Tinidazol Arzneimittelgruppen NitroimidazoleTinidazol ist ein bakterizider und antiparasitärer Wirkstoff aus der Gruppe der Nitroimidazole, welcher zur Behandlung von Infektionen mit anaeroben Bakterien und Protozoen eingesetzt wird. Die Tabletten werden mit dem Essen verabreicht, um Nebenwirkungen im Gastrointestinaltrakt vorzubeugen. Oft reicht eine Einzeldosis aus. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Dam-Beschwerden und zentrale Störungen. Tinidazol ist ein Substrat von CYP3A. Während und bis zu drei Tage nach der Behandlung soll kein Alkohol konsumiert werden, weil daraus eine Unverträglichkeitsreaktion entstehen kann. Im Tierversuch zeigt Tinidazol mutagene Eigenschaften.
synonym: Tinidazolum PhEur
ProdukteTinidazol (Fasigyn®, 500 mg) ist in der Schweiz nicht mehr als Fertigarzneimittel erhältlich. Es wurde im Jahr 1973 zugelassen. Medikamente mit dem Wirkstoff können aus dem Ausland importiert oder in einer Apotheke als Magistralrezeptur hergestellt werden. Als Ersatz bietet sich Metronidazol an (Flagyl®, Generika).
Struktur und EigenschaftenTinidazol (C8H13N3O4S, Mr = 247.3 g/mol) liegt als weisses bis blassgelbes, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Es handelt sich um ein 2-Methyl-5-nitroimidazol. Tinidazol ist strukturell eng mit Metronidazol verwandt.
WirkungenTinidazol (ATC J01XD02 , ATC P01AB02 ) hat bakterizide Eigenschaften gegen anaerobe Bakterien (z.B. Bacteroides fragilis) und ist antiparasitär gegen Protozoen. Es hat eine Halbwertszeit von etwa 12 bis 14 Stunden. Die Effekte beruhen unter unter anderem auf der Bildung von Nitroradikalen, welche an die DNA der Erreger binden und dort zu Schädigungen führen. Tinidazol ist ein Prodrug.
IndikationenZur Behandlung von Infektionen mit anaeroben Bakterien oder Protozoen, z.B. bei einer Amöbiasis, einer Trichomoniasis, Giardiasis und einer bakteriellen Vaginose.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwere Schädigungen des Gehirns oder des Nervensystems
- Störungen der Blutbildung
- Schwangerschaft und Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden mit dem Essen eingenommen. Bei den meisten Anwendungsgebieten reicht eine Einmaldosis aus, üblicherweise 2000 mg (4 Tabletten).
InteraktionenTinidazol ist ein Substrat von CYP3A und es sind entsprechende Wechselwirkungen möglich. Bis zu 3 Tage nach der letzten Einnahme soll kein Alkohol konsumiert werden, weil daraus eine Unverträglichkeitsreaktion mit Beschwerden wie Bauchkrämpfe, Erbrechen und Gesichtsrötungen entstehen kann.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, metallischer oder bitterer Geschmack im Mund, Haarzunge
- Überempfindlichkeitsreaktionen, Hautausschlag
- Zentrale Störungen: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Bewegungsstörungen, Empfindungsstörungen, Neuropathie, Krämpfe
- Dunkler Urin
In Tierexperimenten wurden mutagene Eigenschaften festgestellt.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Carmine A.A., Brogden R.N., Heel R.C., Speight T.M., Avery G.S. Tinidazole in anaerobic infections: a review of its antibacterial activity, pharmacological properties and therapeutic efficacy. Drugs, 1982, 24(2), 85-117 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fung H.B., Doan T.L. Tinidazole: a nitroimidazole antiprotozoal agent. Clin Ther, 2005, 27(12), 1859-84 Pubmed
- Nailor M.D., Sobel J.D. Tinidazole for the treatment of vaginal infections. Expert Opin Investig Drugs, 2007, 16(5), 743-51 Pubmed
- Nord C.E., Kager L. Tinidazole - microbiology, pharmacology and efficacy in anaerobic infections. Infection, 1983, 11(1), 54-60 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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