Placebo ArzneimittelgruppenAls Placebos werden Arzneimittel bezeichnet, die keine aktiven pharmazeutischen Wirkstoffe enthalten. Sie bestehen nur aus Hilfsstoffen wie beispielsweise Milchzucker, Stärken, Cellulosen oder aus physiologischer Kochsalzlösung. Erstaunlicherweise können Placebos trotzdem therapeutische Wirkungen entfalten. Zu den Krankheiten und Symptomen, welche auf sie ansprechen, gehören beispielsweise Schmerzen, Übelkeit, Hitzewallungen oder ein Reizdarm. Eine Verabreichung ohne Kenntnis und Zustimmung der Patienten ist jedoch unethisch und inakzeptabel. Placebos können auch unerwünschte Wirkungen zeigen (Nocebo-Effekt).
synonym: Scheinmedikament, Plazebo
ProduktePlacebotabletten sind zum Beispiel in Deutschland (P-Tabletten Lichtenstein) oder bei Dynapharm erhältlich.
Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wortwörtlich „Ich werde gefallen“.
Struktur und EigenschaftenAls Placebos werden in der Pharmakotherapie Arzneimittel bezeichnet, die keine aktiven pharmazeutischen Wirkstoffe enthalten, sondern ausschliesslich Hilfsstoffe wie beispielsweise Lactose (Milchzucker), Stärken, Cellulosen oder eine physiologische Kochsalzlösung für entsprechende Injektions- und Infusionslösungen.
Nicht alle Placebomedikamente sind vollständig inaktiv. So haben beispielsweise Cremen und Salben ohne Wirkstoff trotzdem einen hautpflegenden und hydratisierenden Effekt.
Auch Arzneimittel mit Wirkstoffen, die für ein anderes Anwendungsgebiet vorgesehen sind, können als Placebos gelten. Also beispielsweise Vitamin-C-Tabletten, die für die Schmerzbehandlung gegeben werden.
WirkungenPlacebos (ATC V03AX10 ) können ähnliche Wirkungen wie echte Medikamente entfalten.
Der Placeboeffekt hat an der Arzneimittelwirkung einen substanziellen Anteil. Überraschenderweise kann Placebo sogar dann wirksam sein, wenn der Patient weiss, dass er keine aktive Therapie erhält. Eine Täuschung ist also nicht unbedingt erforderlich, zumal diese ethisch heikel ist (siehe unten). Sie verstärkt jedoch den Effekt.
Als Wirkmechanismen spielen unter anderem die Konditionierung und die Erwartung einer Rolle. Placebos sind aber nicht nur auf der geistigen Ebene wirksam. Sie lösen über das zentrale Nervensystem eine biologische Antwort im Organismus aus (neurobiologischer Effekt). So können beispielsweise die körpereigenen Endorphine ausgeschüttet werden, die schmerzlindernde Eigenschaften haben. Ein Effekt auf Hormone, Neurotransmitter und Mediatoren wurde ebenfalls dokumentiert.
AnwendungsgebieteZahlreiche Krankheiten und Symptome sprechen auf Placebos an. Dazu gehören beispielsweise Schmerzen, Übelkeit, Reisekrankheit, Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen, Parkinson, Reizdarm, Angsterkrankungen und ADHS.
Placebos werden auch als Kontrolle im Rahmen randomisierter klinischer Doppelblindstudien eingesetzt (RCTs).
KontraindikationenEine Verabreichung ohne Kenntnis und Zustimmung der Patienten ist heikel und in der Regel inakzeptabel. Es handelt sich um eine Täuschung, die dem freien Willen und der gemeinsamen Entscheidungsfindung widerspricht und dem Verhältnis zwischen der Fachperson und dem Patienten schadet.
Unerwünschte WirkungenWie normale Medikamente können Placebos nicht nur erwünschte, sondern auch unerwünschte Wirkungen wie beispielsweise Kopfschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit hervorrufen. Man spricht vom sogenannten Nocebo-Effekt. Der Begriff leitet sich von lat. nocere (schaden) ab.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (D)
- Bundesärztkammer, Placebo in der Medizin.
- Bystad M., Bystad C., Wynn R. How can placebo effects best be applied in clinical practice? A narrative review. Psychol Res Behav Manag, 2015, 8, 41-5 Pubmed
- Colagiuri B., Schenk L.A., Kessler M.D., Dorsey S.G., Colloca L. The placebo effect: From concepts to genes. Neuroscience, 2015, 307, 171-90 Pubmed
- Nitzan U., Bloch Y., Fennig S. Using placebo medications in the clinical setting - an intellectual game or a possible reality? Isr J Psychiatry Relat Sci, 2014, 51(3), 182-7 Pubmed
- Požgain I., Požgain Z., Degmečić D. Placebo and nocebo effect: a mini-review. Psychiatr Danub, 2014, 26(2), 100-7 Pubmed
- Schönbächler G. Placebo. Schweiz Med Forum, 2007, 7, 205–210
- Weitere Quellen
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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