Chloroquin Arzneimittelgruppen MalariamittelChloroquin ist ein entzündungshemmender, immunmodulierender, antiparasitärer und antiviraler Wirkstoff aus der Gruppe der Malariamittel. Er wird für die Vorbeugung und Behandlung der Malaria, bei einem Lupus erythematodes und bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Die Tabletten sollen nach dem Essen eingenommen werden. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Juckreiz, Sehstörungen und Schlaflosigkeit. Chloroquin hat eine lange Halbwertszeit. Es ist in hohen Dosen toxisch und kann selten schwere Nebenwirkungen verursachen.
synonym: Chloroquinum, Chloroquini sulfas PhEur, Chloroquinsulfat, Chloroquini phosphas PhEur, Chloroquinphosphat
ProdukteChloroquin war in Form von Tabletten im Handel (Nivaquine®). Es war in der Schweiz seit dem Jahr 1953 zugelassen. Der Vertrieb wurde im Jahr 2019 eingestellt. Synthetisiert wurde es erstmals im Jahr 1934 von Hans Andersag bei Bayer in Elberfeld (I.G. Farbenindustrie).
Derzeit sind in der Schweiz keine Arzneimittel mit Chloroquin mehr verfügbar. Magistralrezepturen können in Apotheken hergestellt werden oder Tabletten können aus dem Ausland importiert werden.
Hydroxychloroquin (Plaquenil®) ist mit Chloroquin eng verwandt und im Handel verfügbar.
Struktur und EigenschaftenChloroquin (C18H26ClN3, Mr = 319.9 g/mol) ist ein chloriertes 4-Aminochinolin-Derivat und ein Racemat, das mit Chinin verwandt ist. Es liegt als Chloroquinphosphat oder als Chloroquinsulfat vor, ein weisses, kristallines Pulver mit einem bitteren Geschmack, das in Wasser leicht löslich ist. Es ist strukturell eng mit Hydroxychloroquin verwandt. Chloroquin soll vor Licht geschützt aufbewahrt werden, weil es sich unter Lichteinfluss verfärbt.
WirkungenChloroquin (ATC P01BA01 ) hat antiparasitäre, blutschizontozide, entzündungshemmende, immunmodulierende (immunsuppressive) und antivirale Eigenschaften. Es hat eine lange Halbwertszeit von 10 bis 30 Tagen.
Chloroquin hat in verschiedenen Untersuchungen antivirale Eigenschaften gezeigt, unter anderem gegen Coronaviren.
Indikationen- Für die Vorbeugung und Behandlung der Malaria.
- Lupus erythematodes.
- Rheumatoide Arthritis, chronische Polyarthritis.
- Chloroquin wurde im Jahr 2020 für die Behandlung der Viruserkrankung Covid-19 untersucht und eingesetzt. Es ist antiviral und hat zusätzlich immunmodulierende Eigenschaften (siehe oben).
Gemäss der Fachinformation. Die Tabletten sollen nach dem Essen eingenommen werden. Das Dosierungsintervall ist vom Anwendungsgebiet abhängig.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel
- Erkrankungen der blutbildenden Organe
- Zentralnervöse Erkrankungen
- Retinopathie, Retina- oder Gesichtsfeldveränderungen
- Myasthenia gravis
Die vollständigen Angaben zu Vorsichtsmassnahmen und Interaktionen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenChloroquin hat ein hohes Interaktionspotenzial mit verschiedenen Wirkstoffen.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Juckreiz, Sehstörungen und Schlaflosigkeit.
Chloroquin kann selten schwere Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören Retinopathien, schwere Hautreaktionen, Blutbildstörungen, zentrale Störungen, Krämpfe und Herzrhythmusstörungen. Der Wirkstoff verlängert das QT-Intervall.
Chloroquin ist in hohen Dosen toxisch. Eine Überdosierung kann einen tödlichen Ausgang nehmen.
siehe auchMalaria, Malariamittel, Chinin, Rheumatoide Arthritis, Hydroxychloroquin, Covid-19
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA, D)
- Colson P., Rolain J.M., Raoult D. Chloroquine for the 2019 novel coronavirus SARS-CoV-2. Int J Antimicrob Agents, 2020, 105923 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Gao J., Tian Z., Yang X. Breakthrough: Chloroquine phosphate has shown apparent efficacy in treatment of COVID-19 associated pneumonia in clinical studies. Biosci Trends, 2020 Pubmed
- Keyaerts E. et al. In vitro inhibition of severe acute respiratory syndrome coronavirus by chloroquine. Biochem Biophys Res Commun, 2004, 323(1), 264-8 Pubmed
- Trape J.F. The public health impact of chloroquine resistance in Africa. Am J Trop Med Hyg, 2001, 64(1-2 Suppl), 12-7 Pubmed
- Schrezenmeier E., Dörner T. Mechanisms of action of hydroxychloroquine and chloroquine: implications for rheumatology. Nat Rev Rheumatol, 2020, 16(3), 155-166 Pubmed
- Wallace D.J. The use of chloroquine and hydroxychloroquine for non-infectious conditions other than rheumatoid arthritis or lupus: a critical review. Lupus, 1996, 5 Suppl 1, S59-64 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen