Cholera Indikationen InfektionskrankheitenDie Cholera ist eine Infektionskrankheit, die sich in einem starken Durchfall äussert, der unbehandelt schnell zu einer gefährlichen Dehydratation und zum Tod führen kann. Die Ursache der Erkrankung ist die Kolonisation des Dünndarms mit dem Stäbchenbakterium Vibrio cholerae, das hauptsächlich fäkal-oral über verunreinigtes Wasser und Lebensmittel übertragen wird. Zur Behandlung werden Elektrolytersatzlösungen, intravenöse Flüssigkeit, Antibiotika und Zink eingesetzt. Zur medikamentösen Vorbeugung stehen Impfstoffe zur Verfügung.
synonym: Vibrio cholerae
SymptomeDie Cholera äussert sich in einem starken, wässrigen, milchigweissen Durchfall („Reiswasser“), der innert Stunden zu einem grossen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust und einer Dehydratation und Austrocknung führt. Weitere mögliche Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen. Der massive Flüssigkeitsverlust kann zu einen Schock, Nierenversagen, Krämpfen, Koma und unbehandelt in bis zu der Hälfte der Fälle zum Tod führen. Die Infektion verläuft allerdings häufig symptomlos und kann auch nur einen leichten Durchfall auslösen, der nicht von anderen Ursachen zu unterscheiden ist.
UrsachenDie Ursache der Erkrankung ist die Kolonisation des Dünndarms mit dem gramnegativen, kommaförmigen Stäbchenbakterium Vibrio cholerae der Serotypen O1 und O139. Die Bakterien werden hauptsächlich fäkal-oral über verunreinigtes Wassser und Nahrungsmittel übertragen. Für eine Ansteckung ist eine hohe Dosis erforderlich. Die Inkubationszeit liegt bei wenigen Tagen. Die Bakterien bilden das Choleratoxin, das die Absorption von Elektrolyten hemmt und gleichzeitig ihre Sekretion fördert, was zu dem massiven Durchfall führt, weil dadurch viel Wasser in den Darm gelangt.
Cholera ist in den westlichen Industrienationen praktisch ausgerottet, kommt jedoch insbesondere in Asien und Afrika endemisch vor. Gefürchtet sind die Ausbrüche nach humanitären Katastrophen wie beispielsweise nach dem schweren Erdbeben in Haiti im Jahr 2010. Armut, eine fehlende Wasseraufbereitung, keine sanitarische Einrichtungen und Klärung des Wassers sowie ein unzureichendes Gesundheitswesen fördern die Entstehung von Epidemien. Es wird geschätzt, dass weltweit jährlich über 100'000 Menschen an der Cholera sterben.
Medikamentöse BehandlungEs ist wichtig, die Patienten so schnell wie möglich der Behandlung zuzuführen, da die Erkrankung innert Stunden einen schweren Verlauf nehmen kann. Mit der richtigen Therapie kann die Sterblichkeit stark gesenkt werden.
Die orale Rehydratationslösung (Oral Rehydration Solution, ORS) wird zum Ersatz der verloren gegangenen Flüssigkeit und der Elektrolyte und zur Korrektur der metabolischen Störungen eingesetzt. Bei einem schweren Verlauf ist eine intravenöse Verabreichung notwendig.
Antibiotika wie Makrolide (Azithromycin), Tetrazykline (Doxycyclin), Chinolone (Ciprofloxacin) und Cotrimoxazol verkürzen die Dauer der Erkrankung, mindern den Schweregrad und reduzieren die Ansteckungsgefahr. Sie werden auch zur Chemoprophylaxe verabreicht. Ein Problem stellt die Entwicklung von resistenten Erregern dar.
Auch Zink-Supplemente verkürzen die Dauer und reduzieren die Symptome der Erkrankung, was insbesondere bei Kindern nachgewiesen wurde.
Die eingesetzten Arzneimittel werden auch mit anderen Medikamenten wie Vitamin A und Antihelminthika kombiniert, um gleichzeitig vorhandene Mangelzustände und Erkrankungen zu behandeln.
Zur Vorbeugung stehen Impfstoffe zur Verfügung. In der Schweiz ist die Suspension Dukoral® zugelassen, welche inaktivierte Bakterien enthält und oral eingenommen wird. Sie schützt Erwachsene bis zu 2 Jahre.
VorbeugungWichtige Punkte:
- Sauberes Wasser trinken und verwenden
- Die Hände häufig mit Wasser und Seife waschen
- Toiletten benutzen, keine Defäkation ins Wasser
- Nahrungsmittel gut durchkochen
- Gute Hygiene in den Wohnräumen und Toiletten
- Schnelle Behandlung der Erkrankten
- Bhattacharya S.K. An evaluation of current cholera treatment. Expert Opin Pharmacother, 2003, 4(2), 141-6 Pubmed
- CDC http://www.cdc.gov/cholera/index.html
- Farmer P. et al. Meeting cholera's challenge to Haiti and the world: a joint statement on cholera prevention and care. PLoS Negl Trop Dis, 2011, 5(5), e1145 Pubmed
- Ghosh A., Ramamurthy T. Antimicrobials & cholera: are we stranded? Indian J Med Res, 2011, 133(2), 225-31 Pubmed
- Sack D.A., Sack R.B., Nair G.B., Siddique A.K. Cholera. Lancet, 2004, 363(9404), 223-33 Pubmed
- Sanchez J., Holmgren J. Cholera toxin - a foe & a friend. Indian J Med Res, 2011, 133(2), 153-63 Pubmed
- Shin S., Desai S.N., Sah B.K., Clemens J.D. Oral vaccines against cholera. Clin Infect Dis, 2011, 52(11), 1343-9 Pubmed
- Thiagarajah J.R., Verkman A.S. New drug targets for cholera therapy. Trends Pharmacol Sci, 2005, 26(4), 172-5 Pubmed
- Topps M.H. Oral cholera vaccine - for whom, when, and why? Travel Med Infect Dis, 2006, 4(1), 38-42 Pubmed
- Zuckerman J.N., Rombo L., Fisch A. The true burden and risk of cholera: implications for prevention and control. Lancet Infect Dis, 2007, 7(8), 521-30 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.