Ursodeoxycholsäure Arzneimittelgruppen Gallensäuren

Die Ursodeoxycholsäure ist ein litholytischer Wirkstoff aus der Gruppe der Gallensäuren, der zur Auflösung von Gallensteinen, bei einer Entzündung der Gallenwege, bei Verdauungsbeschwerden, bei einer Fettunverträglichkeit und Blähungen eingesetzt wird. Die Wirkungen beruhen unter anderem auf der Reduktion der Cholesterinsekretion und der Substitution toxischer Gallensäure durch die hydrophile, zellschützende und atoxische Ursodeoxycholsäure. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Durchfall und Bauchschmerzen. Aufgrund der Gewinnung aus Rindergalle ist der Wirkstoff nicht vegan.

synonym: Acidum ursodeoxycholicum PhEur, UDCA, Ursodeoxycholic acid, Ursodiol

Produkte

Die Ursodeoxycholsäure ist in der Schweiz in in Form von Kapseln, Tabletten, Filmtabletten und als Suspension erhältlich und seit dem Jahr 1978 zugelassen (De-ursil®, Ursochol®, Ursofalk®).

Der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung ursus ab, weil die Gallensäure zuerst in der Galle von Bären gefunden wurde.

Struktur und Eigenschaften

Die Ursodeoxycholsäure (C₂₄H₄₀O₄, M_r = 392.6 g/mol) liegt als weisses Pulver vor, das in Wasser sehr schwer löslich ist. Es handelt sich um eine natürlich vorkommende und hydrophile Gallensäure, die aus der Rindergalle hergestellt wird. Es handelt sich um ein Epimer der Chenodeoxycholsäure. Die Ursodeoxycholsäure kommt in geringen Mengen physiologisch in der Galle vor.

Wirkungen

Die Ursodeoxycholsäure (ATC A05AA02 ) hat litholytische Eigenschaften. Sie kann cholesterinhaltige Gallensteine innert Monaten bis zwei Jahren auflösen. Die Gallensäure senkt die Cholesterinsekretion in die Galle und reduziert die Cholesterinabsorption im Darm.

Gallensäuren sind für die normale Verdauung der Fette und Lipide wichtig. Die Ursodeoxycholsäure normalisiert die Gallenzusammensetzung und kann so dyspeptische Beschwerden lindern. Der Wirkstoff gelangt mit der Absorption in den enterohepatischen Kreislauf.

Durch die Substitution findet ein Austausch lipophiler und toxischer Gallensäuren durch die hydrophile, zytoprotektive und untoxische Ursodeoxycholsäure statt.

Indikationen

• Zur Auflösung von Cholesterin-Gallensteinen der Gallenblase
• Vor- und Nachbehandlung bei der Gallensteinzertrümmerung
• Primäre biliäre Cholangitis
• Dyspeptische Beschwerden
• Fettunverträglichkeit
• Blähungen biliären Ursprungs

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Die Anwendung ist von der Erkrankung und dem eingesetzten Medikament abhängig.

Kontraindikationen

• Überempfindlichkeit
• Häufig auftretende Gallenkoliken
• Verschluss der Gallenwege
• Akute Entzündungen der Gallenblase und der Gallenwege
• Röntgendichte, kalzifizierte Gallensteine
• Eingeschränkte Kontraktionsfähigkeit der Gallenblase
• Aktive gastrische oder duodenale Geschwüre

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Wirkstoffe wie Colestyramin, Colestipol und Antazida können die Ursodeoxycholsäure binden und ihre Wirkungen reduzieren. Umgekehrt kann die Ursodeoxycholsäure andere Wirkstoffe wie beispielsweise Ciclosporin und Ciprofloxacin inaktivieren.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Durchfall und Bauchschmerzen.

Die Ursodeoxycholsäure ist kein veganes Arzneimittel.

siehe auch

Gallensteine, Gallensäuren

Literatur

• Achufusi T.G.O., Safadi A.O., Mahabadi N. Ursodeoxycholic Acid. 2023, StatPearls Publishing, 2023 Pubmed 
• Arzneimittel-Fachinformation (CH)
• Europäisches Arzneibuch PhEur
• Hempfling W., Dilger K., Beuers U. Systematic review: ursodeoxycholic acid--adverse effects and drug interactions. Aliment Pharmacol Ther, 2003, 18(10), 963-72 Pubmed 
• Jang S.I. et al. Efficacy of Chenodeoxycholic Acid and Ursodeoxycholic Acid Treatments for Refractory Functional Dyspepsia. J Clin Med, 2022, 11(11), 3190 Pubmed 
• Lim A.G., Northfield T.C. Ursodeoxycholic acid and primary biliary cirrhosis. BMJ, 1994, 309(6953), 491-2 Pubmed 

Autor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 17.7.2023 geändert.
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