Clobazam Arzneimittelgruppen BenzodiazepineClobazam ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der 1,5-Benzodiazepine mit angstlösenden, krampflösenden, beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an GABA-A-Rezeptoren. Clobazam wird zur Behandlung von Angststörungen und als Zusatztherapie bei einer chronischen Epilepsie eingesetzt. Die Behandlungsdauer soll möglichst kurz gehalten werden. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem psychiatrische Störungen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Sehstörungen, Atemstörungen, Verdauungsbeschwerden, Muskelschwäche und Ataxie. Bei raschem Absetzen können Entzugserscheinungen auftreten. Wie alle Benzodiazepine kann auch Clobazam abhängig machen und als Rauschmittel missbraucht werden. Der Wirkstoff wird hauptsächlich von CYP3A4 metabolisiert und hat eine lange Halbwertszeit.
synonym: Clobazamum PhEur
ProdukteClobazam ist in Form von Tabletten im Handel (Urbanyl®). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 1979 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenClobazam (C16H13ClN2O2, Mr = 300.7 g/mol) liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das in Wasser schwer löslich ist. Es gehört strukturell zu den 1,5-Benzodiazepinen. Bei den übrigen Wirkstoffen handelt es sich um 1,4-Benzodiazepine.
WirkungenClobazam (ATC N05BA09 ) hat angstlösende, dämpfende, schlaffördernde, krampflösende und muskelentspannende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an GABA-A-Rezeptoren und der Verstärkung der GABAergen Hemmung. Clobazam hat eine lange Halbwertszeit von über 20 Stunden. Der Hauptmetabolit N-Desmethylclobazam hat sogar eine noch längere Halbwertszeit von etwa 50 Stunden.
Wirkmechanismus der Benzodiazepine, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenZur Behandlung von Angststörungen und als Zusatzmedikation zur Behandlung chronischer Formen der Epilepsie.
MissbrauchWie alle Benzodiazepine kann auch Clobazam als dämpfendes Rauschmittel missbraucht werden. Der Missbrauch ist gefährlich, insbesondere in Kombination mit anderen dämpfenden und atemdepressiven Arzneimitteln sowie mit Alkohol.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Behandlungsdauer soll so kurz wie möglich gehalten werden und drei Monate nicht überschreiten.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Myasthenia gravis
- Schwere Ateminsuffizienz
- Alkohol- oder Rauschmittelabhängigkeit
- Schlafapnoe
- Schwere Leberinsuffizienz
- Erste Trimester der Schwangerschaft und während der Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenClobazam wird hauptsächlich von CYP3A4 und in einem geringerem Ausmass von CYP2C19 und CYP2B6 biotransformiert. Wechselwirkungen wurden mit zentral dämpfenden Arzneimitteln, einigen Antiepileptika, CYP-Hemmern und Muskelrelaxantien beschrieben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem psychiatrische Störungen, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Sehstörungen, Atemstörungen, Verdauungsbeschwerden, Muskelschwäche und Ataxie. Bei raschem Absetzen können Entzugserscheinungen auftreten. Wie alle Benzodiazepine kann auch Clobazam abhängig machen.
siehe auchBenzodiazepine, Angststörungen
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Brogden R.N., Heel R.C., Speight T.M., Avery G.S. Clobazam: a review of its pharmacological properties and therapeutic use in anxiety. Drugs, 1980, 20(3), 161-78 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Giarratano M., Standley K., Benbadis S.R. Clobazam for treatment of epilepsy. Expert Opin Pharmacother, 2012, 13(2), 227-33 Pubmed
- Hanks G.W. Clobazam: pharmacological and therapeutic profile. Br J Clin Pharmacol, 1979, 7 Suppl 1, 151S-155S Pubmed
- Yang L.P., Scott L.J. Clobazam: in patients with Lennox-Gastaut syndrome. CNS Drugs, 2012, 26(11), 983-91 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere InformationenWirkstoffe: Clobazamum
Unternehmen: Atnahs Pharma Switzerland AG
Abgabekategorie: B
Gruppe / Anwendung: Anxiolytika - Angstlösende Mittel