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Salvia divinorum Arzneimittelgruppen Halluzinogene

Salvia divinorum ist ein pflanzliches Halluzinogen aus der Familie der Lippenblütler, das traditionell von den Schamanen des mexikanischen Indianervolks der Mazateken angewandt wird. Die gekauten oder gerauchten Blätter rufen kurz anhaltende und intensive Halluzinationen hervor. Das Diterpen Salvinorin A gilt als aktiver Inhaltsstoff. Es ist ein potenter und selektiver κ-Opioidrezeptor-Agonist und bereits in kleinsten Dosen wirksam. Salvia divinorum ist in vielen Ländern legal erhältlich. In der Schweiz ist die Pflanze erst seit 2010 verboten.

synonym: Göttersalbei, Salvia, Aztekensalbei, Azteken-Salbei, Wahrsagersalbei, Maria Pastora, Zaubersalbei

Produkte

Salvia divinorum gehört in der Schweiz seit dem Jahr 2010 zu den Betäubungsmitteln und den verbotenen Stoffen (Anhang d) und darf nicht mehr gehandelt werden. Es gelten die Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. In zahlreichen Ländern sind die Göttersalbei und entsprechende Zubereitungen als legale Halluzinogene erhältlich und werden zum Beispiel über das Internet und in Hanfläden verkauft.

Pflanze

Die mehrjährige Salvia divinorum Epling und Játiva-M. aus der Familie der Lamiaceae ist in Mexiko heimisch. Sie wird traditionell von den Schamanen (Curanderos) des Indianervolks der Mazateken als Halluzinogen für mystische und medizinische Zwecke verwendet. Im Westen wurde die Pflanze erst in den 1960er-Jahren unter anderem von Dr. Albert Hofmann (Erfinder von LSD) und von R. Gordon Wasson bekannt gemacht.

Arzneidroge

Als Arzneidroge werden die frischen oder getrockneten Salvia-divinorum-Blätter (Salviae divinorum folium) verwendet. Aus den Blättern werden auch Extrakte und andere Zubereitungen mit dem aktiven Inhaltsstoff hergestellt.

Inhaltsstoffe

Für die Effekte wird hauptsächlich das lipophile Neoclerodan-Diterpen Salvinorin A (C23H28O8, Mr = 432.5 g/mol) verantwortlich gemacht. Es wurde früher auch als Divinorin A bezeichnet. Das Diterpen ist bereits in kleinsten Dosen wirksam. Bemerkenswert ist, dass es sich im Gegensatz zu den klassischen psychoaktiven Substanzen nicht um eine Stickstoffverbindung, also nicht um ein Alkaloid, handelt.

Wirkungen

Salvia divinorum ist halluzinogen. Zu den möglichen Effekten gehören zum Beispiel (nach Siebert, 1994):

Die Effekte treten beim Rauchen rasch innert Sekunden und bei Kauen nach einigen Minuten ein. Sie halten nur kurz, während etwa 15 bis maximal 60 Minuten, an. Nachwirkungen sind während einiger Stunden möglich. Für Salvinorin A wird eine Halbwertszeit von zirka einer Stunde angegeben. Die Wirkungen beruhen auf dem selektiven und potenten Agonismus von Salvinorin A an κ-Opioid-Rezeptoren. Im Unterschied zu anderen Halluzinogenen wie zum Beispiel LSD oder Psilocybin bindet es nicht an den 5-HT2A-Rezeptor.

Wirkmechanismus von Rauschmitteln, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Anwendungsgebiete

Salvia divinorum und Salvinorin A werden in der Schweiz bisher nicht medizinisch genutzt, sondern ausschliesslich als Rauschmittel verwendet. Salvia ist weniger Partydroge, sondern mehr ein Mittel zum Eskapismus, zur Bewusstseinserweiterung und Introspektion. In der Literatur werden einige potentielle medizinische Anwendungen diskutiert.

Dosierung

Die Blätter oder entsprechende Zubereitungen werden in der Regel geraucht, gekaut, inhaliert oder buccal verabreicht. Die Wirkstoffe werden über die Mundschleimhaut absorbiert. Bei oraler Verabreichung in einer Kapsel blieben die Effekte aus. Die benötigte Dosis Salvinorin A ist mit zirka 200 bis 500 µg gering und vergleichbar mit derjenigen von LSD. Es handelt sich um ein sehr potentes Halluzinogen.

Kontraindikationen und Interaktionen

Zu möglichen Gegenanzeigen und Wechselwirkungen liegen uns keine ausreichenden Angaben vor. Salvinorin A ist ein Substrat von UGT2B7, P-Glykoprotein und verschiedener CYP450 (Teskin et al., 2009). Von einer Anwendung ist aufgrund der nicht vollständig bekannten Risiken aus unserer Sicht abzuraten.

Insbesondere bei einer Überempfindlichkeit, psychischen Erkrankungen oder entsprechender Disposition, akuten oder chronischen Erkrankungen, während der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Kindern und älteren Menschen und bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Rauschmittel oder Arzneimittel ist die Einnahme nicht angezeigt. Wer die Pflanze trotzdem einnimmt, sollte eine Reihe von Vorsichtsmassnahmen beachten:

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem Schweissausbrüche, Frösteln, Flashbacks, Tremor, Schwäche, reduzierte Vigilanz, Koordinationsstsörungen und Harndrang.

In seltenen Fällen wurde über schwere psychische Beschwerden wie Konfusion, Panik, Paranoia und Delirium berichtet. Es scheint so, dass der Konsum bei prädisponierten Personen - ähnlich wie Cannabis - zu einer anhaltenden Psychose führen kann (siehe auch Cannabis und Psychose).

Bei gleichzeitigem Autofahren oder Bedienen schwerer Maschinen kann es zu Unfällen kommen. Salvia divinorum wird mehrheitlich als gut verträglich beschrieben und soll nur sehr selten abhängig machen. Die Datenlage ist bisher jedoch etwas dünn, um definitive Aussagen machen zu können. Die möglichen Risiken sind aus unserer Sicht nicht ausreichend bekannt.

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 25.8.2024 geändert.
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