Kaliumbromid Arzneimittelgruppen AntiepileptikaKaliumbromid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Antiepileptika, der als Mittel der 2. Wahl gegen generalisierte tonisch-klonische Anfälle bei Grand-mal-Epilepsie und schwere myoklonische Syndrome im Kindesalter eingesetzt wird. Verantwortlich für die Wirkungen ist der Bromid-Anteil des Salzes. Bei der Dosierung ist die enge therapeutische Breite zu beachten. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören ZNS-Depression, gesteigerte Drüsensekretion, Verdauungsstörungen und Hautveränderungen. Kaliumbromid ist eines der ersten Antiepileptika, das bereits im 19. Jahrhundert eingesetzt wurde.
synonym: Kalii bromidum PhEur, veraltet: Kalium bromatum
ProdukteKaliumbromid ist in Deutschland in Form von Tabletten zu 850 mg im Handel (Dibro-Be Mono®). In der Schweiz sind abgesehen von alternativmedizinischen Zubereitungen derzeit keine Arzneimittel mit Kaliumbromid erhältlich. Die Medikamente können importiert oder eventuell als Magistralrezeptur hergestellt werden. Kalium bromatum ist das Schüssler-Salz Nr. 14.
Struktur und EigenschaftenKaliumbromid (KBr, Mr = 119.0 g/mol) liegt als farblose Kristalle oder als weisses, kristallines Pulver mit scharf-bitterem Geschmack vor, das in Wasser leicht löslich ist.
WirkungenKaliumbromid (ATC N03AX21 ) hat antiepileptische und sedierende Eigenschaften und es erhöht die Krampfschwelle. Die Eigenschaften beruhen möglicherweise auf der Stabilisierung der Nervenzellmembranen und werden vom Bromid vermittelt.
IndikationenPrimär und sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle bei frühkindlicher Grand-mal-Epilepsie und schwere myoklonische Syndrome im Kindesalter. Als Mittel der 2. Wahl. Kaliumbromid wird auch als Tierarzneimittel verwendet.
Technisch wird Kaliumbromid zum Beispiel in der Fotografie und zur Herstellung von Einkristallen in der IR-Spektroskopie eingesetzt (Kaliumbromid-Pressling).
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Dosis wird individuell eingestellt. Dabei ist die enge therapeutische Breite zu beachten. Die Tabletten werden 2- bis 3-mal täglich nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit verabreicht.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Bromidunverträglichkeit
- Niereninsuffizienz
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Asthma bronchiale
- Ernährungsstörungen
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenArzneimittel-Wechselwirkungen wurden mit Sedativa und Diuretika beschrieben.
Unerwünschte WirkungenKaliumbromid löst eine Verlangsamung zentralnervöser Prozesse aus und kann unter anderem zu Müdigkeit, motorischen Störungen und Konzentrationsstörungen führen. Es steigert die Drüsensekretion, was eine Verschleimung, Schnupfen, Bronchitis und Sinusitis verursachen kann. Weiter werden Verdauungsstörungen und sehr häufig Hautveränderungen (Bromakne) beobachtet. Bei einer Überdosierung ist eine Vergiftung möglich.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (D)
- Chang Y., Mellor D.J., Anderson T.J. Idiopathic epilepsy in dogs: owners' perspectives on management with phenobarbitone and/or potassium bromide. J Small Anim Pract, 2006, 47(10), 574-81 Pubmed
- Dowling P.M. Management of canine epilepsy with phenobarbital and potassium bromide. Can Vet J, 1994, 35(11), 724-5 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Korinthenberg R., Burkart P., Woelfle C., Moenting J.S., Ernst J.P. Pharmacology, efficacy, and tolerability of potassium bromide in childhood epilepsy. J Child Neurol, 2007, 22(4), 414-8 Pubmed
- Pearce J.M. Bromide, the first effective antiepileptic agent. J Neurol Neurosurg Psychiatry, 2002, 72(3), 412 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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