Misoprostol Arzneimittelgruppen ProstaglandineMisoprostol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Prostaglandine, der für den Abbruch einer Schwangerschaft in den ersten Schwangerschaftswochen eingesetzt wird. Die Tabletten werden als Einzeldosis 36 bis 48 Stunden nach der Einnahme des Progesteron-Rezeptor-Antagonisten Mifepriston verabreicht. Die Effekte beruhen auf der Auslösung von Kontraktionen des Myometriums und der Entspannung des Muttermunds. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Infektionen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Krämpfe, Uteruskontraktionen und Blutungen. Misoprostol wird auch für andere Anwendungsgebiete eingesetzt. Dieser Artikel bezieht sich auf den Schwangerschaftsabbruch.
synonym: Misoprostolum
ProdukteTabletten mit dem Wirkstoff Misoprostol für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch wurden in der Schweiz im Jahr 2015 zugelassen (MisoOne®).
Dieser Artikel bezieht sich auf den Schwangerschaftsabbruch. Daneben existieren weitere Arzneimittel mit anderen Anwendungsgebieten (Magenschutz, Geburtseinleitung).
Struktur und EigenschaftenMisoprostol (C22H38O5, Mr = 382.5 g/mol) ist ein synthetisches Derivat von Prostaglandin E1 und liegt als Mischung zweier Enantiomere vor. Es ist eine viskose Flüssigkeit, die in Wasser löslich ist. Bei Misoprostol handelt es sich um ein Ester-Prodrug, welches im Körper zur aktiven Misoprostolsäure umgewandet wird.
WirkungenMisoprostol (ATC G02AD06 ) bewirkt Kontraktionen des Myometriums (glatte Muskelschicht der Gebärmutter) und eine Entspannung des Gebärmutterhalses. Dadurch öffnet sich der Gebärmutterhals und der Fötus kann ausgestossen werden.
IndikationenFür den medikamentösen Abbruch einer frühen intrauterinen Schwangerschaft bis zu einer Amenorrhoedauer von 49 Tagen bei Erwachsenen, nach der Einnahme von Mifepriston. Daneben existieren weitere Indikationen (Geburtseinleitung).
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Einmaldosis wird 36 bis 48 Stunden nach der Einnahme von Mifepriston eingenommen.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwangerschaft, die nicht durch eine Sonographie oder biologische Tests bestätigt wurde
- Verdacht auf eine ektope Schwangerschaft
- Schwangerschaftsdauer > 49 Tage
- Vorliegen von Kontraindikationen für Mifepriston
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAntazida können die Bioverfügbarkeit von Misoprostol reduzieren. NSAR können die Wirksamkeit des Arzneimittels verringern. Bei der Gabe von Magnesium kann vermehrt Durchfall auftreten.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Infektionen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Krämpfe, Uteruskontraktionen und Blutungen.
siehe auchMifepriston, Geburtseinleitung
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Chong Y.S., Su L.L., Arulkumaran S. Misoprostol: a quarter century of use, abuse, and creative misuse. Obstet Gynecol Surv, 2004, 59(2), 128-40 Pubmed
- Elati A., Weeks A.D. The use of misoprostol in obstetrics and gynaecology. BJOG, 2009, 116 Suppl 1, 61-9 Pubmed
- Faúndes A., Fiala C., Tang O.S., Velasco A. Misoprostol for the termination of pregnancy up to 12 completed weeks of pregnancy. Int J Gynaecol Obstet, 2007, 99 Suppl 2, S172-7 Pubmed
- Weaver S.P., Cook J., Nashelsky J. Vaginal misoprostol for cervical ripening in term pregnancy. Am Fam Physician, 2006, 73(3), 511-2 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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