Reboxetin Arzneimittelgruppen Antidepressiva SNRIReboxetin ist ein antidepressiver Wirkstoff aus der Gruppe der SNRI zur Behandlung schwerer depressiver Episoden. Die Wirkungen beruhen auf der selektiven Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin in das präsynaptische Neuron. Reboxetin wird zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwitzen und Miktionsbeschwerden. Die klinische Wirksamkeit des Arzneimittels wird in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutiert.
synonym: Reboxetinum, Reboxetini mesilas
ProdukteReboxetin ist in Form von Tabletten im Handel (Edronax®). Es ist in einigen europäischen Staaten seit dem Jahr 1997 und in der Schweiz seit dem Jahr 2000 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenReboxetin (C19H23NO3, Mr = 313.4 g/mol) ist ein Morpholinderivat mit zwei chiralen Zentren. Es liegt im Arzneimittel als Mischung der R,R- und S,S-Enantiomere vor.
WirkungenReboxetin (ATC N06AX18 ) hat antidepressive Eigenschaften. Es ist ein selektiver und potenter Wiederaufnahmehemmer von Noradrenalin und erhöht die Konzentration des Neurotransmitters im synaptischen Spalt. Die Wirkungen beruhen auf der Inhibition des Neurotransmitter-Transporters NET.
Wirkmechanismus der Wiederaufnahmehemmer, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
In der wissenschaftlichen Fachliteratur wird das Antidepressivum kontrovers diskutiert. Laut einer Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2010 (Eyding et al., 2010) ist Reboxetin klinisch unwirksam und möglicherweise gesundheitsschädlich.
Dass es trotzdem zugelassen wurde, wird auf die selektive Publikation (publication bias) zurückgeführt. Nur Studien mit positiven Resultaten wurden veröffentlicht, negative wurden vom Unternehmen zurückgehalten. In der Schweiz wurde die Indikation im Jahr 2013 auf „schwere depressive Episoden“ eingeschränkt.
IndikationenZur Behandlung von schweren depressiven Episoden.
DosierungGemäss der Fachinformation. Das Arzneimittel wird zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten verabreicht.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Gleichzeitige Verabreichung von MAO-Hemmern
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenReboxetin wird von CYP3A4 biotransformiert und inaktiviert und ist ein schwacher Hemmer dieses Isoenzyms. Die gleichzeitige Anwendung von anderen Antidepressiva wurde nicht geprüft. Bei gleichzeitiger Anwendung von Diuretika ist eine Hypokaliämie möglich.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Schlaflosigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Schwitzen, Miktionsbeschwerden und Harnverhalt bei Männern. Häufig treten ferner Schwindel, Blutdruckabfall, Akkommodationsstörungen und Appetitverlust auf.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Eyding D., Lelgemann M., Grouven U., Härter M., Kromp M., Kaiser T., Kerekes M.F., Gerken M., Wieseler B. Reboxetine for acute treatment of major depression: systematic review and meta-analysis of published and unpublished placebo and selective serotonin reuptake inhibitor controlled trials. BMJ, 2010, 341, c4737 Pubmed
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), 2009
- Kasper S., el Giamal N., Hilger E. Reboxetine: the first selective noradrenaline re-uptake inhibitor. Expert Opin Pharmacother, 2000, 1(4), 771-82 Pubmed
- Katzman M.A., Tsirgielis D. Review: reboxetine is ineffective and potentially harmful for acute treatment of major depression. Evid Based Ment Health, 2011, 14(2), 48 Pubmed
- Preskorn S.H. Reboxetine: a norepinephrine selective reuptake pump inhibitor. J Psychiatr Pract, 2004, 10(1), 57-63 Pubmed
- Turner E.H. Reboxetine in depression. All the relevant data? BMJ, 2010, 16, 341, c6487 Pubmed
- Wieseler B., McGauran N., Kaiser T. Finding studies on reboxetine: a tale of hide and seek. BMJ, 2010, 341, c4942 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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