Cladribin Arzneimittelgruppen Antimetaboliten Purin-AnalogaCladribin ist ein selektiv proapoptotischer und immunmodulierender Wirkstoff aus der Gruppe der Purin-Analoga für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit einer hochaktiven schubförmig remittierenden multiplen Sklerose (MS). Cladribin ist ein Prodrug, das vor allem in B- und T-Lymphozyten aktiviert wird und zur Apoptose führt. Die Therapie besteht aus zwei Behandlungsphasen, die sich über zwei aufeinanderfolgende Jahre erstrecken. Jede Behandlungsphase besteht aus zwei Behandlungswochen zu 4 oder 5 Tagen, eine zu Beginn des ersten Monats und eine zu Beginn des zweiten Monats des jeweiligen Behandlungsjahres. Die Tabletten werden an diesen Tagen einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten verabreicht. Nach Abschluss der zwei Behandlungsphasen ist keine weitere Behandlung mit Cladribin in den Jahren 3 und 4 erforderlich. Eine Wiederaufnahme der Therapie nach dem 4. Jahr wurde nicht untersucht. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören eine Lymphopenie, eine Verminderung der Neutrophilenzahl, ein oraler Herpes, ein dermatomaler Herpes Zoster, ein Ausschlag und ein Haarausfall.
synonym: Cladribinum, 2-CdA
ProdukteFür die Behandlung der multiplen Sklerose wurde Cladribin in der EU im Jahr 2017 und in den USA und in der Schweiz im Jahr 2019 in Form von Tabletten zugelassen (Mavenclad®).
Cladribin ist in der Schweiz seit 1998 auch als Infusions- und Injektionslösung im Handel (Litak®). Dieser Artikel bezieht sich auf die MS-Therapie.
Struktur und EigenschaftenCladribin (C10H12ClN5O3, Mr = 285.7 g/mol) ist ein 2-Chlorderivat von 2'-Deoxyadenosin. Die Chlorierung schützt das Nukleosid-Analogon vor dem metabolischen Abbau. Cladribin liegt als weisses, nicht hygroskopisches und kristallines Pulver vor.
WirkungenCladribin (ATC L01BB04 ) hat selektiv zytotoxische, proapoptotische und immunmodulierende Eigenschaften. Es ist ein Prodrug, das in den Zellen zum aktiven Triphosphat Cd-ATP phosphoryliert wird. Diese Aktivierung findet vor allem in Lymphozyten (B- und T-Zellen) statt, deren Anzahl dadurch vermindert wird. B- und T-Zellen sind wesentlich an der Entstehung der multiplen Sklerose beteiligt. Die selektive Reduktion führt zu einer signifikanten Senkung der Schubrate.
Die Effekte beruhen auf der Integration in die DNA, was die DNA-Synthese hemmt und die Apoptose auslöst. Cladribin konkurriert unter anderem mit Desoxyadenosin-Triphosphat um den Einbau in die DNA durch die DNA-Polymerasen. Der Wirkstoff hat eine Halbwertszeit von ungefähr 24 Stunden.
IndikationenFür die Behandlung von erwachsenen Patienten mit hochaktiver schubförmig remittierender multipler Sklerose (MS) definiert durch klinische oder bildgebende Befunde.
DosierungGemäss der Fachinformation. Die Therapie besteht aus zwei Behandlungsphasen, die sich über zwei aufeinanderfolgende Jahre erstrecken. Jede Behandlungsphase besteht aus zwei Behandlungswochen, eine zu Beginn des ersten Monats und eine zu Beginn des zweiten Monats des jeweiligen Behandlungsjahres.
Jede Behandlungswoche besteht aus 4 oder 5 Tagen, an denen der Patient die Tabletten als tägliche Einmaldosis erhält.
Andere Arzneimittel sollen in einem zeitlichen Abstand von mindestens drei Stunden eingenommen werden. Die Einnahme ist unabhängig von den Mahlzeiten.
Nach Abschluss der zwei Behandlungsphasen ist keine weitere Behandlung mit Cladribin in den Jahren 3 und 4 erforderlich. Eine Wiederaufnahme der Therapie nach dem 4. Jahr wurde nicht untersucht.
Die genauen Anweisungen sind der Fachinformation zu entnehmen!
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Infektion mit dem HI-Virus
- Schwere aktive Infektionen, aktive chronische Infektion (z.B. Tuberkulose oder Hepatitis)
- Beginn einer Behandlung bei immungeschwächten Patienten, einschliesslich Patienten, die derzeit eine immunsuppressive oder myelosuppressive Therapie erhalten.
- Bestehende aktive maligne Erkrankungen
- Progressive multifokale Leukencephalopathie in der Vorgeschichte.
- Mittelschwere oder schwere Einschränkung der Nierenfunktion.
- Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre
- Schwangerschaft und Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören eine Lymphopenie, eine Verminderung der Neutrophilenzahl, ein oraler Herpes, ein dermatomaler Herpes Zoster, ein Ausschlag und ein Haarausfall.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, EU, USA)
- Gasperini C., Ruggieri S., Pozzilli C. Emerging oral treatments in multiple sclerosis - clinical utility of cladribine tablets. Ther Clin Risk Manag, 2010, 6, 391-9 Pubmed
- Holmøy T., Torkildsen Ø., Myhr K.M. An update on cladribine for relapsing-remitting multiple sclerosis. Expert Opin Pharmacother, 2017, 1-9 Pubmed
- Leist T.P., Weissert R. Cladribine: mode of action and implications for treatment of multiple sclerosis. Clin Neuropharmacol, 2011, 34(1), 28-35 Pubmed
- Schreiner T.L., Miravalle A. Current and emerging therapies for the treatment of multiple sclerosis: focus on cladribine. J Cent Nerv Syst Dis, 2012, 4, 1-14 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen