Natriumsulfat (Glaubersalz) Arzneimittelgruppen Salze Abführmittel Natriumsulfat oder Glaubersalz ist ein osmotisch abführendes Salz, das medizinisch zur symptomatischen Behandlung der Verstopfung angewendet wird. In der Alternativmedizin ist es ein beliebtes Mittel zur Entschlackung, zum Beispiel im Rahmen einer „Frühjahrskur“. Glaubersalz ist benannt nach Johann Rudolf Glauber (1604-1670), der es entdeckte und rein darstellte.
synonym: Natrii sulfas anhydricus PhEur, Natrii sulfas decahydricus PhEur, Sal mirabile, Glaubersalz, E 514, Natrium sulfuricum
ProdukteNatriumsulfat ist in Apotheken und Drogerien als Offenware erhältlich.
StrukturDas europäische Arzneibuch enthält zwei Monographien. Das eigentliche Glaubersalz ist Natriumsulfat-Decahydrat.
Natriumsulfat-Decahydrat Glaubersalz | Na2SO4 · 10 H2O | Natrii sulfas decahydricus | Wasserfreies Natriumsulfat | Na2SO4 | Natrii sulfas anhydricus |
Im Handel ist neben den zwei erwähnten Salzen auch Natrii sulfas anhydricus ad usum veterinarum (für tierärztliche Zwecke) erhältlich. Glaubersalz ist benannt nach Johann Rudolf Glauber (1604-1670), der 1624 in Wien erkrankte und wieder genas, als er von einer Quelle trank. Im Wasser fand er das Sal mirabile, hydriertes Natriumsulfat. Er stellte als erster Natriumsulfat aus Kochsalz (Natriumchlorid) und der Schwefelsäure her.
EigenschaftenNatriumsulfat-Decahydrat ist ein weisses, kristallines Pulver oder farblose, durchscheinende Kristalle. Es löst sich in Wasser unter starker Abkühlung. Es hat einen leicht salzigen Geschmack und schmilzt kühlend auf der Zunge. Wasserfreies Natriumsulfat ist ein weisses, hygroskopisches Pulver, das sich in Wasser leicht löst und dabei Wärme freisetzt. Die Abbildung zeigt handelsübliches, kristallines Natriumsulfat-Decahydrat (Glaubersalz):
Lagerung: Gut verschlossen, vor Licht, Wärme und Feuchtigkeit geschützt. Natriumsulfat-Decahydrat setzt bereits bei einer Temperatur über 33 °C einen Teil des Kristallwassers frei und löst sich bei Erwärmung darin auf.
Zubereitungen- Abführende Salzmischung PH (Sal purgans compositum)
- Katarrhlösende Salzmischung PH (Sal anticatarrhale compositum)
- Natriumsulfat ist auch im natürlichen Karlsbadersalz und im Emser Salz enthalten.
Natriumsulfat hat abführende Eigenschaften. Es hält osmotisch Wasser im Darm zurück und erhöht so den Flüssigkeitsanteil der Fäzes. Durch das erhöhte Volumen wird der Defäkationsreiz ausgelöst.
AnwendungsgebieteIn der Schulmedizin:
- Zur kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung. Zur längerfristigen Einnahme sind isoosmotische Fertigarzneimittel im Handel.
- Zur kompletten Darmentleerung vor chirurgischen und diagnostischen Eingriffen (Fertigarzneimittel).
- Bei Vergiftungen als abführendes oder als lokal komplexbildendes Antidot.
- In schleimlösenden Mitteln, Mundspülungen und Zahnpasten enthalten.
In der Alternativmedizin:
- Als Abführmittel zur Entschlackung
- Schüssler-Salz Nr. 10 (Natrium sulfuricum) ist ein Entschlackungs- und Blutmittel und wird zur Entschlackung des Körpers bei Störungen der Leber und Galle, bei Wasseransammlungen im Körper, bei Magen-Darm-Beschwerden und weiteren Indikationen angewendet.
- In der Homöopathie
Weitere Verwendungen:
- Als Lebensmittelzusatzstoff (E 514)
- Diverse technische Anwendungen, unter anderem zur Herstellung von Waschmittel.
Verstopfung: Erwachsene 10 bis 30 g Natriumsulfat gelöst in ausreichend Wasser als Einmaldosis (400-500 ml / Dosis). Die Wirkung tritt innert einiger Stunden ein.
Zur Darmentleerung im Rahmen diagnostischer Abklärungen: Verwendung von Fertigarzneimitteln gemäss der Packungsbeilage.
Bei der Anwendung hypertoner, als zu konzentrierter Lösungen, wird Wasser aus dem Gewebe in den Darm gezogen. Empfohlen wird deshalb die Einnahme mit ausreichend Wasser, damit eine gewebsiso- oder hypotone Lösung entsteht.
Kontraindikationen- Entzündliche Dickdarmerkrankungen, Darmverschluss oder -stenose
- Abdominale Schmerzen unbekannter Herkunft
- Darmperforation
- Niereninsuffizienz
- Elektrolytstörungen: Hypernatriämie
Verstopfung kann Ausdruck einer Erkrankung sein und sollte nicht über längere Zeit (> 2 Wochen) selbst behandelt werden. Die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte nur nach Rücksprache mit dem Frauenarzt / der Frauenärztin stattfinden.
Natriumsulfat wird laut der Literatur kaum absorbiert. Trotzdem sollte es bei Elektrolytstörungen und salzarmer Diät nur mit Vorsicht angewendet werden.
InteraktionenErhöhte Empfindlichkeit für Herzglykoside bei Hypokaliämie.
Unerwünschte WirkungenMagen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen treten vor allem bei zu hoher Dosierung auf. Bei längerfristiger Einnahme möglich: Gewöhnung, Elektrolytstörungen, Dehydratation (hypertone Lösungen).
siehe auchBittersalz (Magnesiumsulfat), Abführmittel
LiteraturAutorInteressenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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