Folsäure Arzneimittelgruppen VitamineDie Folsäure ist ein Vitamin aus der B-Gruppe, das an zentralen Stoffwechselreaktionen wie der DNA- und RNA-Synthese beteiligt ist. Sie wird zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten vor und während der Schwangerschaft, zur Vorbeugung von Mangelzuständen und zur Behandlung einer megaloblastären Anämie verabreicht. Die Dosis liegt abhängig von der Indikation im Mirko- oder im tiefen Grammbereich. Nebenwirkungen treten selten und in der Regel nur bei einer hohen Dosis auf. Allerdings sind Arzneimittel-Wechselwirkungen mit verschiedenen Wirkstoffen möglich.
synonym: Acidum folicum PhEur, Acidum folicum hydricum, Folat, Vitamin B9, Folic Acid
ProdukteDie Folsäure ist in der Schweiz als Monopräparat in Form von Tabletten im Handel. Sie wird sowohl als Arzneimittel als auch als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Sie ist ferner in kombinierten Vitamin- und Mineralstoffpräparaten erhältlich. Der Name Folsäure leitet sich von lat. folium, das Blatt, ab. Die Folsäure wurde zuerst aus dem Blattspinat isoliert.
Struktur und EigenschaftenDie Folsäure (C19H19N7O6, Mr = 441.4 g/mol) liegt als gelbliches bis orangefarbenes, kristallines Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist. Sie besteht aus den Strukturelementen Pteridin, 4-Aminobenzoesäure und Glutaminsäure. Die Folsäure ist ein Prodrug des aktiven Tetrahydrofolats (Tetrahydrofolsäure, THF).
WirkungenDie Folsäure (ATC B03BB01 ) ist als Coenzym an der Übertragung von C1-Molekülbausteinen in zentralen Stoffwechselreaktionen beteiligt. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Synthese von Purinen, Pyrimidinen, Nukleinsäuren (DNA, RNA) und beim Metabolismus von Aminosäuren. Die Folsäure ist essentiell für die DNA-Synthese und für die Zellregeneration. Sie ist am Abbau von Homocystein zu Methionin beteiligt. Erhöhte Homocysteinspiegel werden mit verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht.
Indikationen und Anwendungsgebiete- Vor und während der Schwangerschaft zur Primärprophylaxe von Neuralrohrdefekten und zur Supplementierung aufgrund des erhöhten Bedarfs, auch während der Stillzeit.
- Zur Behandlung einer durch einen Folsäuremangel verursachten megaloblastäre Anämie.
- Als Nahrungsergänzungsmittel, zur Vorbeugung von Mangelzuständen.
- Im Rahmen einer tiefdosierten Methotrexattherapie, siehe unter Methotrexat-Fertigspritze.
Gemäss der Fachinformation. Die Dosis liegt abhängig von der Indikation im Mikro- bis in den tiefen Milligrammbereich.
KontraindikationenFolsäure ist bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert. Im Falle einer perniziösen Anämie darf die Folsäure nicht allein angewendet werden. Sie muss zusammen mit Vitamin B12 kombiniert werden. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenWechselwirkungen sind unter anderem mit Antiepileptika, Folsäure-Antagonisten, Fluorouracil, Ethanol und Chloramphenicol möglich.
Unerwünschte WirkungenFolsäure ist im Allgemeinen gut verträglich. Nur bei hohen Dosen im Milligrammbereich und bei längerer Therapiedauer ist selten mit Magen-Darm-Störungen, allergischen Reaktionen, psychiatrischen Störungen und vermehrten Anfällen bei einer Epilepsie zu rechnen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D)
- Baerlocher K., Eichholzer M., Lüthy J., Moser U., Tönz O. Folsäure: Expertenbericht der Eidgenössischen Ernährungskommission zur Prophylaxe von Neuralrohrdefekten. Bern: Bundesamt für Gesundheit, 2002
- Cornel M.C., de Smit D.J., de Jong-van den Berg L.T. Folic acid - the scientific debate as a base for public health policy. Reprod Toxicol. 2005, 20(3), 411-5 Pubmed
- Geisel J. Folic acid and neural tube defects in pregnancy: a review. J Perinat Neonatal Nurs, 2003, 17(4), 268-79 Pubmed
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- Tönz O. Vom Sinn und Zweck einer generellen Folsäure-Prophylaxe. Schweiz Med Forum, 13, 2002 303-310
- Zwiauer K. Prophylaxe von Neuralrohrdefekten mit Folsäure. Theoretische Aspekte. Gynäkologe, 2005, 38, 46–52