Absinth GenussmittelDer Absinth ist ein hochprozentiges alkoholisches Getränk, das im späten 18. Jahrhundert im neuenburgischen Val-de-Travers als Arznei entwickelt wurde. Er wird auf der Basis von Wermutkraut und anderen Kräutern durch Mazeration und Destillation hergestellt und hat einen bitteren Geschmack. Absinth wird als Aperitif und als Digestif mit Wasser verdünnt und mit Zucker gesüsst getrunken. Bei der Verdünnung entsteht die typische milchige Trübung. Die Effekte des Absinths sind einerseits auf die Kräuter und andererseits auf den Alkohol zurückzuführen. Die Nebenwirkungen werden in erster Linie vom Alkohol verursacht. Die Rolle des aus dem Wermut stammenden Monoterpens Thujon ist umstritten. Der maximale Thujongehalt ist heute gesetzlich geregelt.
synonym: Die grüne Fee, La fée verte, Absinthe
ProdukteAbsinth ist zum Beispiel in Spirituosengeschäften erhältlich. Die Herstellung und der Vertrieb waren in der Schweiz zwischen 1910 und 2005 verboten. In dieser Zeit wurde aber bekanntermassen illegal gebrannt. Heute darf Absinth wieder legal verkauft werden.
Entstanden ist das Getränk im späten 18. Jahrhundert im Val-de-Travers im Kanton Neuenburg. Es wurde ursprünglich als Arznei entwickelt. Absinth avancierte im Frankreich des 19. Jahrhunderts zur populärsten Spirituose und war eng mit der Bohème verbunden. Bekannte Künstler wie Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec und Charles Baudelaire konsumierten Absinth. Zu Beginn den 20. Jahrhunderts wurde er in den meisten europäischen Ländern verboten.
InhaltsstoffeDer Absinth ist hochprozentiges alkoholisches Getränk mit einer smaragdgrünen Farbe und einem bitteren Geschmack, der mit Wermutkraut (Artemisia absinthium) durch Mazeration und Destillation hergestellt wird. Weitere Bestandteile sind Kräuter wie Anis, Fenchel, Ysop, Melisse und der römische Beifuss (Artemisia pontica).
Im Wermutkraut sind die Monoterpene α- und β-Thujon enthalten. Vor allem das α-Thujon wurde für die toxischen Effekte des Absinths verantwortlich gemacht (siehe unten). Die grüne Farbe erhält der Absinth vom Chlorophyll, das in den Kräutern enthalten ist.
WirkungenDie Wirkungen von Absinth werden einerseits vom Alkohol vermittelt, der psychoaktive, stimulierende bis dämpfende, angstlösende, euphorisierende und enthemmende Effekte entfaltet. Andererseits sind die zugesetzten Kräuter verdauungsfördernd und wirken Magen-Darm-Beschwerden entgegen. Heute ist bekannt, dass Absinth kein Halluzinogen ist, wie früher angenommen wurde.
DosierungTraditionell wird ein spezieller perforierter Löffel mit einem Stück Zucker auf das Glas gelegt, welches den Absinth enthält. Eisgekühltes Wasser wird über den Zucker in das Glas gegossen. Dabei entsteht eine milchige Trübung, weil sich die ätherischen Öle und andere Bestandteile im verdünnten Alkohol nicht mehr lösen. Das heute manchmal praktizierte Anzünden ist nicht Teil des traditionellen Rituals.
AnwendungsgebieteAls Aperitif und Digestif.
Unerwünschte WirkungenDie in der Vergangenheit beschrieben unerwünschten Wirkungen des Absinths („Absinthismus“) wurden dem Thujon zugeschrieben. Dessen Rolle ist heute allerdings umstritten. Mit Sicherheit hat der Alkohol einen wesentlichen Anteil an den Nebenwirkungen (siehe unter → Ethanol). Auch haben früher unerwünschte Zusatz- und Farbstoffe wie beispielsweise Kupfersalze eine Rolle gespielt.
Heute ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der Thujongehalt einen definierten und sicheren Grenzwert nicht überschreiten darf (EU/Schweiz: 35 mg/kg). Gemäss Höld et al. handelt es sich bei α-Thujon um einen nicht-kompetitiven Antagonisten am GABAA-Rezeptor.
siehe auchLiteratur- Bundesinstitut für Risikobewertung
- Gilliéron M., Widmer R. Absinth: Traditionsgetränk mit politischen Nebenwirkungen. Das Magazin der EAV, 2015, 1, 18-21
- Historisches Lexikon der Schweiz
- Höld K.M. et al. Alpha-thujone (the active component of absinthe): gamma-aminobutyric acid type A receptor modulation and metabolic detoxification. Proc Natl Acad Sci USA, 2000, 97(8), 3826-31 Pubmed
- Holstege C.P., Baylor M.R., Rusyniak D.E. Absinthe: return of the Green Fairy. Semin Neurol, 2002, 22(1), 89-93 Pubmed
- Lachenmeier D.W., Walch S.G., Padosch S.A., Kröner L.U. Absinthe - a review. Crit Rev Food Sci Nutr, 2006, 46(5), 365-77 Pubmed
- Lexika der Lebensmitteltechnologie
- Merkblatt Herstellung von Absinth (EAV)
- Olsen R.W. Absinthe and γ-aminobutyric acid receptors Proc Natl Acad Sci USA. 2000, 97(9), 4417–4418 Pubmed PMC34311
- Strang J. Absinthe: what's your poison? BMJ, 1999, 319, 1590
- Verordnung des EDI über alkoholische Getränke
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.