Benzocain Arzneimittelgruppen LokalanästhetikaBenzocain ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Lokalanästhetika vom Estertyp, der in der Schweiz für die symptomatische Behandlung von schmerzhaften Erkrankungen und Verletzungen im Mundraum zugelassen ist. Benzocain führt zu einer lokalen Betäubung, indem es den Einstrom von Natriumionen über spannungsabhängige Ionenkanäle in die Nervenzellen hemmt. Es wird lokal als Paste aufgetragen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören eine vorübergehende Beeinträchtigung des Geschmackssinns, eine Entzündung der Geschmackspapillen und allergische Reaktionen. Benzocain kann selten eine gefährliche Methämoglobinämie auslösen.
synonym: Benzocainum PhEur, Benzocaine
ProdukteBenzocain ist in der Schweiz als Paste in Fixkombination mit anderen Wirkstoffen im Handel.
Struktur und EigenschaftenBenzocain (C9H11NO2, Mr = 165.2 g/mol) liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das in Wasser sehr schwer löslich ist. Es gehört zu den Lokalanästhetika vom Estertyp. Benzocain ist der Ethylester der p-Aminobenzoesäure.
WirkungenBenzocain (ATC C05AD03 , ATC D04AB04 , ATC N01BA05 , ATC R02AD01 ) hat lokalanästhetische Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Inhibition des Einstrom von Natriumionen über spannungsabhängige Natriumkanäle in die Nervenzellen. Dadurch hemmt es die Depolarisation und die Reizleitung entlang der Nervenfasern.
Wirkmechanismus der Lokalanästhetika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen- Schmerzhafte Erkrankungen der Schleimhäute des Zahnfleischs und des Gaumens.
- Verletzungen der Schleimhäute des Zahnfleischs und Gaumens durch das Tragen von Zahnprothesen, Provisorien, endgültigen Prothesen, Teil- oder Vollprothesen.
Benzocain wird in einigen Ländern auch auf der Haut, weiteren Schleimhäuten und in die Ohren verabreicht.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Paste wird lokal auf die Schleimhaut aufgetragen.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Anämie
- Leberinsuffizienz
- Niereninsuffizienz
- Kongenitale oder idiopathische Methämoglobinämie
- Kinder
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenBei der lokalen Anwendung im Mundraum sind keine Wechselwirkungen bekannt.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Vorübergehende Beeinträchtigung des Geschmackssinns
- Entzündung der Geschmackspapillen
- Allergische Reaktionen
Benzocain kann in einer hohen Konzentration selten und vor allem bei Kindern eine gefährliche Methämoglobinämie auslösen. Dabei wird der Transport von Sauerstoff mit dem Blut reduziert.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA, UK)
- Aschenbrenner D.S. Warning For Oral Drugs Containing Benzocaine. Am J Nurs, 2018, 118(9), 23-24 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Hieger M.A. et al. Topical Benzocaine and Methemoglobinemia. Am J Ther, 2017, 24(5), e596-e598 Pubmed
- Khair-Ul-Bariyah S. et al. Benzocaine: Review on a Drug with Unfold Potential. Mini Rev Med Chem, 2020, 20(1), 3-11 Pubmed
- Maraj D.C. et al. A Rare Case of Benzocaine-Induced Methemoglobinemia. Cureus, 2021, 13(11), e19259 Pubmed
- Singh R., Al Khalili Y. Benzocaine. 2021, StatPearls Publishing, 2022 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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