Glucocorticoid-Augentropfen Arzneimittelgruppen Augentropfen GlucocorticoideGlucocorticoide haben entzündungshemmende, antiallergische und immunsuppressive Eigenschaften und sind in Form von Augentropfen für die Behandlung entzündlicher Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts zugelassen. Die Effekte beruhen auf der Bindung an Glucocorticoid-Rezeptoren. Viele Präparate liegen als Suspensionen vor und müssen direkt vor der Anwendung geschüttelt werden. Glucocorticoid-Augentropfen sollen maximal 10 bis 14 Tage verwendet werden, weil sie den Augeninnendruck erhöhen, Infektionen begünstigen und zu einem grauen Star führen können. Bei einer längeren Therapie sind aufgrund der Risiken engmaschige Kontrollen erforderlich.
synonym: Okuläre Glucocorticoide
ProdukteGlucocorticoid-Augentropfen sind von verschiedenen Anbietern in der Regel als Suspensionen oder Lösungen im Fläschchen oder als Monodosen erhältlich. Glucocorticoide werden auch fix mit weiteren Wirkstoffen kombiniert, zum Beispiel mit Antibiotika.
Augentropfen im Fläschchen, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Struktur und EigenschaftenDie in den Arzneimitteln enthaltenen Glucocorticoide sind von den natürlichen, körpereigenen Hormonen wie Hydrocortison (= Cortisol) abgeleitet, welche von der Nebennierenrinde unter zentraler Kontrolle durch ACTH gebildet werden. Die synthetischen Wirkstoffe wurden strukturell verändert, etwa fluoriert oder verestert. Dadurch wurden ihre pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften modifiziert, zum Beispiel in Bezug auf ihre Halbwertszeit, ihre Potenz und die glucocorticoiden und mineralocorticoiden Wirkungen.
WirkungenGlucocorticoid-Augentropfen haben am Auge entzündungshemmende, antiallergische, immunsuppressive, antiproliferative und gefässverengende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Bindung an intrazelluläre Glucocorticoid-Rezeptoren im Zytoplasma der Zellen. Der dabei entstandene Komplex interagiert mit der DNA und fördert die Proteinexpression. Darüber hinaus entfalten die Wirkstoffe auch extragenomische Effekte.
Wirkmechanismus der Glucocorticoide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenGlucocorticoid-Augentropfen sind für die Behandlung nicht infektiöser entzündlicher Erkrankungen der vorderen Augenabschnitte zugelassen. In Kombination mit Antibiotika werden sie auch bei Infektionskrankheiten des Auges eingesetzt.
DosierungGemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Viele Präparate müssen unmittelbar vor der Anwendung geschüttelt werden, da die Arzneimittel als Suspensionen vorliegen. Bei Lösungen ist dies nicht erforderlich. Die Therapiedauer beträgt in der Regel einige bis maximal 10 bis 14 Tage. Bei einer längeren Behandlung muss der Augeninnendruck und die Hornhaut (Cornea) regelmässig kontrolliert werden.
Siehe auch unter Verabreichen von Augentropfen.
WirkstoffeZu den Wirkstoffen in den Augentropfen gehören:
- Dexamethason-Augentropfen
- Fluorometholon
- Hydrocortison-Natriumphosphat
- Prednisolon-Augentropfen (als Prednisolonacetat)
- Rimexolon (ausser Handel)
Auswahl von Gegenanzeigen:
- Überempfindlichkeit
- Augeninfektionen, bei einer Monotherapie
- Tuberkulose
- Glaukom
- Nach der unkomplizierten Entfernung von Fremdkörpern.
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAndere Augentropfen sollten nicht gleichzeitig, sondern in einem zeitlichen Abstand von etwa 15 Minuten ins Auge gegeben werden. Da Glucocorticoide den Augeninnendruck erhöhen können, schwächen sie die Wirkung von Antiglaukomatosa ab. Auch bei der Anwendung von Mydriatika kann der Druck steigen. Über Interaktionen mit Betablockern wurde berichtet. Bei einer Inhibition des Metabolismus ist das Risiko für systemische Nebenwirkungen erhöht.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen nach der Verabreichung. Also beispielsweise Reizungen, ein Brennen, Kribbeln und verschwommenes Sehen.
Glucocorticoide können vor allem bei einer zu langen Anwendung den Augeninnendruck erhöhen, zu einem Glaukom führen, den Sehnerv schädigen und Sehstörungen auslösen. Deshalb ist es wichtig, die Vorsichtsmassnahmen zu beachten. Aufgrund der immunsuppressiven Eigenschaften können Glucocorticoide Infektionen begünstigen. Eine weitere mögliche unerwünschte Wirkung ist ein grauer Star (Katarakt).
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Bielory B.P., Perez V.L., Bielory L. Treatment of seasonal allergic conjunctivitis with ophthalmic corticosteroids: in search of the perfect ocular corticosteroids in the treatment of allergic conjunctivitis. Curr Opin Allergy Clin Immunol, 2010, 10(5), 469-77 Pubmed
- Fachliteratur
- Novack G.D. Clinical indications for ophthalmic corticosteroids. Ocul Surf, 2008, 6(4), 199-201 Pubmed
- McGhee C.N. Pharmacokinetics of ophthalmic corticosteroids. Br J Ophthalmol, 1992, 76(11), 681-4 Pubmed
- Wesson T.W., Pettis J.L. Jr. Dangers in the local use of ophthalmic corticosteroids. J Miss State Med Assoc, 1971, 12(7), 344-7 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.