Kühl lagern Arzneimittel richtig lagern TemperaturViele Medikamente müssen im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C aufbewahrt werden. Dazu gehören zum Beispiel Insuline, Impfstoffe und andere Biologika, einige Augentropfen und Antibiotika-Suspensionen nach der Zubereitung. Einige - aber nicht alle - dürfen nach der Abgabe an die Patienten während einer definierten Zeitspanne bei Raumtemperatur gelagert werden. Die Patienten sollen von den Fachpersonen auf die richtige Lagerung und den korrekten Transport aufmerksam gemacht werden. Kühlpflichtige Medikamente dürfen in der Regel nicht eingefroren werden und sollen nicht mit Kühlelementen oder mit dem Gefrierfach in Kontakt kommen. Hintergrund
Arzneimittel werden üblicherweise bei Raumtemperatur zwischen 15 bis 25 °C (teilweise bis 30 °C) aufbewahrt. Für relativ viele Medikamente ist jedoch eine Lagerung im Kühlschrank bei einer Temperatur zwischen 2 bis 8 °C vorgeschrieben.
Weshalb? Bei einer tiefen Temperatur reduziert sich die Molekularbewegung und die Reaktionsfreudigkeit der Verbindungen, das Keimwachstum wird gehemmt, die Stabilität nimmt zu und die Haltbarkeit wird verlängert. Bei einer höheren Temperatur können die Wirkstoffe abgebaut oder inaktiviert werden und die Wirksamkeit wird reduziert. Nicht nur die Wirkstoffe, auch die Hilfsstoffe oder die Darreichungsformen können temperaturempfindlich sein.
Selten wird eine Lagertemperatur zwischen 8 bis 15 °C angegeben, also etwa die Kellertemperatur. Sie wird im Arzneibuch als „kühl“ oder „kalt“ bezeichnet. Diese Vorschrift kann die Fachpersonen und die Patienten jedoch vor Probleme stellen, da der Kühlschrank zu kalt und die Raumtemperatur zu warm ist. Für solche Arzneimittel soll in Absprache mit dem Hersteller die optimale Lagerungstemperatur eruiert werden.
Die Begriffe „tiefgekühlt“, „Kühlschrank“, „kühl“ („kalt“) und „Raumtemperatur“ werden vom Arzneibuch definiert.
Wichtige Temperaturen in der Pharmazie, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
KühlketteDie Temperatur spielt auf dem gesamten Weg vom Hersteller bis zum Patienten eine wichtige Rolle (Kühlkette):
Hersteller → Lagerräume → Transport zum Grosshandel → Lagerung → Transport mit dem Lieferwagen in die Apotheke / zur Arztpraxis → Abgabe → Transport im Auto → Lagerung in der Wohnung
Nicht einfrieren!Eingefroren werden dürfen die kühlpflichtigen Medikamente in aller Regel nicht, weil sie dadurch zerstört werden können. Über mögliche Ausnahmen informiert die Arzneimittel-Fachinformation. Nur wenige Medikamente werden tiefgefroren aufbewahrt, zum Beispiel einige Blutprodukte.
Lagerung bei den PatientenNach der Abgabe an die Patienten können einige - aber nicht alle - kühlpflichtige Arzneimittel während einer definierten Zeitspanne bei Raumtemperatur gelagert werden. Bei einer sofortigen Verwendung ist dann keine weitere Kühlung notwendig. Ein Vorrat muss jedoch auch beim Patienten in den Kühlschrank.
Die Kunden müssen bei der Abgabe der Medikamente zwingend auf die korrekte Lagerung aufmerksam gemacht werden. Auf die Packung soll zusätzlich eine gut sichtbare Etikette mit dem entsprechenden Hinweis geklebt werden (inkl. Temperaturangabe).
Die Temperaturverteilung ist im Inneren von Haushaltskühlschränken unterschiedlich. Im Allgemeinen ist eine Lagerung in der Mitte sinnvoll. Im Zweifelsfall soll die Bedienungsanleitung konsultiert oder ein Thermometer verwendet werden. In der Türe und im Gemüsefach ist die Temperatur in der Regel zu hoch. Medikamente sollen nicht im Gefrierfach und nicht in seiner Nähe aufbewahrt werden!
Wichtig ist auch die Einhaltung der Temperatur unterwegs und auf Reisen. Im Sommer werden in Autos rasch hohe Temperaturen erreicht. Bei kritischen Medikamenten kann eine Kühltasche oder eine Kühlbox mit Kühlelementen verwendet werden. Diese Behältnisse müssen jedoch für Medikamente geeignet sein und die vorgeschriebenen Temperaturen garantieren!
Die Präparate dürfen nicht in direkten Kontakt mit den Kühlelementen kommen. Das Medikament oder die Kühlelemente sollen zum Beispiel mit Plastik, Karton oder Papier isoliert werden, um das Präparat vor Feuchtigkeit zu schützen.
TemperaturabweichungenFalls ein Medikament nicht richtig gelagert wurde, sollten sich die Patienten mit den vollständigen Angaben an eine Fachperson wenden (Apotheke, Arztpraxis). Diese muss bei Bedarf Kontakt mit dem pharmazeutischen Unternehmen aufnehmen. Einige Krankenhäuser und Apotheken verfügen über Checklisten mit den zu treffenden Massnahmen.
BeispieleDie folgende Liste enthält Arzneimittel, die vor und teilweise auch nach der Abgabe im Kühlschrank aufbewahrt werden:
- Antibiotika-Suspensionen, nach der Zubereitung
- Biologika wie Proteine, Blutgerinnungsfaktoren, Enzyme, Antikörper und Rezeptoren
- Cannabis-Mundspray (Sativex®)
- Glucagon-Spritze (GlucaGen®), vor der Abgabe
- Impfstoffe, z.B. Grippe, FSME, Typhus, bis kurz vor dem Spritzen
- Injektions- und Infusionspräparate, z.B. Epoetine
- Inkretin-Mimetika wie Liraglutid (Victoza®)
- Insuline
- Latanoprost-Augentropfen (Generika), bei Raumtemperatur: Xalatan®, Monoprost®
- Tafluprost-Augentropfen (Saflutan®)
- Monoklonale Antikörper
- Probiotika, z.B. Gynoflor® Vaginaltabletten
- Verhütungsring (NuvaRing®)
- Einige Zytostatika und andere Krebsmedikamente, z.B. Trametinib (Mekinist®)
Einige Medikamente mussten früher kühl gelagert werden und können heute bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Dazu gehören die Rotigotin-Pflaster (Neupro®) und die originalen Latanoprost-Augentropfen (Xalatan®).
siehe auchArzneimittel richtig lagern, Temperatur
Literatur- Armenian P. et al. Hot and Cold Drugs: National Park Service Medication Stability at the Extremes of Temperature. Prehosp Emerg Care, 2017, 21(3), 378-385 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Crichton B. Keep in a cool place: exposure of medicines to high temperatures in general practice during a British heatwave. J R Soc Med, 2004, 97(7), 328-9 Pubmed
- Langner M.D., Maibach H.I. Many common drugs in dermatology are light, temperature, or moisture-sensitive. Skin Therapy Lett, 2009, 14(1), 3-5 Pubmed
- Lehrbücher der Pharmakotherapie
- Pharmacie des Hôpitaux Universitaires de Genève (HUG)
- Pharmacopoea Helvetica
- Swissmedic
- WHO: Guide to good storage practices for pharmaceuticals
- Weitere Quellen
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.