Toxoplasmose Indikationen Infektionskrankheiten ProtozoenDie Toxoplasmose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die vom Einzeller Toxoplasma gondii verursacht wird. Bei normalem Immunstatus verläuft sie in der Regel symptomlos und unbemerkt. Grippeähnliche Beschwerden können auftreten. Ein schwerer Verlauf ist hauptsächlich bei einer Immunsuppression möglich, also beispielsweise bei einer HIV-Infektion und der Einnahme bestimmter Medikamente. Wenn sich Schwangere neu mit dem Parasiten anstecken, ist mit schweren Folgen für das Kind und seine spätere Entwicklung zu rechnen. Deshalb sollten Schwangere einige Verhaltensregeln beachten, um eine Infektion möglichst zu vermeiden. Eine Diagnose und eine Behandlung während der Schwangerschaft wird in der Schweiz derzeit aber nicht mehr als notwendig angesehen.
synonym: Toxoplasma gondii, Kongenitale Toxoplasmose, Toxoplasma-Infektion
SymptomeEine Toxoplasmose verläuft bei einem normalem Immunstatus in der Regel symptomlos und unbemerkt. Sie kann sich in grippeähnlichen Beschwerden wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Halsschmerzen, geschwollenen Lymphknoten, Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit äussern.
Die Infektion führt zu einer Immunität. Bei einem geschwächten Immunsystem, wie es beispielsweise bei der HIV-Infektion und bei der Einnahme von Immunsuppressiva und Zytostatika beobachtet wird, verläuft die Erkrankung mit Komplikationen und kann zu schweren Störungen des zentralen Nervensystems (Toxoplasmose-Enzephalitis), der Lunge und der Augen führen.
Eine Erstinfektion während der Schwangerschaft kann über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen werden und zu Schädigungen führen, die im Mutterleib, bei der Geburt oder erst Jahre später zu Tage treten. Dazu gehören beispielsweise eine geistige Behinderung, Erblindung und Epilepsie. Falls die Mutter mindestens 6 Monate vor der Schwangerschaft bereits infiziert wurde, besteht für das Kind hingegen nur ein geringes Risiko. Es ist anzumerken, dass die kongenitale Toxoplasmose in der Schweiz vergleichsweise selten ist.
UrsachenDie Ursache der Erkrankung ist eine Infektion mit dem Protozoon Toxoplasma gondii, einem einzelligen und obligat intrazellulären Parasiten, der in drei Formen auftritt. Der Erreger vermehrt sich sexuell im Darm von Katzen und bildet in verschiedenen Tieren und im Menschen Zysten, die sich fast in jedem Organ ablagern können, zum Beispiel im Muskel, im Gehirn und im Herzen.
Menschen stecken sich oral mit kontaminiertem rohem Fleisch (vor allem Rind, Schwein, Lamm, Geflügel, Wild), belasteten Früchten und Gemüse, anderen Lebensmitteln und infiziertem Katzenkot an. In Entwicklungsländern ist auch eine Ansteckung über das Wasser möglich und selten wird die Toxoplasmose bei einer Bluttransfusion oder einer Organtransplantation übertragen.
DiagnoseSeit dem Jahr 2009 wird in der Schweiz auf ein Toxoplasmose-Screening während der Schwangerschaft verzichtet. Das Bundesamt für Gesundheit erachtet aufgrund der wissenschaftlichen Datenlage weder die Diagnostik noch die Therapie der Infektion während der Schwangerschaft als notwendig (Rudin et al., 2008).
Empfehlungen für Schwangere- Schwangere Frauen sollen auf den Konsum von rohem und unzureichend gekochtem oder gebratenem Fleisch verzichten, insbesondere auf Rinderfleisch, Schweinefleisch, Lamm, Geflügel und Wild (z.B. Tartar, Carpaccio). Das Fleisch beim Kochen nicht probieren, solange es nicht vollständig durchgekocht ist. Zu Trockenfleisch (Bündnerfleisch, Rohschinken), das auch aus rohem Fleisch hergestellt wird, finden sich gegensätzliche Meinungen. Das Pökeln resp. Räuchern soll die Zysten abtöten, aber einige Autoren raten vom Konsum ab, auch aufgrund eines möglichen Befalls mit den widerstandsfähigen Listerien.
- Vor dem Kochen und Essen die Hände mit Seife und warmem Wasser waschen.
- Hände und Küchengeräte nach der Verarbeitung von rohem Fleisch oder Innereien gründlich mit heissem Wasser und Seife waschen. Fleisch und andere Lebensmittel in der Küche separat verarbeiten.
- Das Tiefgefrieren von Fleisch unter 18 °C soll die Zysten abtöten.
- Lebensmittel wie Früchte und Gemüse vor der Verarbeitung gut waschen und schälen.
- Katzenhalter: Gute Händehygiene, der Katze kein rohes Fleisch geben, das Katzenkistchen nicht in der Küche stehen lassen. Wie Menschen können auch Katzen mit rohem oder ungekochtem Fleisch angesteckt werden. Die Reinigung des Katzenkistchens sollte am bestem jemand anderem überlassen werden. Ansonsten zum Reinigen Handschuhe verwenden. Den Sandkasten bedecken, wenn keine Kinder darin spielen. Weiter wird empfohlen, die Katze nicht nach draussen zu lassen, damit sie sich nicht anstecken kann.
- Bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen und anschliessend die Hände gut waschen.
siehe auch unter Listerien
Medikamentöse BehandlungDas Antiprotozoenmittel Pyrimethamin (Daraprim®) wird in Kombination mit einem Sulfonamid (z.B. Sulfadiazin, Sulfadoxin) zur Behandlung der Toxoplasmose eingesetzt. Die Wirkungen beruhen auf der Hemmung des Folsäuremetabolismus.
Während der Behandlung muss immer zusätzlich Calciumfolinat gegeben werden. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Blutarmut, Blutbildstörungen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Hautausschlag und Kopfschmerzen. Weder Sulfadiazin noch Sulfadoxin sind in der Schweiz derzeit als Fertigarzneimittel im Handel.
Weitere Wirkstoffe:
- Das Lincosamid-Antibiotikum Clindamycin (Dalacin®, Generika) ist zur Behandlung der Toxoplasmose-Enzephalitis bei Patienten mit AIDS zugelassen.
- Das Makrolid-Antibiotikum Spiramycin (früher: Rovamycine®) wird zur Behandlung Schwangerer verwendet, ist aber in der Schweiz nicht mehr im Handel.
Die vier Garstufen von Rindfleisch:
bleu | das Fleisch ist innen roh und gibt auf Fingerdruck stark nach | saignant | das Fleisch ist innen roh, ist aber gegen aussen etwas mehr durchgebraten |
à point | das Fleisch ist innen rosa |
bien cuit | das Fleisch ist durchgebraten und gibt auf Fingerdruck kaum mehr nach |
- Buffolano W. Congenital toxoplasmosis: the state of the art. Parassitologia, 2008, 50(1-2), 37-43 Pubmed
- Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC)
- Das grosse Betty Bossi Kochbuch, 2007
- Di Mario S., Basevi V., Gagliotti C., Spettoli D., Gori G., D'Amico R., Magrini N. Prenatal education for congenital toxoplasmosis. Cochrane Database Syst Rev, 2009, CD006171 Pubmed
- Jones J., Lopez A., Wilson M. Congenital toxoplasmosis. Am Fam Physician, 2003, 67(10), 2131-8 Pubmed
- Kijlstra A., Jongert E. Control of the risk of human toxoplasmosis transmitted by meat. Int J Parasitol, 2008, 38(12), 1359-70 Pubmed
- Kravetz J.D., Federman D.G. Toxoplasmosis in pregnancy. Am J Med, 2005, 118(3), 212-6 Pubmed
- McLeod R., Kieffer F., Sautter M., Hosten T., Pelloux H. Why prevent, diagnose and treat congenital toxoplasmosis? Mem Inst Oswaldo Cruz, 2009, 104(2), 320-44 Pubmed
- Montoya J.G., Liesenfeld O. Toxoplasmosis. Lancet, 2004, 363(9425), 1965-76 Pubmed
- Montoya J.G., Rosso F. Diagnosis and management of toxoplasmosis. Clin Perinatol, 2005, 32(3), 705-26 Pubmed
- Pappas G., Roussos N., Falagas M.E. Toxoplasmosis snapshots: global status of Toxoplasma gondii seroprevalence and implications for pregnancy and congenital toxoplasmosis. Int J Parasitol, 2009, 39(12), 1385-94 Pubmed
- Petersen E. Toxoplasmosis. Semin Fetal Neonatal Med, 2007, 12(3), 214-23 Pubmed
- Peyron F. When are we going to celebrate the centenary of the discovery of efficient treatment for congenital toxoplasmosis? Mem Inst Oswaldo Cruz, 2009, 104(2), 316-9 Pubmed
- Rudin C. et al. Swiss Working Group on congenital Toxoplasmosis. Toxoplasmosis during pregnancy and infancy. A new approach for Switzerland. Swiss Med Wkly, 2008, 138(49-50 Suppl 168), 1-8 Pubmed
- Sukthana Y. Toxoplasmosis: beyond animals to humans. Trends Parasitol, 2006, 22(3), 137-42 Pubmed
- Tamma P. Toxoplasmosis. Pediatr Rev, 2007, 28(12), 470-1 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Abbildung: MW
PharmaWiki mit Google durchsuchen.