Tiaprid Arzneimittelgruppen Neuroleptika BenzamideTiaprid ist ein antipsychotischer, antidopaminerger und angstlösender Wirkstoff aus der Gruppe der Neuroleptika und Benzamide für die Behandlung von Bewegungsstörungen bei der Chorea Huntington und einer schweren Ticstörung. Die Effekte beruhen auf dem Antagonismus an Dopamin-Rezeptoren, insbesondere D2 und D3. Die Tabletten werden drei- bis fünfmal täglich eingenommen, vorzugsweise nach dem Essen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schwäche, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Teilnahmslosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und ein Parkinsonismus. Tiaprid kann das QT-Intervall verlängern. Es soll nicht mit Levodopa kombiniert werden.
synonym: Tiapridum, Tiapridi hydrochloridum PhEur, Tiapridhydrochlorid
ProdukteTiaprid ist in Form von Tabletten im Handel (Tiapridal®). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 1981 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenTiaprid (C15H24N2O4S, Mr = 328.4 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Tiapridhydrochlorid vor, ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser sehr leicht löslich ist. Es handelt sich um ein orthomethoxy-substituiertes Benzamid.
WirkungenTiaprid (ATC N05AL03 ) hat antidopaminerge, antipsychotische und angstlösende Eigenschaften. Die Effekte beruhen hauptsächlich auf dem Antagonismus an Dopamin-D2- und Dopamin-D3-Rezeptoren. Die Halbwertszeit liegt zwischen 2 bis 4 Stunden.
Wirkmechanismus der Neuroleptika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenIn der Schweiz ist Tiaprid für die folgenden Indikationen zugelassen:
- Schwere Formen von Chorea Huntington (Bewegungsstörungen).
- Schwere Ticstörung, falls eine nicht medikamentöse Behandlung nicht angesprochen hat.
In anderen Ländern existieren weitere Anwendungsgebiete.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden drei- bis fünfmal täglich eingenommen, vorzugsweise nach den Mahlzeiten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Prolaktinabhängige Begleittumore
- Kombination mit Levodopa
- Kombination mit Dopamin-Agonisten
- Morbus Parkinson, Parkinsonsyndrom
- Phäochromozytom
- Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenTiaprid wird nur zu einem geringen Anteil metabolisiert. Es soll nicht mit Levodopa oder Dopamin-Agonisten kombiniert werden, weil sich die Effekte gegenseitig aufheben. Von der Einnahme von Alkohol und zentral dämpfenden Arzneimitteln wird abgeraten, weil die unerwünschten Wirkungen verstärkt werden. Ein Risiko besteht ferner mit Medikamenten, welche das QT-Intervall verlängern. Antihypertonika können zu einer verstärkten Senkung des Blutdrucks führen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Schwäche, Müdigkeit
- Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Teilnahmslosigkeit
- Schwindel, Kopfschmerzen
- Parkinsonismus
- Reversible Hyperprolaktinämie nach Abbruch der Behandlung (Amenorrhoe, Galaktorrhoe, Gynäkomastie, Frigidität, Impotenz)
Tiaprid kann das QT-Intervall verlängern.
siehe auchNeuroleptika, Dopamin-Antagonisten
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Dose M., Lange H.W. The benzamide tiapride: treatment of extrapyramidal motor and other clinical syndromes. Pharmacopsychiatry, 2000, 33(1), 19-27 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Peters D.H., Faulds D. Tiapride. A review of its pharmacology and therapeutic potential in the management of alcohol dependence syndrome. Drugs, 1994, 47(6), 1010-32 Pubmed
- Steele J.W., Faulds D., Sorkin E.M. Tiapride. A review of its pharmacodynamic and pharmacokinetic properties, and therapeutic potential in geriatric agitation. Drugs Aging, 1993, 3(5), 460-78 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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