werden. Selten kann es schwere Nebenwirkungen verursachen, die mit der Gefässverengung und der Entstehung von Fibrosen in einem Zusammenhang stehen.
synonym: Dihydroergotaminum, Dihydroergotamini mesilas PhEur, Dihydroergotaminmesilat, DHE
ProdukteDer Vertrieb von Arzneimitteln mit Dihydroergotamin wurde in der Schweiz eingestellt (z.B. Dihydergot® Tabletten und Nasenspray, Ergotonin®, Effortil® plus, alte Tonopan®). Die Zulassung der Dihydergot®-Tabletten wurde auf den 1. Februar 2014 aufgehoben. In einigen Ländern sind noch Medikamente mit Dihydroergotamin im Handel. So wurde beispielsweise in den USA im Jahr 2021 ein Dihydroergotamin-Nasenspray für die Akuttherapie der Migräne zugelassen (Trudhesa®).
Dihydroergotamin wurde in den 1940er-Jahren erstmals zugelassen (Dihydergot®). Synthetisiert wurde es bei Sandoz von Albert Hofmann, dem Erfinder von LSD.
Struktur und EigenschaftenDihydroergotamin (C33H37N5O5, Mr = 583.7 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Dihydroergotaminmesilat vor, ein weisses, kristallines Pulver oder farblose Kristalle, die in Wasser schwer löslich sind. Es handelt sich um Ergotamin, das an der Position 9/10 hydrogeniert ist. Ergotamin ist ein Mutterkornalkaloid, das aus den Sklerotien des Mutterkornpilzes Claviceps purpurea stammt.
WirkungenDihydroergotamin (ATC N02CA01 ) hat gefässverengende und entzündungshemmende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Interaktion mit verschiedenen Subtypen von Serotonin-Rezeptoren, Alpha-Adrenozeptoren und mit Dopamin-Rezeptoren. Die Wirkungen bei der Migräne werden auf den Agonismus an den 5-HT1D-Rezeptor zurückgeführt. Dies führt zu einer Gefässverengung, reduziert die Freisetzung proinflammatorischer Neuropeptide und hemmt die neurogene Entzündung.
IndikationenDihydroergotamin wird hauptsächlich für die Behandlung einer Migräne eingesetzt.
Für die Migränevorbeugung, für die Behandlung von Kreislaufbeschwerden (Hypotonie) und bei Gedächtnisstörungen (Demenz) wird es von den Arzneimittelbehörden nicht mehr empfohlen. Dies aufgrund der möglichen Risiken (Ergotismus und Fibrose).
DosierungGemäss der Fachinformation. Dihydroergotamin wird peroral, parenteral und intranasal verabreicht. Es hat eine tiefe intestinale Absorption von nur etwa 30%.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Hemiplegische oder basiläre Migräne
- Schwere Leberfunktionsstörung
- Raynaud-Syndrom, Arteriitis temporalis, Koronarkrankheiten, Herzinfarkt, Angina pectoris, instabile Angina, Ruheangina
- Ungenügend kontrollierte Hypertonie
- Sepsis
- Obliterierende Gefässkrankheiten
- Gleichzeitige Behandlung mit anderen Vasokonstriktoren und anderen Mutterkornalkaloiden
- Gleichzeitige Behandlung mit CYP-Hemmern
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenDihydroergotamin ist ein Substrat und Inhibitor von CYP3A4. Entsprechende Interaktionen müssen beachtet werden. CYP-Inhibitoren können zu Ischämien und Vasospasmen führen. Die Arzneimittel sollen nicht mit anderen Mutterkornalkaloiden kombiniert werden.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
Sehr selten können gefährliche Herz-Kreislauf-Krankheiten wie koronare Vasospasmen, eine Ischämie des Myokards und Herzrhythmusstörungen auftreten. Dies vor allem bei einer parenteralen Therapie. Dihydroergotamin kann auch Fibrosen an verschiedenen Organen auslösen, weshalb von einer regelmässigen Behandlung abgeraten wird.
siehe auchMigräne, LSD, Mutterkornalkaloide
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Dahlöf C., Maassen Van Den Brink A. Dihydroergotamine, ergotamine, methysergide and sumatriptan - basic science in relation to migraine treatment. Headache, 2012, 52(4), 707-14 Pubmed
- Europäische Arzneimittelbehörde (EMA)
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Silberstein S.D., Shrewsbury S.B., Hoekman J. Dihydroergotamine (DHE) - Then and Now: A Narrative Review. Headache, 2020, 60(1), 40-57 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen