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Neuraminidasehemmer Arzneimittelgruppen Antiviralia

Neuraminidasehemmer sind antivirale Wirkstoffe, welche für die Vorbeugung und Behandlung einer Infektion mit Influenzaviren eingesetzt werden. Ihre Effekte beruhen auf der Hemmung des viralen Enzyms Neuraminidase, das für die Freisetzung der Grippeviren von der Wirtszelle von zentraler Bedeutung ist. Die Arzneimittel werden peroral, inhalativ oder parenteral verabreicht. Mögliche unerwünschte Wirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und Kopfschmerzen (Oseltamivir). Klinisch relevante Arzneimittel-Wechselwirkungen gelten als unwahrscheinlich.

synonym: Neuraminidase-Inhibitoren, Sialidase-Inhibitoren

Produkte

Neuraminidasehemmer sind in Form von Kapseln, als Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen, in Form von Pulverinhalatoren und als Injektionspräparate im Handel. Als erste Vertreter wurden im Jahr 1999 zunächst Zanamivir (Relenza®) und anschliessend Oseltamivir (Tamiflu®) zugelassen. Laninamivir (Inavir®) wurde in Japan im Jahr 2010 und Peramivir (Rapivab®) in den USA im Jahr 2014 freigegeben. Der Öffentlichkeit ist vor allem Tamiflu® bekannt.

Struktur und Eigenschaften

Die Neuraminidasehemmer sind von der N-Acetylneuraminsäure (Neu5Ac, Sialinsäure) abgeleitet, dem katalytischen Produkt des Enzyms Neuraminidase (siehe unten). Es sind Transition-State-Analoga. Oseltamivir ist ein Prodrug, das im Körper von Esterasen zum aktiven Metaboliten Oseltamivircarboxylat biotransformiert wird. Laninamiviroctanoat ist das Prodrug von Laninamivir. Zanamivir ist polar und deshalb oral nicht bioverfügbar (Bioverfügbarkeit etwa 2%).

Wirkungen

Neuraminidasehemmer (ATC J05AH ) haben antivirale Eigenschaften gegen Influenzaviren. Die Effekte beruhen auf der Hemmung des viralen Enzyms Neuraminidase (Sialidase). Dieses Enzym und Glykoprotein befindet sich zusammen mit Hämagglutinin an der Oberfläche des Influenzavirus. Es ist für die Freisetzung neu gebildeter Viren aus infizierten Zellen und somit für die weitere Verbreitung infektiöser Viren im Organismus von zentraler Bedeutung. Die Neuraminidase schneidet die terminale Sialinsäure ab, an die das Virus nach der Replikation an die Wirtszelloberfläche gebunden ist.

Angriffspunkte der antiviralen Medikamente im Replikationszyklus des Influenzavirus, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Beachten Sie auch unsere anschauliche Animation zum Thema: → Tamiflu-Animation

Indikationen

Für die Vorbeugung und Behandlung der Influenza (Grippe, Influenza A und B).

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Mit der Behandlung soll so früh wie möglich begonnen werden, idealerweise innerhalb von 36 Stunden nach dem Auftreten der Symptome (1. oder 2. Tag nach Auftreten der ersten Beschwerden).

Neuraminidasehemmer werden peroral, inhalativ (Pulverinhalation) und parenteral (intravenöse Infusion) verabreicht. Bei Laninamivir reicht eine Einmaldosis aus, da es langwirksam ist. Es gehört zu den sogenannten LANI (Long Acting Neuraminidase Inhibitors).

Wirkstoffe

In der Schweiz nicht im Handel:

Kontraindikationen

Neuraminidasehemmer sind bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Oseltamivir wird in Form des aktiven Metaboliten Oseltamivircarboxylat über die Niere ausgeschieden und sekretiert. Auch Zanamivir wird hauptsächlich renal eliminiert. Klinisch relevante Wechselwirkungen gelten als unwahrscheinlich. Vorsicht ist bei organischen Anionen mit einer geringen therapeutischen Breite wie Methotrexat geboten, welche wie die Neuraminidasehemmer einer aktiven tubulären Sekretion unterliegen.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen von Oseltamivir gehören Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und Kopfschmerzen. Die unter Zanamivir gemeldeten Nebenwirkungen waren in klinischen Studien bezüglich der Art und der Häufigkeit vergleichbar mit Placebo.

siehe auch

Oseltamivir, Zanamivir, Peramivir, Laninamivir, Grippe

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 1.6.2023 geändert.
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